Eichstätt
FFP2-Masken aus Eichstätt

Semet Global baut Serienproduktion auf

18.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:02 Uhr
  −Foto: Meßner

Eichstätt - Ende März ist bei der Firma Semet Global im Industriegebiet in Eichstätt ein größeres Paket aus China angekommen.

Genau genommen waren es mehrere ziemlich große Pakete mit einer Unmenge an Einzelteilen. Zusammengebaut sollte das eine Maschine zur Fertigung von FFP2-Masken ergeben. Das Problem: Die Aufbauanleitung verdient diesen Namen nicht, und alles war chinesisch beschriftet. Also hat sich Geschäftsführer Mikail Akkoyun erst einmal eine App auf sein Smartphone geladen und alles übersetzt.

Naiv sind die Verantwortlichen bei Semet Global aber nicht an das Projekt "FFP2-Masken aus Eichstätt" gegangen. Sie wussten, auf was sie sich einlassen. Schließlich produzieren sie seit Herbst 2020 am Standort Eichstätt medizinische Masken und hatten bereits Erfahrung mit solchen Maschinen aus China. Der Unterschied in der Funktionsweise zur Herstellung von FFP2-Masken ist nicht mehr so groß.

Die Produktion medizinischer Masken läuft mittlerweile routinemäßig. Über einen Großabnehmer verkauft Semet Global etwa 100000 Stück pro Woche. Hinzu kommen noch diverse kleinere Stückzahlen oft von lokalen Betrieben oder auch Bürgern, die einfach vorbeikommen und sich mit den Masken eindecken.

Semet Global arbeitet gerade mit Hochdruck daran, dass es auch mit der Herstellung der FFP2-Masken so rund läuft. Die Entscheidung, in die Produktion von FFP2-Masken einzusteigen, sei schnell gefallen gewesen, sagt Akkoyun. Als die FFP2-Masken zur Pflicht wurden, war für den Geschäftsführer klar: "Das können wir auch. " Geplant war der Produktionsstart Anfang April. Die ersten Muster sind bereits entstanden - inklusive Schriftzug der Firma. Allerdings gibt es noch kleinere Probleme, weil offenbar einige Teile bei der Lieferung gefehlt haben. Sie sollen zeitnah geschickt werden, damit die Produktion starten kann. "Die Zeit drängt etwas, wir haben sehr viele Anfragen", sagt Akkoyun.

Die FFP2-Masken werden von der Maschine vollautomatisch produziert. Am Anfang der Produktionslinie sind fünf große weiße Stoffballen auf Rollen aufgehängt. Nach mehreren Verarbeitungsschritten laufen keine zehn Meter weiter in Folie verpackte FFP2-Masken vom Band. Die maximale Kapazität der Maschine liegt bei rund 240000 Stück täglich. Dazu müsste sie aber 24 Stunden am Tag durchlaufen. Das hält Akkoyun für unrealistisch.

Die verwendeten Stoffe bezieht Semet Global allesamt aus Deutschland. Angst, dass die Firma auf den Masken sitzenbleiben könnte, weil es sie derzeit schon in jedem Verbrauchermarkt für unter einen Euro gibt, hat die Firma nicht. "Wir planen langfristig", sagt Akkoyun und fügt hinzu: "Ein gewisser Bedarf an FFP2-Masken ist immer da. " Er verweist beispielsweise auf die Baubranche, wo FFP2-Masken überall dort eingesetzt werden, wo es staubig wird.

Der Preis für die Masken "Made in Eichstätt" dürfte etwas höher liegen, aber Akkoyun glaubt, dass er konkurrenzfähig sein werde und die Kunden bereit seien, etwas mehr für Qualität aus Deutschland zu bezahlen. "Wir sind zuversichtlich, dass sich die Maskenproduktion rentieren wird. "

Abgesehen von der Automobilbranche, die laut Akkoyun trotz Pandemie vergleichsweise gut läuft - Semet Global hat demnach nun auch Tesla als Kunden gewinnen können -, baut sich das Unternehmen mit der Maskenproduktion ein weiteres Standbein auf. Aktuell sind sechs Mitarbeiter rein für die reibungslose Produktion und die Verpackung der medizinischen Masken zuständig. Mit dem Anlaufen der FFP2-Masken kündigt Geschäftsführer Akkoyun weitere Einstellungen an, darüber hinaus ist geplant, das Firmengelände zu erweitern. "Wir wollen uns stärker im medizinischen Bereich engagieren", sagt Akkoyun - über die Maskenproduktion hinaus. So hat Semet Global seine Kontakte genutzt und bereits vor Wochen 70000 Selbsttests geordert. Die Nachfrage sei riesig gewesen, so Akkoyun. Sowohl von Unternehmen als auch von Bürgern. "Rund 2000 haben wir noch", sagt er. Mehr ist unterwegs. Sie sollten demnächst eintreffen - ebenso wie die fehlenden Teile der FFP2-Maschine.

EK

Markus Meßner