Eichstätt
Festivalfreudig trotz Regen

1000 Besucher bei Open Air "Refugium" - 20 Live-Acts an zwei Tagen

23.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:30 Uhr
  −Foto: Steimle

Eichstätt (EK) "Wir bangen noch", heißt es an der Kasse, die Blicke gehen besorgt Richtung Himmel.

Nur 20 Minuten vor Beginn des interkulturellen Festivals "Refugium" prasselte am Samstagnachmittag ein Gewitterregen herab, der aber pünktlich zum Start wieder aufhörte. Doch vom Wetter ließen sich die etwa 1000 Besucher ohnehin nicht abhalten und feierten auf dem Uni-Gelände zwischen Theatron und Studihaus ein buntes und fröhliches Fest, das erstmals an zwei Tagen stattfand.

Während an den Essensständen noch aufgebaut wird, zieht DJ Baloo in der "Re:Creation-Area" die Plastiktüten von den Boxen und lässt als einer der ersten von 20 Live-Acts die Bässe wummern. Getanzt wird auch schon im Studihaus, in das die "Garden-Stage" verlegt wurde. "Es gab einen Regenplan und den mussten wir leider auch umsetzen", sagt Karolina Albrecht vom Verein "tun. starthilfe", der das Festival organisiert. Der Stimmung tut das keinen Abbruch, Claudi, Tobi und Alex, die gemeinsam das Chantrio bilden, heizen mit Reggae, Balkan, Ska und Latin den Zuhörern ein.

Schminken lassen, Dosenwerfen oder einfach über die Wiese rennen - auch für die Kinder ist auf dem Open Air einiges geboten. Noch bevor das Straßentheater aus Nicaragua mit Mimik und Akrobatik das Theatron erobert, sorgen in der Mitte zwei kleine Kinder für Unterhaltung - auch für erste Stehversuche gibt es Applaus.

"Ich freue mich, dass Kinder da sind, ich habe auch eine Überraschung für euch", verspricht Ezé Wendtoin, der mit dem Begriff Sänger allein nicht zu fassen ist, Schauspieler, Moderator und Liedermacher lässt sich noch anfügen. Schon der Soundcheck auf der "Campus-Stage" gerät zur Unterhaltungsshow, in der er sich als Student der Germanistik vorstellt, Goethe zitiert und nebenher die Lautstärke der Monitore auf der Bühne einstellen lässt. "Kommt weiter vor", diesem Wunsch kommen die Zuhörer schnell nach.

Der Musiker aus Burkina Faso beginnt mit einer überraschenden Version des Liedes "Dat du min Leevsten büst", wechselt von Deutsch über Französisch zu seiner Muttersprache Mooré und ist der Erste an diesem Tag, der die Besucher nicht nur zum Tanzen, sondern zum Mitsingen bewegen kann. Das gilt auch für die Jüngsten: "Jetzt will ich nur die Kinderstimmen hören", ruft Wendtoin und diese geben ihr Bestes. Doch der Auftritt ist nicht nur unterhaltsam, er ist auch politisch. Mehrfach ruft der Sänger zum friedlichen Zusammenleben auf, bringt Coverversionen von Konstantin Weckers "Sage Nein! " und "Schrei nach Liebe" von den Ärzten und zieht sich gemeinsam mit seiner Band Rettungswesten über, um Solidarität mit Flüchtlingen und Seenotrettern im Mittelmeer zu zeigen.

Fast ganz ohne Worte, nur mit Mimik, Tanz und Akrobatik, kommt das Straßentheater aus Nicaragua aus. Die vier Künstler von der Escuela de la Comedia y el Mimo erzählen eine Geschichte von Gut und Böse "und der Fee", wie sie den Zuschauer auf beschriebenen Tüchern mitteilen. Diese - allerdings bunt und ohne Schriftzug - lassen später am Abend die Bauchtänzerinnen von Mia Luna durch die Luft flattern.

Unterstützt wird der Verein "tun. starthilfe" auch in diesem Jahr von zahlreichen weiteren Organisationen sowie Fach- und Hochschulgruppen. So wickelt etwa die Fakultät für Soziale Arbeit Wraps, der Europastudiengang bietet Häppchen an, und Amnesty International verkauft Crêpes. Lebensmittel vor der Tonne retten können die Besucher am Stand des Arbeitskreises Foodsharing.

Als am späteren Abend wieder Regen einsetzt, interessiert das kaum einen mehr, vor allem in der "Re:Creation-Area" geht die Party weiter. "Wir sind sehr zufrieden", zieht Albrecht ein Fazit, vor allem am Freitag habe man, da das Festivals um einen Tag erweitert wurde, nicht mit so vielen Besuchern gerechnet.

Tina Steimle