Ingolstadt
Festungsforschung: Experten für dicke Mauern

Deutsche Gesellschaft für Festungsforschung hat am Wochenende ihre Jahrestagung in Ingolstadt

30.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr
Ingolstadts Festungsgeschichte tritt an vielen Stellen im Stadtgebiet zutage, hier im nordöstlichen Glacis, wo die Fronte Rechberg inzwischen von reichlich Grün umwuchert wird. Die Teilnehmer der Tagung am Wochenende werden sich einige markante Relikte aus der Festungszeit anschauen. −Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Die Erinnerung an Ingolstadts Bedeutung als frühere Festungsstadt wird vor allem vom örtlichen Festungsverein wach gehalten. Er ist am kommenden Wochenende Gastgeber für die 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung (DGF).

Die Zeiten, als Militärs vor allem auf dicke Mauern und schwere Kanonen zu ihrer Verteidigung setzten, liegt schon eine ganze Weile zurück – die Relikte dieser Epoche können jedoch noch da und dort bestaunt werden. In Ingolstadt gibt es bekanntlich gar nicht so wenige Bauwerke und Reste von Befestigungen aus der Zeit der Landesfestung des 19. Jahrhunderts. Erst kürzlich standen sie beim sogenannten Festungstag wieder mal im Rampenlicht. Dass sich die Profi- und Hobbyhistoriker der DGF nach einer ersten Visite vor rund zehn Jahren nun bereits zum zweiten Mal in der Schanz treffen, darf also nicht verwundern.

Der hiesige Festungsverein ist Mitglied im DGF, sein Vorsitzender Ernst Aichner, vormals Direktor des Bayerischen Armeemuseums, hatte bei der Jahrestagung 2016 im saarländischen Saarlouis eine Einladung nach Ingolstadt ausgesprochen. Er ist bekanntlich mit der beste Kenner der einstigen Landesfestung und wird den Gästen am morgigen Freitag und am Samstag bei einigen Führungen Einblicke in dieses wichtige Kapitel Ingolstädter Stadtgeschichte geben.

Anlass der Jahrestagung ist zunächst mal die Hauptversammlung der DGF, die am Samstagabend mit den üblichen Vereinsregularien im Kavalier Hepp (Stadtmuseum) stattfinden wird. Um diese satzungsgemäße Pflichtveranstaltung herum gestaltet die Gesellschaft regelmäßig ein Vortragsprogramm mit renommierten Fachleuten aus ihren Reihen, teils auch aus dem Ausland. Das Schwerpunktthema lautet diesmal „Festungsbau auf dem Weg in den Ersten Weltkrieg“.

Das komplette Treffen findet im Barocksaal des Stadtmuseums statt, der für die etwa 60 erwarteten Teilnehmer gerade die passende Größe hat. Von hier aus werden die Gäste, die bis Sonntag in hiesigen Hotels untergebracht sind, am späteren Freitagnachmittag zu einer Altstadtbesichtigung mit Ziel Rathaus aufbrechen, wo Bürgermeister Albert Wittmann die Runde begrüßen will. Für Samstagmorgen ist eine ausführlichere Besichtigung der noch vorhandenen Festungsbauwerke vorgesehen. Am Nachmittag steht ein obligatorischer Abstecher zum Fort Prinz Karl bei Katharinenberg an – diese Anlage ist eine der letzten ihrer Art in Deutschland und für die Fachleute von besonderem Interesse.

Etliche der Referenten, die das Vortragsprogramm bestreiten, sind Hobbyhistoriker, die in ihren Heimatregionen als Koryphäen gelten. Ernst Aichner hat die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Laien mit Detailkenntnissen aufwarten können, die in der wissenschaftlichen Literatur in dieser Informationstiefe kaum zu finden sind. Auch Gerd Riedel, Archäologe am Ingolstädter Stadtmuseum bzw. Stadtarchiv, und Ruth Sandner vom Landesamt für Denkmalpflege werden am Samstag vor den DGF-Experten referieren. Ihr Thema: „Rüstungsproduktion und Industrialisierung in der Festung Ingolstadt.“