Eichstätt
Filigran und detailreich

Bistums-Kunstwerk des Monats: Die Breitenbrunner Tilly-Monstranz aus dem Jahr 1507

11.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr
Die Tilly-Monstranz aus Breitenbrunn. −Foto: Foto: Franz Kraus

Eichstätt/Breitenbrunn (pde) Adelige Spender, nämlich die Herren von Wildenstein, haben im 16. Jahrhundert die Pfarrei Breitenbrunn mit einem Kunstwerk von besonderem Rang bedacht: einer Monstranz aus dem Jahr 1507. Dass sie auch heute noch in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aufbewahrt wird, verdankt die Pfarrei Johann T'Serclaes Graf von Tilly, dem berühmten Feldherrn des Dreißigjährigen Kriegs.

Die Kultur- und Denkmalpflege der Diözese Eichstätt stellt die Tilly-Monstranz auf der Homepage des Diözesanmuseums als Kunstwerk des Monats April vor.

Die Monstranz ist aus Silber gearbeitet, teilweise vergoldet, und misst in der Höhe 83 cm. Sie wurde in Nürnberg gefertigt. Stifter waren die Brüder Albrecht, Alexander und Martin von Wildenstein, ein Rittergeschlecht, das sich nach der gleichnamigen Burg benannte. Zu dieser Zeit hatten die Wildensteiner auch die Herrschaft auf Breitenegg inne, weshalb sie für die Breitenbrunner Pfarrkirche Stiftungen getätigt haben und diese als ihre Grablege bestimmten. Die Namenspatrone der drei Brüder sind auch auf der Monstranz dargestellt.

Die Breitenbrunner Monstranz blieb der Pfarrei allerdings nicht lange erhalten. Wegen eines Streits über die Patronatsrechte zwischen dem Herzog von Bayern und dem Grafen von Pfalz-Neuburg wurde sie 1593 in München deponiert. Der im Dreißigjährigen Krieg zum kaiserlichen Oberbefehlshaber aufgestiegene Johann T'Serclaes Graf von Tilly, der die Katholische Liga erfolgreich in zahlreiche Schlachten geführt hatte und 1624 mit der Herrschaft Breitenegg belehnt worden war, vermittelte im Jahr 1631 in dem Streit und führte die Monstranz nach Breitenbrunn zurück. In diesem Zusammenhang dürfte sie leicht umgearbeitet worden sein. Seither trägt die an sich von den Wildensteinern gestiftete Monstranz die Bezeichnung Tilly-Monstranz. Im Bewusstsein der Bevölkerung ist Graf von Tilly vor allem als Wohltäter noch sehr präsent. Bis heute erinnert das Tilly-Schlösschen an diese Periode der Ortsgeschichte. Im Gedenken an ihn wird jährlich ein historisches Tilly-Fest gefeiert.

In der Kunstgeschichte sind nur noch 20 Nürnberger Monstranzen aus gotischer Zeit bekannt. Viele dürften während der Reformation eingeschmolzen worden sein. Die Tilly-Monstranz ist als filigraner Turm gestaltet. Zwischen den Pfeilern stehen auf dünnen Säulen die Figürchen der Heiligen Sebastian und Christophorus, an den Außenseiten erkennt man die trauernde Maria und den Evangelisten Johannes. Die Pfeiler tragen Baldachine, sie enden in fein gearbeiteten Fialen, flankierenden Türmchen. Über dem Schaugefäß erhebt sich ein großer Turmhelm, in dessen Baldachin die Figur des Schmerzensmannes untergebracht ist. Der Fuß ist graviert mit Bildnissen der Muttergottes und der Heiligen Leonhard, Sebastian, Martin, Alexander und Albert, jeweils eingebettet in Maßwerkformen und Blattwerk. Als Vorlagen für die Figuren dienten dem Silberschmied wohl Stiche von Albrecht Dürer. Mit ihrer kunstvollen Ausarbeitung gehört die Breitenbrunner Monstranz zu der prächtigsten ihrer Gattung, erklärt Dr. Emanuel Braun, der Leiter des Eichstätter Domschatz- und Diözesanmuseums.

Breitenbrunn ist eine der ältesten christlichen Siedlungen der Gegend. Im 9. Jahrhundert wird der Ort, der an der Grenze zum Bistum Regensburg liegt, zum ersten Mal erwähnt. Die heutige Pfarrkirche besteht aus einem Chorturm aus dem 13. Jahrhundert und einem spätbarocken Langhaus. Dieses wurde 1716 bis 1717 errichtet und ungewöhnlich reich ausgestattet, was vor allem auf die Inhaber der Herrschaft Breitenegg, die Grafen von Tilly und später die Freiherren von Gumpenberg, zurückzuführen ist.

Mit der Reihe "Kunstwerk des Monats" will das Domschatz- und Diözesanmuseum einige in der Öffentlichkeit bisher weniger bekannte Entdeckungen aus dem Bestand der Kunstgegenstände vorstellen.