Hundszell
Filet aus feinen Fäden

Treffen von Strickerinnen aus der ganzen Region im Bauerngerätemuseum

03.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:22 Uhr

Unter der Zeichnung der Kuh trafen sich am Sonntagnachmittag im Bauerngerätemuseum Strickerinnen aus der ganzen Region zum Erfahrungsaustausch. - Foto: Pehl

Hundszell (DK) Eine Saisoneröffnung anderer Art gab es am Wochenende im Bauerngerätemuseum Hundszell: Parallel zur Ausstellung "The Power of Cow", die in allen Räumen gezeigt wird, klapperten im Veranstaltungsraum die Stricknadeln. Die Sitzweil-Gruppe hatte Frauen aus der Region geladen.

Schals, Tücher, Jacken, Socken, Deckchen, Kissenbezüge und sogar eine Klosterarbeit, eine sehr kunstvoll bestickte schwarze Madonna, waren am Sonntagnachmittag der ganze Stolz der vielen Frauen, die der Einladung von Annemarie Schindlbeck gefolgt waren. Die rührige Vorsitzende der Sitzweil-Gruppe, deren Teilnehmerinnen bis aus einer Entfernung von 70 Kilometern zu den regelmäßigen Treffen im Bauerngerätemuseum in Hundszell anreisen, hatte "Stricklieseln" aus Nah und Fern eingeladen, an der Eröffnung der neuen Saison teilzunehmen. "Ich weiß schon, die Sitzordnung ist zum Ratschen denkbar ungeeignet", räumte Annemarie Schindlbeck eingangs ein. An langen Tischen saßen die Frauen in Reihen, jede ihr Strick-, Häkel- oder Klöppelzeug vor sich. Die Teilnehmerinnen sollten, so die Absicht, auch mal aufstehen und so mit anderen in Kontakt kommen.

So wie beispielsweise mit Irene Schredl, die die Strickgruppe in Baar-Ebenhausen organisiert, die sich alle 14 Tage am Samstag bei ihr im Wollkistl trifft. 17 Frauen sind es insgesamt, die dort stricken und häkeln und nicht zuletzt auch Neubürgerinnen in Baar-Ebenhausen die Möglichkeit geben wollen, mit anderen in Kontakt zu treten. Und außerdem bekommen gerade Neulinge gute Tipps. Ob Stricken für Anfänger recht schwierig ist? "Ein guter Einstieg ist ein Schal. Das sind nur rechte Maschen", sagt Irene Schredl. "Bei größeren Sachen besteht immer die Gefahr, dass das irgendwann liegen bleibt."

Genügend Zeit ist ein Faktor, den man bei bestimmten Sachen durchaus einplanen sollte. So wie bei den Trachtenstrümpfen von Dorothea Ring, die für ihre unglaublich aufwendigen Prachtstücke aus einer vor ihr liegenden Strickschrift Zeile für Zeile ausstreicht. Monate braucht sie dafür. "Im Sommer geht's fast nicht, da hat man oft rutschige Hände", sagt sie.

Wesentlich schneller sind die Socken von Margot Krammer fertig: Zwei bis drei Tage braucht sie für ein Paar. Die Muster besorgt sie sich aus dem Internet, die Nadeln klappern abends vor dem Fernseher: "Das geht problemlos gleichzeitig." Stricken hat auf viele eine sehr beruhigende Wirkung. Ganz neu ist therapeutisches Stricken, das bei Depressionen zur Anwendung kommt und den Strickerinnen ein kleines Erfolgserlebnis vermittelt. "Es geht doch", sagt eine betroffene Frau. Sie ist in der Strickgruppe im Bürgerhaus Manching, die Angelika Mauz-Lüdtke gegründet hat.

Eine ganz besondere Kunst haben zwei Frauen aus ihrer Heimat Siebenbürgen mitgebracht, wo das sogenannte Filetstricken noch gepflegt wird. Vor drei, vier Generationen wurden auch in Bayern noch mit Hilfe von zwei Nadeln und einem Faden Gardinen und Kissenbezüge mit geometrischen Löchern hergestellt. Expertinnen der Sitzweil-Gruppe stellen an einem Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr besondere Handwerkstechniken vor: 30. April Posamentenknöpfe, 21. Mai Filetknüpfen, 11. Juni Klöppeln, 9. Juli Norwegermuster, 6. August Kreuzstich, 17. September Hohlsaum und 15. Oktober Kunststricken.