Filmkunst auf der Kippe

03.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:31 Uhr

"Kulturwerk-Union": Unter diesem Arbeitstitel hat eine Künstlergruppe um die Regisseurin Julia Mayr ein Konzept vorgelegt.

Ingolstadt (DK) Der Eigentümer der Altstadtkinos will Fakten schaffen: Mit Hochdruck will der Ingolstädter Investor Klaus Bogisch das Kulturprojekt im Union in der Josef-Ponschab-Straße verwirklichen. Nur wenig Chancen gibt er jedoch der Wiederbelebung von Cinema und City in der Manggasse.

"Das Kino ist im Moment tot", sagte Klaus Bogisch gestern auf Anfrage des DK. Fast ein Jahr lang, so der Eigentümer der Altstadtkinos in der Manggasse, sei mit potenziellen Betreibern für die ehemaligen Filmtheater Cinema und City gesprochen worden. "Sowohl die Stadt als auch ich haben für die Startphase große Unterstützung zugesichert", berichtet der Ingolstädter, der nun "keine Grundlage" für weitere Pläne sieht. "Es gibt keine Gesprächspartner mehr." Der Knackpunkt in den Verhandlungen ist aus seiner Sicht die mangelnde Bereitschaft eines Unternehmers, auch langfristig ins Risiko zu gehen.

"Ich bin nach wie vor interessiert", hebt hingegen Andreas Clasen, Betreiber des Audi-Programmkinos, hervor. Allerdings benötige er eine schriftliche Vereinbarung mit der Stadt Ingolstadt, die sein Konzept unterstützen müsse. Sollte sich der Filmexperte mit dem Investor Klaus Bogisch nun doch einigen können, stünde einer Wiedereröffnung von Cinema und City im Januar 2010 nichts im Wege. Clasen, der die Technik modernisieren und das Haus in kleinerem Umfang sanieren will, lässt sich jedoch nicht unter Zeitdruck setzen. "Ich will jetzt nichts übers Knie brechen."

Weiter zurückhaltend gibt sich der zweite Aspirant für die Altstadtkinos: "Es ist in der Zentrale noch keine Entscheidung gefallen", berichtet Jan Dörge vom Ingolstädter Cinestar. Das Multiplex-Unternehmen war im Sommer in die Verhandlungen um die Zukunft der Filmtheater eingestiegen, konzentriert sich nun aber offenbar auf die Entwicklung seines Hauses am Westpark. Dort wird im Dezember bereits der zweite Vorführsaal auf 3-D-Technik umgerüstet. "Wir sind mit dem Kinojahr mehr als zufrieden", verrät Dörge. Ein offenes Geheimnis sind natürlich auch die Ausbaupläne des Multiplexes am Westpark. "Wir müssen erweitern", stellt der Multiplex-Chef klar.

Pläne für Kultur-Plattform

Vor diesem Hintergrund konzentriert sich Investor Klaus Bogisch nun auf die Entwicklung einer Kultur-Plattform im Union-Kino in der Josef-Ponschab-Straße. "Wir wollen das jetzt schnell angehen und hier nicht auch ein Jahr warten", kündigt der Investor an. Bei der Wahl seiner Partner sei er völlig offen. "Ich habe keine Präferenzen", betont Klaus Bogisch, der bei Planung und Konzeption eng mit der Stadt zusammen arbeiten will. Für das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, schwebt ihm unter anderem ein Saal mit 200 bis 250 Sitzplätzen vor. Das geplante Kleinkunstprogramm soll sich sowohl an Jeans- als auch an Anzugträger richten. "Das Ambiente ist toll", schwärmt der Investor, der andere Nutzungsmöglichkeiten im Stil von Spielotheken kategorisch ausschließt. "Das wird es mit mir nicht geben."

Musiker mit Konzept

Zu den Bewerbern, die das Haus wirtschaftlich betreiben wollen, zählt zum Beispiel eine Gruppe um die Regisseurin Julia Mayr sowie die Brüder Christian und Matthias Neuburger von der Rockband Slut. Die jungen Künstler haben bereits ein umfassendes Konzept für ihre Vision des "Kulturwerk-Union" vorgelegt und unter anderem beim Kulturreferenten Gabriel Engert präsentiert. Architekt Christian Neuburger hat auch eine erste Kostenschätzung ausgearbeitet, denn teilweise müsste das Gebäude umgebaut werden. "Das Problem sind die Kosten für den laufenden Betrieb", schildert Julia Mayr, der ein Kulturverein als Betreiber vorschwebt.

Für die Finanzierung des Umbaus in der Josef-Ponschab-Straße gibt es möglicherweise bereits eine Teillösung: "Ich gehe davon aus, dass die Sanierung wie bei anderen Projekten auch von der Städtebauförderung unterstützt werden könnte", sagt Stadtplaner Siegfried Dengler, der in die Projektpläne eng eingebunden ist. Mit Blick auf die Manggasse appelliert Dengler eindringlich: "Wir Ingolstädter haben eine Chance, wieder Kinos in die Altstadt zu bekommen", so der Stadtplaner, der hinzufügt: "Das wird aber nicht ohne Unterstützung gehen."