Eichstätt
Finanzdirektor und Heimatforscher

Eichstätts Ehrenbürger Julius Joseph Maria Ritter von Sax verfasste 350 Seiten Stadtgeschichte

20.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:58 Uhr
350 Seiten umfasst die handschriftliche Chronik der Stadt Eichstätt von Julius Joseph Maria Ritter von Sax (1816 bis 1898). Im "Sulzbacher Kalender" von 1861 ist diese Illustration vom "Kloster Mariastein" abgedruckt. −Foto: Ettle (Repros)

Eichstätt (EK) Julius Joseph Maria Ritter von Sax war Regierungsdirektor der bayerischen Finanzverwaltung, ein leidenschaftlicher Erforscher der Heimatgeschichte, fleißiger Buchautor und Ehrenbürger der Stadt Eichstätt.

Jeder am Geschick der Menschen und Orte der engeren Heimat Interessierte kommt an seinen Büchern nicht vorbei, insbesondere an "Eichstätt. Geschichte des Hochstifts und der Stadt", das in zweiter, neu bearbeiteter Auflage 1927 erschienen ist.

Die beruflichen Stationen von Julius Sax liegen in mehreren bayerischen Städten, bemerkenswert ist seine Beziehung zu Eichstätt. Nach den Aufzeichnungen des Neustädter Stadtarchivars Anton Metzger hat der hohe Beamte 1844 Karoline Nar, die Tochter des Eichstätter Advokaten am Appellationsgericht, Joseph Nar, geheiratet. Das Ehepaar bekam zwei Töchter. 1860 verstarb seine Frau Karoline, schon ein Jahr später heiratete Sax deren Schwester Mathilde.

Julius Sax hat eine beachtliche Anzahl von Büchern hinterlassen. Da er Gründungsmitglied des am 3. Juli 1886 ins Leben gerufenen Historischen Vereins Eichstätt war, hat er viele seiner Werke in Eichstätt belassen. Ein 350 Seiten starkes, in deutscher Handschrift verfasstes Buch, "Chronik der Stadt Eichstätt von 1806 bis 1851", mit kostbarem Ledereinband und Golddruck-Titel ist im Besitz des Historischen Vereins und lagert im Tresor des Rathauses.

Das Vorwort unterzeichnete der Forscher so: "Landshut an der Isar 1890. Julius Sax, k. Regierungs-Direktor a. D. , Ehrenbürger der Stadt Eichstätt". Seine letzten Lebensjahre hatte er in Landshut verbracht, wo er am 23. Juni 1898 gestorben ist.

Geboren wurde Julius Joseph Maria von Sax in Neustadt an der Donau am 1. Februar 1816. Seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte er in Ingolstadt, wo sein Vater als Rentbeamter (Finanzbeamter) tätig war. Dort, und einige Zeit in Neuburg, besuchte er Volksschule und Gymnasium, in München absolvierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität ein Fachstudium und bestand 1839 das Staatsexamen. Beiträgen von Franz Sales Romstöck in den Sammelblättern der Historischen Vereine Eichstätt und Ingolstadt zufolge waren seine beruflichen Stationen: Königliches Landgericht und Königliches Rentamt Ingolstadt, Finanzkammer Regensburg, die Regierung Oberfranken in Bayreuth und die Regierung von Niederbayern in Landshut. Im Jahr 1845 wurde Sax Rentbeamter in Brückenau, ein paar Jahre später kam er nach Fürth. Von 1858 bis 1870 war der Beamte als Regierungsrat in Ansbach tätig.

Die nächste Wirkungsstätte war die Finanzkammer in München, wo ihm der Orden des heiligen Michael Erster Klasse für seine Verdienste um den bayerischen Staat verliehen wurde. Zugleich wurde er zum Rat am Obersten Rechnungshof befördert. Schließlich erfolgte 1875 die Ernennung zum Direktor der Finanzkammer bei der Königlichen Regierung von Niederbayern in Landshut. Bei seiner Versetzung in den Ruhestand 1883 verlieh ihm der König das Ritterkreuz der bayerischen Krone.

Das Interesse Julius von Sax' galt der Geschichte, insbesondere der des Hochstifts und der Stadt Eichstätt. Er befasste sich mit Ingolstadt und den Pfarreien Unsere Liebe Frau und Sankt Moritz. Hinzu kam die Erforschung der Geschichte seiner Vaterstadt Neustadt.

Das im Jahr 1890 der Stadt Eichstätt übergebene handschriftliche Buch hat Julius von Sax mit einer Fotografie, aufgenommen am Berg oberhalb des Siechhofs, ausgestattet. Das Bild ist auf jeden Fall vor 1886 entstanden, da erst in diesem Jahr der Grundstein für die evangelische Kirche gelegt worden ist, die auf der Fotografie fehlt. Ferner fügte der Autor Stadtübersichten von 1620 und 1720 sowie verschiedene Siegel mit Stadtwappen bei. "Mit diesen Blättern soll der lieben Stadt Eichstätt eine Rückerinnerung an die letzten 50 Jahre ihrer Einverleibung in das Königreich Bayern geboten werden", schrieb Sax. Er sei auf die Diözesan- und Stadtgeschichte, Fluktuation des bürgerlichen Wohlstandes, kleinere Tagesereignisse und Biographien eingegangen. Erstaunlich ist die Schönheit der Schrift und die Regelmäßigkeit der Buchstaben des damals bereits rund 75-jährigen Verfassers, wobei keine Ermüdung sichtbar ist.

Zu lesen ist von den Gefühlen, welche die Eichstätter im März 1806 bewegten, als dem neuen Landesherrn, dem bayerischen König, gehuldigt wurde, weiter als der Verkauf gefärbter Ostereier verboten wurde und als Eichstätt 1810 die Hauptstadt des Oberdonaukreises wurde. Natürlich ist die Ära der Herzöge von Leuchtenberg Thema ebenso wie die große Zahl mildtätiger Stiftungen und die städtischen Haushalte. Julius Sax fügte auch ein Personen-, Orts- und Sachregister an. Das Buch ist eine wertvolle und würdige Gabe zum Dank für die Ernennung zum Ehrenbürger und Ehrenmitglied beim Historischen Verein.

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Josef Ettle