Festgeld-Zinsen - Jetzt besser auf kurze Laufzeiten setzen?

21.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:02 Uhr

Wachsende Sparzinsen belegen die Wende hin zu höheren Renditen am Kapitalmarkt – daran wird auch die Japankrise nichts ändern. Wie sollten sich Sparer positionieren?

Steigende Inflationszahlen und gute Wirtschaftsdaten nicht nur in Deutschland sorgen für höhere Kapitalmarktzinsen. Die Europäische Zentralbank kündigte angesichts drohender Inflationsgefahren eine Erhöhung der Leitzinsen an. Auch die Banken reagieren: Bis zu 0,85 Prozent reichen die jüngsten Anhebungen der Sparzinsen.

So beschloss die ING-Diba den Zinssatz für einjährige Sparbriefe von 1,3 auf 1,5 Prozent heraufzusetzen, die SWK Bank erhöhte ihre Festgeld-Zinsen um bis zu 0,3 Prozentpunkte und die Von-Essen-Bank schraubte den Zinssatz des einjährigen Festgeldes von 1,5 auf 2,0 Prozent nach oben. Den größten Zinssprung gab es bei der Hanseatic Bank, die nunmehr für vierjährige Sparbriefe 3,35 statt bisher 2,50 Prozent Zinsen pro Jahr zahlt. Damit kommt das norddeutsche Geldhaus aber noch nicht an das Angebot der Bank of Scotland heran, die bei vierjähriger Zinsfestschreibung 4,0 Prozent Zinsen zahlt.

Wachsende Sparzinsen bringen Geldanlagen mit festen Zinsen in die Zwickmühle, denn die Zinsen werden unwiderruflich festgeschrieben. Läuft die Anlage über mehrere Jahre, besteht die Gefahr, dass der Zinssatz nach einiger Zeit deutlich hinter dem Marktzins hinterherhinkt. Folge: Es drohen Renditeverluste. Das Problem: Ein Ausstieg aus Festgeldanlagen ist nicht möglich. Wer Renditeabschläge vermeiden will, der sollte daher die Länge der Geldanlage mit Bedacht wählen.

Tagesgeld oder Festgeld?


Eine alternative Möglichkeit besteht darin, auf variabel verzinste Geldanlagen wie Tagesgelder zu setzen. Diese sind flexibel, das heißt Sparer können jederzeit ihr Geld abheben und in andere Anlagen umschichten. Zugleich passen die Banken die Zinsen regelmäßig der Marktentwicklung an. Bei steigendem Zinsniveau klettern auch die Gutschriften für Tagesgeldkonten mit einiger Verzögerung nach oben.

Eine andere Strategie wäre, bei Anlagen mit feststehenden Zinsen in der gegenwärtigen Situation eher auf kurze Laufzeiten zu setzen. Wer sich nur für sechs Monate oder ein Jahr bindet, der kann zeitnah in besser verzinste Papiere umschichten, wenn der Marktzins steigt. Allerdings gilt es hier genau abzuwägen, wie lange das Kapital insgesamt angelegt werden soll. Bei Festgeldern gilt nämlich das Prinzip: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz. Wählt der Sparer längere Laufzeiten, zum Beispiel vier oder fünf Jahre, genießt er den Vorteil, dass die Rendite das Zinsniveau für kurze Laufzeiten übersteigt, außerdem erlangt er Zins- und Kalkulationssicherheit. Möchte der Sparer beispielsweise Geld für fünf Jahre fest anlegen, so findet er aktuell bei der Bank of Scotland mit 4,5 Prozent Zinsen eine Top-Rendite. Aus 10.000 Euro werden so binnen fünf Jahren bei jährlicher Wiederanlage 12.461 Euro.

Renditeeinbußen bei kurzfristigem Festgeld

Rechnet der Sparer aber mit stark steigenden Zinsen und legt sich deshalb nur kurzfristig fest, so erzielt er laut Biallo-Festgeld-Rechner bei einjähriger Anlage maximal 2,6 Prozent Zinsen – ein Minus gegenüber fünfjährigem Festgeld von immerhin 2,4 Prozentpunkten. Klettert der Spitzenzins binnen zwölf Monaten um einen Prozentpunkt nach oben, erzielt der Anleger im zweiten Sparjahr zwar bereits eine Rendite von 3,6 Prozent, erleidet aber einen weiteren Renditeverlust von 0,9 Prozentpunkten gegenüber dem fünfjährigen Anleger. Sollten die Sparzinsen nach 24 Monaten weit nach oben geklettert sein und entschließt sich der Anleger nunmehr auf den vergleichsweise hohen, angenommenen Drei-Jahres-Zins von 6,0 Prozent für die restlichen 36 Monate zu setzen, so schafft er mit 12.659 Euro trotzdem ein um rund 200 Euro besseres Sparergebnis als der Fünf-Jahres-Anleger.

Allerdings kann die Strategie auch nach hinten losgehen. Klettern die Zinsen nämlich weniger stark, lauern Renditeeinbußen. Liegen beispielsweise die Zinsen für das dreijährige Festgeld nur bei 5,0 Prozent, so beträgt das Brutto-Sparergebnis trotz Zinseszinseffekt nur 12.304 Euro – ein Minderertrag von rund 350 Euro.

Fazit: Das Spekulieren auf steigende Zinsen ist riskant. Es gibt keine Garantien, dass die Renditen so stark steigen werden, dass der Gewinn am Ende höher ist als der Ertrag langfristiger Topzins-Angebote. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann sich Planbarkeit und hohe Zinsen bereits heute für mittelfristige Anlagezeiträume sichern. Wer allerdings nicht weiß, wie lange er das Kapital überhaupt anlegen möchte, der bleibt mit kurzfristigen Festgeldangeboten oder mit Tagesgeldern flexibel und chancenreich.

Geldanlage-Vergleich: Diese Zinsen gibt es derzeit bei Tagesgeld, Festgeld und Sparbriefen.
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