Dietfurt
Feurige Tropfen aus China

Spirituosen-Tasting in Dietfurt begeistert die Teilnehmer - Vier Schnäpse stehen zur Auswahl

20.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
Ein Abend der chinesischen Spirituosen: Wei Kang (von links), Pia Pritschet und Kam Wing Yuen zeigten China von einer anderen Seite. −Foto: Patzelt

Dietfurt (DK) Ob klar oder dickflüssig, ob feurig oder mild - auf alle Fälle hochprozentig. Beim Spirituosen-Tasting im Rahmen der Reihe "China im Kulturhaus" der Stadt Dietfurt konnte man das Reich der Mitte mal von einer ganz anderen Seite kennen lernen. Und da in China nicht getrunken wird, ohne dass dabei auch gegessen wird, durften die 26 rundum begeisterten Teilnehmer die Schnäpse zusammen mit verschiedenen schmackhaften landestypischen Spezialitäten genießen.

"Huan ing quang lin" - Mit einem kräftigen "Herzlich willkommen" begrüßte Wei Kang vom Münchener Konfuzius-Institut die Gäste. Und auch die Touristikmanagerin der Stadt Dietfurt, Pia Pritschet, freute sich auf einen "launigen Abend" zum Auftakt des neuen Jahres. "Es sind sicherlich tolle Schnäpse, die wir heute hier in unserem Kulturhaus kosten dürften", meinte Pritschet und ließ damit bereits bei so manchem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Vier hochprozentige, köstliche Schnäpse stellte Kang im Rahmen des bestens organisierten Spirituosen-Tastings vor.

Zunächst übte der Referent allerdings mit den Gästen ein bestimmtes Wort ein: "Baijiu." "So bezeichnen wir in China Spirituosen, die auf Getreidebasis hergestellt werden. Bai heißt so viel wie weiß, aber auch klar - und Jiu Alkohol. Baijiu ist also der Klare - und damit Chinas Schnaps. In unserem Land gibt mehr als 10000 Destillerien." Baijiu ist mit rund 13 Milliarden Litern pro Jahr die am meist getrunkene Spirituose der Welt. Am Anfang sei Baijiu der Schnaps der Allgemeinheit, der Arbeiter und Bauern gewesen, erst Mao Zedongs Revolutionäre hätten ihn zu einer Spirituose für die Eliteklasse erhoben, war zu erfahren.

Laut den Worten Kangs hat der Schnaps bereits viele Dichter zum Schreiben angeregt. "Sie brauchten ihn, um Ideen zu haben." Chinas Literaturnobelpreisträger Mo Yan habe beispielsweise gesagt: "Wer dem Schnaps fern bleibt, kann unmöglich über Literatur reden."

Aus Luzhou im Südosten der chinesischen Provinz Sichuan stammte die erste Schnapssorte, die Kang vorstellte. Die Stadt liegt am Zusammenfluss des Jangtsekiang und Tuo Jiang und die Region verfüge über alles, was man für das regionale Braugeschäft benötige. "Sie ist für ihre Braukunst weltweit bekannt", so der Referent. "Bereits beim Riechen spürt man die Stärke und im Mund dann die Kraft des Schnapses", geriet Kang sogar ein wenig ins Schwärmen. Allerdings verfüge der Klare über wenig Nachhaltigkeit: "Bereits beim Runterschlucken ist dieses vorher entfachte Feuer schnell abgebrannt." Gebraut wird der Schnaps unter Verwendung von Hirse, Weizen und Getreide. Sein Alkoholgehalt beträgt 52 Prozent. Natürlich durften die Gäste die Spirituose, wie auch die anderen Schnapssorten, probieren.

Als eine der bekanntesten Marken Chinas bezeichnete Kang den 53-prozentigen Weinbrand Moutai Yingbin. Er wird aus roter Hirse und Weizen gebrannt und ist nach der Großgemeinde Maotai, der Stadt Renhuai in der Provinz Guizhou im Südwesten des Landes, benannt. Der Referent ordnete die Schnapssorte in die Kategorie "dickflüssig" ein. "Aufgrund der regionalen Kulturen und der Mikroorganismen hat er seinen eigenen Geschmack. Er ist im Mund nicht so stark zu spüren wie der Klare. Allerdings bleibt die Duftnote länger im Mund erhalten", wusste der Referent zu berichten. Bereits während der Qing-Dynastie sei Moutai vor rund 300 Jahren zum ersten chinesischen Branntwein geworden, der in großer Menge in Produktion ging.

In die Kategorie der aromatisierten Schnäpse ordnete Kang die Spirituosen drei und vier ein. Während der Bambusschnaps Chu Yeh Ching Chiew mit 45 Prozent der mit dem niedrigsten Alkoholgehalt war, schafft es Mei Kuei Lu Chiew auf 54 Prozent. Chu Yeh Ching Chiew ist eine chinesische Spirituose, die mit mehreren ausgesuchten Kräutern gebraut wird. Laut Kang finden auch Heilkräuter aus der Welt der traditionellen Chinesischen Medizin Verwendung. Die Kräuter stammen vorrangig aus der Provinz Shauxi. Eine der Zutaten sind Bambusblätter, die dem Schnaps seine charakteristische gelb-grüne Farbe geben. "Die Basisstoffe dieser Schnäpse sind mit Hirse, Gerste und Erbsen identisch mit den anderen Sorten. Allerdings kommt hier noch die Aromatisierung hinzu", erläuterte Kang.

Vom herrlichen Duft der Rosenblätter zeigte sich Mei Kuei Lu Chiew geprägt. "Hierfür werden die frischen Rosenblätter in heißem Wasser für etwa zwölf Stunden eingelegt. Die Spirituose ist stark gesüßt und schmeckt daher nicht bitter", erklärte Kang den Gästen. Auch die benutzten Gläser entfalteten lange nach dem Trinken noch den typischen Duft nach der Königin der Blumen.

Die Touristikmanagerin Pia Pritschet betonte, dass sämtliche Spirituosen vom Dietfurter China-Restaurant 7-Täler in der Mallerstetter Straße zur Verfügung gestellt worden seien. Danach zeigte Kang den Besuchern mit "Schnick, schnack, schnuck" und dem Zahlenspiel noch zwei beliebte Trinkspiele. "Der Verlierer muss durch Gesang oder Aufsagen eines Gedichtes zur Unterhaltung des Abends beitragen", so der Referent mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht.

Und da man in China beim Trinken auch immer etwas iss, hieß es anschließend "Chin ning man jon", was übersetzt so viel wie "Guten Appetit" bedeutet. Der Koch des Dietfurter China-Restaurants, Kam Wing Yuen, hatte für die Gäste des Spirituosen-Tastings einige Spezialitäten vorbereitet. Sie durften sich gebratene Nudeln und Mini-Frühlingsrollen, gebackene Curry-Ecken, das Teiggericht Jiaozi oder gedämpfte Xia Mao schmecken lassen. Zur Abrundung hatte der Koch noch Schinken auf Käse- und Traubenspießen bereit gestellt. Und dass die begeisterten Teilnehmer am Tasting anschließend ihren Heimweg zu Fuß antraten, verstand sich von selbst.

Anton Patzelt