Riedenburg
Felssicherung schreckt Uhu auf

Straße bei Gundlfing bleibt noch bis Mitte März gesperrt - Naturschutz erteilt Ausnahmegenehmigung

12.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:39 Uhr
  −Foto: Renner/LBV-Bildarchiv / ZdenekTunka

Riedenburg (rat) Wegen Felssicherungsarbeiten bleibt die Staatsstraße 2230 bei Gundlfing noch bis Mitte März gesperrt. Fast hätte ein dort lebendes Uhupaar für eine Unterbrechung des Projekts bis in den Sommer hinein gesorgt. Aber nach Auskunft des Staatlichen Bauamts Landshut hat die Höhere Naturschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung für die Fortsetzung der Arbeiten in Aussicht gestellt.

Bereits seit dem vergangenen Jahr wird die Straße vor herabstürzenden Felsen gesichert. Dafür wurde auf rund 600 Metern Länge ein neuer vier Meter hoher Steinschlagschutzzaun errichtet, der ein hohes Energieaufnahmevermögen aufweist. Allerdings gibt es lockere Felsformationen, die entweder mit kleinen Sprengungen abgetragen oder mit Stahlstäben an den bestehenden Felsen rückverankert werden müssen, wie es im Fachjargon heißt.

Die Arbeiten hätten sich aber wegen der schwierigen Witterungsverhältnisse verzögert, teilte Tobias Lindner vom Staatlichen Bauamt gestern mit. Man könne diese Tätigkeit nicht bei jeder Temperatur ausführen, sagte der für den Kreis Kelheim zuständige Abteilungsleiter.

Solange die Felssicherung nicht beendet ist, darf auf der Staatsstraße kein Verkehr rollen. Lindner erinnerte an einen Unfall im vergangenen Jahr, als die gesperrte Straße von einem Autofahrer verbotenerweise genutzt wurde und es prompt zur Kollision mit einem herabge-rollten Felsen gekommen war. "Es wird unter Hochdruck gearbeitet, aber die Sicherung der Straße ist unser oberstes Gebot", betonte Lindner.

Zuletzt bremste dann noch ein Uhupaar die Felssicherung. "Die Auflagen des Naturschutzes müssen eingehalten werden, denn beim Uhu handelt es sich um eine geschützte Art", weiß Lindner. Deshalb habe sich die Höhere Naturschutzbehörde in Landshut in den Fall eingeschaltet. Es sei eine Kartierung erfolgt, in die mögliche Brutstätten des Greifvogels aufgenommen worden sind.

Eine Anfrage des DONAUKURIER bei der Höheren Naturschutzbehörde blieb gestern unbeantwortet. Wie Recherchen beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Hilpoltstein ergaben, erfolgte die Entscheidung, den Schutz des Greifvogels zurückzustellen und die Felssicherung voranzutreiben, in Absprache mit den Vogelexperten (siehe eigenen Bericht).

Riedenburgs Bürgermeister Siegfried Lösch hatte in der Bürgerversammlung am Montagabend in Frauenberghausen ebenfalls von den Problemen mit dem Uhu berichtet.
 „Die Vögel sind extrem störungsanfällig“Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) trägt die Entscheidung mit, die Felssicherungsarbeiten bei Gundlfing trotz eines dort lebenden Uhupaares fortzusetzen. „Manchmal muss man leider Kompromisse eingehen“, erklärte Christiane Geidel auf Anfrage des DONAUKURIER. Aber die Bürger hätten es nicht akzeptiert, wenn die Staatsstraße wegen des Greifvogels    bis zum August gesperrt worden wäre.   Geidel ist für den LBV als Koordinatorin für das Artenhilfsprogramm Uhu tätig. 

Die Expertin erklärte, dass  der Uhu bereits  im Februar seine Hochbalz beginnt. Das Weibchen legt  meistens in der dritten Märzwoche ein bis zwei Eier, die dann  34 Tage bebrütet werden.  „Die Vögel sind während dieser Zeit extrem störungsanfällig“, sagte Geidel. Sie würden sehr sensibel auf Lärm  sowie  jegliche Aktivitäten in ihrem Umfeld reagieren und seien auf Ruhe angewiesen. Für gewöhnlich sei das in der Winterzeit kein Problem. Doch werde das Uhuweibchen aufgeschreckt, verlasse es das  Gelege und die Eier würden unterkühlt. „Dann sterben die Embryonen im Ei“, sagte Christiane Geidel.  Auch nach dem Ausschlüpfen bedürften die Küken der Wärme der Mutter. Da die Aufzucht der Kleinen vier bis fünf Wochen dauert, hätte man die Felssicherungsarbeiten also bis in den Juli hinein aussetzen müssen. „Ab August wäre dann alles zu verschmerzen“, meinte Geidel. 

Allerdings zählt der Uhu in Bayern nicht mehr zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten. Allein zwischen Weißenburg und Regensburg gebe es etwa 80 Brutpaare.   Die Tiere leben meist monogam und sind standorttreu.  Uhus im Altmühltal könnten bis zu zehn Jahre alt werden, man habe aber auch schon weitaus ältere Exemplare entdeckt. Sie sind Nachtjäger und vertilgen vor allem Mäuse – und das in erstaunlichen Mengen. Christiane Geidel beziffert  den täglichen Fleischbedarf eines Uhus auf 300 Gramm, eine Maus wiege gerade einmal rund 20 Gramm. Ein ausgewachsener Uhu ist 60 Zentimeter hoch, die Spannweite beträgt 1,70 Meter. Die Weibchen sind schwerer als die Männchen und wiegen bis zu vier Kilogramm.  
Der große Greifvogel steht an der Spitze der Nahrungskette, gefährlich wird ihm eigentlich nur der Mensch. In Bayern sterben die meisten Uhus durch Stromleitungen, aber auch der Straßenverkehr  bedeutet eine enorme Bedrohung für diese Tierart.