Fernsehen verboten

02.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:50 Uhr

Bauchtanz statt Glotze: Diese Alternative bot sich gestern den Schülern während des Projekts "Eine Woche ohne Fernsehen" in der Herschelschule. Lehrerin Bärbel Hasanaj schwang die Hüften. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Janin und Aylin haben durchgehalten. Die Schülerinnen der sechsten Klasse sind auch am vierten Tag der Woche ohne Fernseher überzeugt: "Wir schaffen das." Viereckige Augen bekommen auch die restlichen Schüler der fünften und sechsten Klasse nicht: Bis jetzt läuft alles wie geplant.

Angeregt wurde die Aktionswoche von den Jugendsozialarbeitern der Caritas. Sie beobachteten den allgemeinen Medienkonsum (dazu gehören neben dem Fernsehen auch Internet und Spielekonsolen) der Schüler. Festgestellt wurde, wenig überraschend, dass die Kinder zu lange vor den verschiedenen Bildschirmen sitzen. Diese Tatsache soll vor allem den Eltern klar gemacht werden. Sie müssen sich wieder mehr darum kümmern, was und auch wie lange ihre Schützlinge fernsehen. "Die Erziehungsberechtigten sind natürlich dazu angehalten, selbst mitzumachen. Oftmals schauen ja die Eltern und die Kinder setzten sich einfach dazu", erklärte die Jugendsozialarbeitern Katharina Graf. Die Schüler sollen in Zukunft weniger und vor allem kindgerechter schauen.

Um die neu gewonnene Zeit sinnvoll zu nutzen, haben die Familien bei einem Infoabend vergangene Woche ein Paket bekommen. Der Inhalt solle zu gemeinsamen Aktivitäten anregen. In der Kiste finden sich unter anderem eine Backform, Bowlinggutscheine und Informationen für Ausflugsziele in der Region.

An den Nachmittagen ist für die 20 Schüler der Hauptschule Auf der Schanz und an der Herschelstraße viel geboten. "Aktionen wie Minigolf, Selbstverteidigungstraining und eine Schnitzeljagd sollen auch für die Zeit nach der Aktionswoche zum Weitermachen anregen", sagt Graf. Heute Abend steht zum Abschluss der Woche des Verzichts eine Übernachtung in der Schule an. Davor wird es noch eine Nachtwanderung geben.

Bisher war die Aktion ein voller Erfolg. Graf betont, dass es sich hier um eine freiwillige Sache handelt: "Wenn die trotzdem glotzen, kommt keiner mit dem Zeigefinger." Verbote helfen aus pädagogischer Sicht sowieso wenig, und kontrollieren können die Sozialarbeiter auch nicht.

Die Eltern waren im Vergleich zu den Kindern weitaus weniger konsequent, und auch den Jugendsozialarbeitern ist der Verzicht schwer gefallen. Graf ist das besonders abends, wenn sie beim Fernsehen "mal abschalten" wollte, aufgefallen. Auch ihr Kollege Michael Holzer konnte besonders vergangenen Montag, beim Endspiel Deutschland gegen England, nur mit viel Willenskraft widerstehen. "Man gewöhnt sich halt dran."