Ingolstadt
Feuer im Indian Palace

Sieben Verletzte bei Brand eines Restaurants an der Haunwöhrer Straße

30.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:56 Uhr
Küche und Gastraum im Lokal Indian Palace von Betreiber Surinder Multani (unten links) wurden in der Nacht zum Donnerstag ein Raub der Flammen. 19 Menschen waren in den oberen Stockwerken des Hauses, als das Feuer ausbrach. Einige wurden von der Feuerwehr gerettet, andere befreiten sich selbst durch waghalsige Kletteraktionen oder einem Sprung aus dem Fenster. Sieben Menschen wurden bei dem Brand verletzt. Noch ist unklar, was das Feuer ausgelöst hat. −Foto: Eberl (2)/Reiß

Ingolstadt (DK) Im Restaurant Indian Palace an der Haunwöhrer Straße ist in der Nacht zum Donnerstag ein Feuer ausgebrochen. In teils dramatischen Szenen retteten sich die Bewohner ins Freie, einige verletzten sich, als sie aus dem zweiten Stock in die Tiefe sprangen, um Rauch und Flammen zu entgehen. Auch wegen des Engagements zahlreicher professioneller und ehrenamtlicher Einsatzkräfte kam es am Ende nicht zu einer Katastrophe.

Die Mitarbeiter des Restaurants hatten gerade Feierabend gemacht, ihr Abendessen eingenommen und waren in die Wohnräume im ersten und zweiten Stock des Hauses gegangen, als auf einmal Brandgeruch durch die Zimmer wehte. Zwei Angestellte alarmierten den Inhaber des Restaurants, Surinder Multani. "Die Kollegen haben wild an meine Türe getrommelt", erzählt er. "Ich war gerade ins Bett gegangen." Dann ging alles ganz schnell. In Unterwäsche stürzte Multani die Treppe hinunter und riss die Türe zur Küche auf. Der Raum stand lichterloh in Flammen. Qualm schlug ihm entgegen. In Sekundenschnelle füllte sich das Treppenhaus mit dichtem Rauch. Der Wirt widerstand dem Drang, sich nach rechts durch die Türe ins Freie zu retten und stürmte stattdessen zurück in den ersten Stock, um seine Familie und die anderen Mitarbeiter zu warnen. 19 Menschen leben in dem Haus direkt über dem Restaurant.

"Der Ausweg über die Treppe war nicht mehr möglich", sagt Multani. "Man konnte dort kaum atmen und gesehen hat man auch nichts." Einem Mitarbeiter gelang es dennoch, sich entlang des Treppengeländers zwei Stockwerke durch vollkommene Schwärze nach unten zu tasten. Ein anderer hangelte sich im ersten Stock aus dem Fenster, balancierte über einen regennassen Sims auf ein Vordach und gelangte so in den Biergarten des Restaurants. Multani rettete sich, seine Frau und die beiden zwölf und acht Jahre alten Kinder zunächst auf ein Vordach, packte Sohn und Tochter und warf sie in die Arme seiner Kollegen, die sie unten auffingen. Auch seine Frau wurde so gerettet. Er selbst kletterte über die Dachrinne nach unten, landete unsanft auf einem Müllcontainer und verletzte sich leicht an der Hand.

Schlimmer traf es drei Kollegen im zweiten Stock. Sie hatten Panik und sprangen schließlich aus den Fenstern auf die Straße. "Ich glaube, einer ist dabei auf ein Treppengeländer gefallen", berichtet Multani. Mittlerweile eilten Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei heran. Als die ersten Einsatzkräfte wenige Minuten nach der Alarmierung gegen Mitternacht eintrafen, sahen sie die Verletzten auf dem Boden liegen.

"Rauch drang aus nahezu allen geöffneten Fenstern", schildert Franz Hierl von der Berufsfeuerwehr im Einsatzbericht den ersten Eindruck der Helfer. Fünf bis zehn Personen könnten sich noch in dem Haus befinden, wurde ihnen gemeldet. Ein Trupp mit schwerem Atemschutzgerät kämpfte sich so schnell es ging durch den dichten Rauch ins Innere. Schnell wurde klar, dass der Brand in der Küche ausgebrochen war. Offenbar durch eine Durchreiche hatte er sich in den Gastraum ausgebreitet, wo Teppiche, Wandverkleidung, Tische und Möbel Feuer fingen. Während die Feuerwehrleute im Inneren die Zimmer nach Eingeschlossenen durchsuchten, positionierten die Kollegen auf der Haunwöhrer Straße die große Drehleiter, um schnell reagieren zu können, sollten sich Bewohner an den Fenstern des Hauses zeigen. Auch auf der Rückseite wurden Leitern in Position gebracht. In den Wohnräumen stießen die Feuerwehrleute noch auf zwei Bewohner. Sie erhielten so genannte Brandfluchthauben: Mit Gasmasken versehene Kopfbedeckungen, die über das Gesicht und den Kopf gezogen werden. So ausgerüstet, konnten sie durch den Rauch ins Freie gebracht werden.

Neben der Berufsfeuerwehr waren auch die Kollegen der Freiwilligen Feuerwehren von Hundszell und Haunwöhr an dem Einsatz beteiligt. Die Feuerwehr Mitte rückte derweil in der Feuerwache ein, um die Besetzung sicherzustellen.

Die Geretteten wurden unter anderem von freiwilligen Helfern des Roten Kreuzes und der Johanniter betreut. Der Malteser Hilfsdienst war ebenfalls beteiligt und half dabei, Hilfsbedürftige zu transportieren. Die drei Verletzten, die aus den Fenstern gesprungen waren, mussten mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht werden, vier Personen hatten Rauchgasvergiftungen erlitten. "Wir sind heilfroh, dass nicht mehr passiert ist", sagt Multani. "Es war unglaublich, wie gut sich alle um uns gekümmert haben." Es habe sogar jemand eigens für die Kinder gesorgt. Das Rote Kreuz funktionierte in seiner Wache Auf der Schanz einen Schulungsraum zu einem provisorischen Bettenlager um, wo 15 Gerettete die Nacht verbringen konnten, wie Christiane Körner, Pressesprecherin des BRK berichtet.

Gegen 4.30 Uhr hatte die Feuerwehr die letzten Glutnester gelöscht. Der Kriminaldauerdienst begann noch in der Nacht mit der Suche nach der Brandursache. Noch gibt es allerdings keinen Hinweis darauf, was das Feuer ausgelöst haben könnte. Den Schaden schätzt die Polizei auf 500000 Euro. Gestern konnten die Bewohner schon wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Nur die Küche und das Restaurant dürfen noch nicht betreten werden. "Aber wir wollen so schnell wie möglich wieder eröffnen", sagt Multani.

Johannes Hauser