Eichstätt
„Feuer der Willkür“

Harald Parigger las aus historischem Roman

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr
War im Rahmen der „Hexerey“-Ausstellung zu Gast in Eichstätt: der bekannte Jugendbuchautor Harald Parigger. −Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) „In diesem Text wurde nichts hollywoodfilmmäßig hingedreht. Wenn ich ein Verhör schildere, stimmt daran jedes Detail!“ Selbstbewusst wies der Jugendbuchautor Harald Parigger bei seiner Lesung in der ehemaligen Johanniskirche auf die Authentizität seines Romans „Barbara Schwarz und das Feuer der Willkür“ hin.

Tatsächlich hat der Autor ausführlich recherchiert und Quellen studiert – kein Wunder: Denn Parigger ist nicht nur einer der erfolgreichsten Verfasser deutscher Jugendbücher, sondern auch promovierter Historiker. „Aber wissenschaftliche Publikationen haben eben eine beschränkte Wirkung“, erläuterte der Autor vor Beginn der Lesung. Daher habe er sich entschlossen, insbesondere Kindern und Jugendlichen Geschichte auf anderem Weg zu vermitteln, durch Romane – von denen es inzwischen eine stattliche Anzahl gibt, viele davon Bestseller der Jugendbuchliteratur und mit Preisen ausgezeichnet.

 

Schon bei den Studien zu seiner Dissertation stieß Parigger auf Bamberger Verhörprotokolle von Menschen (nicht nur Frauen), die der Hexerei bezichtigt wurden – und empörte sich darüber, dass es vorgefertigte Fragenkataloge gab: „Das ist so, wie wenn man heute in Prozessen einem Dieb dieselben Fragen stellen würde wie einem Kindsmörder!“ Das Thema ließ ihn nicht mehr los und bald erkannte er, dass insbesondere auf den Hochstifts-Territorien der Bistümer Bamberg, Eichstätt und Würzburg „Hexenverfolgung besonders rabiat betrieben wurde“. So entstanden zwei Jugendbücher: im Jahr 1996 „Die Hexe von Zeil“ und 2007 „Barbara Schwarz und das Feuer der Willkür“

„Wenn ich ein Verhör schildere, stimmt daran jedes Detail.“

Autor Harald Parigger

 

Darin geht es um eine historisch verbürgte Figur, eine mutige Frauengestalt aus dem 17. Jahrhundert; die Handlungszeit ist exakt auf die Jahre 1627 bis 1630 datiert: Barbara Schwarz war in der Nähe Bambergs die energische Wirtin des „Wirtshauses zur Gans“, gleichermaßen attraktiv wie auch begütert – was ihr zum Verhängnis wurde. Da sie ihrem Nachbarn Steffan Bairer weder ein Fischwasser überließ, das dieser begehrte, noch auf seine Versuche des Anbandelns einging, denunzierte er sie unter Eid der Hexerei. Die Folgen blieben nicht aus: Der fürstbischöfliche Hexenkommissar Dr. Ernst Vasolt taucht auf, sie in einen Kerker verschleppt, verhört und übel gequält.

Parigger demonstriert mit dieser Handlung, dass eine zu einseitige Sicht nicht zutrifft: „Es waren nicht nur die Kirche und ihre weltlichen Juristen die Initiatoren von Prozessen – es waren Menschen wie Sie und ich, die nicht davor zurückschreckten, ihre Mitmenschen zu denunzieren und einem grausamen Schicksal zu überantworten.“

Das weitere Schicksal der Protagonistin lässt sich nur erahnen, wie Parigger nach der Lesung erzählte: Zwar konnte Barbara Schwarz fliehen, wurde aber erneut verhaftet – weil ihr eigener Mann sie verraten hatte. In der Diskussionsrunde wies der Autor darauf hin, dass an der Universität Saarbrücken Quellen zur Geschichte der Hexenprozesse bereits ediert und bearbeitet werden, und erläuterte, wie Furcht vor Hexen in der Frühen Neuzeit allgegenwärtig war – „daran glaubte jeder, vom Bauern bis zum Fürsten, und auch Martin Luther.“