Eichstätt
Feucht und lehmig

Das Schaumbergbau-Gewölbe der Willibaldsburg konnte im Zuge seiner Sanierung besichtigt werden

19.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

 

Eichstätt (EK) Auf der Eichstätter Willibaldsburg gab es bei einer Führung einen Einblick in die Arbeiten auf zwei sonst der Öffentlichkeit unzugänglichen Baustellen: Die eine dient der Sanierung des Schaumbergbau-Gewölbes und der Schaumbergbau-Höfe, die andere betrifft den Schalenturm.

Als einen „historischen Moment“ bezeichnete Konstantin Buchner den Augenblick, als die Teilnehmer der Führung die Baustelle am Schalenturm betraten. „Weil wir noch nicht wissen, wie es mit der Gestaltung und Entwicklung des Turms weitergeht“, erklärte der Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach. Ob der Turm dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde, stehe noch zur Diskussion. „Aber er ist Teil der Geschichte der Burg, die man ja eigentlich zeigen will.“

600 000 bis 850 000 Euro werden jährlich für die Erhaltung der zweitgrößten Burganlage Bayerns aus Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt, sagte Herbert Kirschner vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt, der die Führung leitete. „Trotzdem bräuchten wir eigentlich das Dreifache, um alles in den Griff zu kriegen“, ergänzte er.

Bevor sie sich selbst ein Bild davon machen konnten, erhielten die Führungsteilnehmer weiße Helme. „Wir müssen auch ein bisschen kraxeln“, sagte Buchner – und so ging es ein Gerüst hinab zur Baustelle am Schalenturm, schräg gegenüber der Burgschenke. Dass dieser ehemalige Teil der Wehreinrichtung sanierungsbedürftig war, erkannten die Bauarbeiter, als sie im Zuge der Sanierungsarbeiten am Fundament der Südwand der Schaumbergbau-Höfe einen Zugang zum Gewölbe schaffen mussten. „Um hineinzugelangen, mussten wir den ganzen Bauschutt abtragen, den man früher einfach über die Mauer gekippt hat“, erzählte Kirschner. Da seien viele Risse im Turm aufgetaucht. „Wir hatten Angst, dass er nach unten abgleitet.“

Zur statischen Ertüchtigung, wie es in der Fachsprache heißt, wurde der Turm deshalb mit Ringankern versehen, die beim Rundgang auch zu erkennen waren. Das heißt, in die Mauern wurden ringförmige Bauteile eingefügt, um die Wand zu stützen. Bauforscher hätten anhand vom Mörtel und Farbresten außerdem herausgefunden, dass der Turm in zehn verschiedenen Bauphasen entstanden ist. „Er hatte drei Ebenen mit Öffnungen“, sagte Kirschner. Diese Fenster sind heute zugemauert, aber auch für die Laien unter den Besuchern bis heute deutlich sichtbar.

An erster Stelle steht derzeit aber die Sanierung des Schaumbergbau-Gewölbes, die noch drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen wird. Also kletterten die Besucher das Gerüst wieder hinauf und ein weiteres an der Außenseite der Südwand hinunter zum neuen Zugang des Gewölbes. Dieses wurde einst geschaffen, um eine horizontale Fläche für den Schaumberg-Bau zu ermöglichen. Den gibt es längst nicht mehr, an jener Stelle ist heute unter anderem der Biergarten der Burgschenke zu finden. Hier herrscht ein Problem mit Regenwasser. „Es bilden sich Wasserlachen, die unkontrolliert ablaufen“, erklärte Kirschner. „Das Wasser sickert ins Gewölbe und durchfeuchtet den Sockelbereich.“

So müsse die Oberfläche abgedichtet werden, um das Wasser über Drainagen oder Sickerschächte kontrolliert ableiten zu können. Mehrere Tonnen Kalkmörtel sollen die Fugen füllen und verhindern, dass das Wasser weiterhin ins Gewölbe sickert. Außerdem sollen zur Stabilisierung die Entlastungsbögen wieder hergerichtet werden. „Die Bogentechnik haben sie damals schon super beherrscht“, sagte Kirschner mit einem Blick auf einen der Bögen, der an der Wand neben dem Zugang zu erkennen ist.

Diesen haben die Bauarbeiter „mit einer Seilsäge und viel Handarbeit“ an einem Tag in die zwei Meter dicke Steinmauer gebrochen. Hier ging es auch für die Führungsteilnehmer an den tiefsten Punkt der Anlage. „Wir befinden uns jetzt in acht Metern Tiefe“, erklärte Kirschner im ersten Raum des Gewölbes. Es sei nicht bekannt, ob dieses auch als Lagerkeller oder dergleichen benutzt wurde. „Aber es ist durchaus vorstellbar, zum Beispiel für Sauerkraut.“

Je tiefer es ins Gewölbe ging, desto deutlicher wurde die Notwendigkeit der Sanierung: Der Grund ist lehmig und feucht, von der Decke hängen kleine Stalaktiten, die dem durch den Boden sickernden Wasser geschuldet sind. „Es ist schon sicher, der Statiker lässt uns noch drüberfahren“, erklärte Kirschner. „Aber irgendwann muss man es machen.“

Die Arbeiten direkt im Gewölbe werden beginnen, wenn die Oberfläche abgedichtet ist. Auch während der Sanierungsarbeiten wollen Kirschner und Buchner weitere Fachführungen anregen. „Wir sehen, dass das Angebot gut angenommen wird“, sagte Kirschner. Das Gewölbe werde zwar nicht in die dauerhafte Besichtigungslinie eingebunden. „Der Öffentlichkeit soll aber schon ab und zu Zutritt gewährt werden.“