Fels in der Brandung

Kommentar

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Die Kanzlerin wollte ihn eigentlich nicht. Frank-Walter Steinmeier war nicht erste Wahl, sondern eher ein Verlegenheitskandidat aus der Not heraus, mangels Alternative. Nach einem Jahr im Amt ist klar: Steinmeier macht einen sehr guten Job in dieser schwierigen Zeit.

Dass er ein erfahrener, mit allen Wassern gewaschener Politiker ist, der das Geschäft aus dem Effeff beherrscht, hatten seine Kritiker nicht als Vorteil gesehen, sondern ihm zum Vorwurf gemacht. Inzwischen sind viele dieser Stimmen verstummt.

Nach dem Erdrutsch-Ergebnis der Bundestagswahl, den holprigen Versuchen einer Regierungsbildung und schließlich dem Scheitern eines Jamaika-Bündnisses, war es der Bundespräsident, der schnell und entschlossen die Initiative ergriffen und letztendlich entscheidende Weichen dafür gestellt hat, dass Deutschland wieder über eine stabile Regierung verfügt und die Hängepartie endlich vorbei ist. Das Staatsoberhaupt und sein Team haben sich als Krisenmanager bewährt und Schlimmeres verhindert. Die Krise war ein Glücksfall für ihn, und er war ein Glücksfall in der Krise. Mag Steinmeier auch kein so begnadeter Redner wie sein Vorgänger Joachim Gauck sein, so wirkt er doch wie ein Fels in der Brandung.

Angetreten als Anwalt der Demokratie, hat er diese Rolle gleich im ersten Jahr überzeugend ausgeübt, als es darum ging, die Irrungen und Wirrungen der Sondierungen und die Flucht vor der Verantwortung zu beenden. Angesichts der Unruhe in den Koalitionsparteien könnte Steinmeier als Vermittler früher oder später wieder gefordert sein. Doch wird es ihm auch sonst nicht an Themen und Aufgaben mangeln.