Budapest
Feiern im Sushi-Restaurant

Trotz WM-Aus in Runde zwei: Pförringer Judoka Sebastian Seidl qualifiziert sich für die Olympischen Spiele

08.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:04 Uhr
Großer Jubel bei Sebastian Seidl: Bei der WM in Budapest überzeugt der Pförringer Judoka trotz eines frühen Ausscheidens und sichert sich so das Ticket für seine zweite Olympia-Teilnahme. −Foto: Privat

Budapest/Abensberg - Freude pur bei Sebastian Seidl: Am Montag war der Judoka vom TSV Abensberg bei der WM in Budapest gefordert.

Doch obwohl der Pförringer bereits in der zweiten Runde aus dem Turnier ausschied, hat seine Leistung für sein großes, über allem stehendes Ziel gereicht: Der 30-Jährige hat sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Seidl selbst sagt voller Euphorie: "Seit Montag bin ich ein glücklicher Mensch. "

Albashi Abdulaziz aus Saudi Arabien war für Seidl (-66 kg) der ideale Gegner zum WM-Auftakt: "Weder übermächtig noch schwach, aber ich war mir zu jedem Zeitpunkt des Kampfes sicher, dass ich gewinnen werde", erklärt der Pförringer. Nach der Hälfte der Zeit warf Seidl eine Wertung, die er anschließend "locker" verwaltete. In Runde zwei der WM wartete mit Manuel Lombardo (Italien) allerdings der Weltranglistenführende auf den Judoka vom TSV Abensberg, die Favoritenrolle war also klar verteilt. Doch Seidl konnte seinen Gegner stark unter Druck setzen: "Ich war total entspannt und habe mich eher auf den Kampf gefreut. Ein echter Gradmesser für Olympia", sagt der 30-Jährige. Die mit dem Bundestrainer ausgetüftelte Taktik griff sofort: "Bis 14 Sekunden vor Ende des vierminütigen Kampfes habe ich klar dominiert, dann hat Lombardo einen Glückstreffer gelandet und war sichtlich erleichtert. Ich habe ihm das Leben sehr schwer gemacht", sagt Seidl, der trotz des frühen WM-Aus von einem "Riesenkampf" seinerseits spricht und sich mit dem Turnier rundum zufrieden zeigt.

Und das zurecht, denn nachdem es bei der WM bei keinem seiner direkten Olympia-Konkurrenten zu mehr als Runde drei gereicht hatte, war Seidls Qualifikation für Tokio nach drei Jahren Bangen und Quälen endlich in trockenen Tüchern. "Es ist eine große Last von meinen Schultern gefallen. Das ist richtig, richtig geil, und ich laufe den ganzen Tag schon mit einem Grinsen im Gesicht herum", so Seidl, der nach Rio 2016 nun in Tokio seine zweiten Olympischen Spiele erlebt.

Dabei stand die WM für den Judoka eigentlich unter keinem guten Stern. Auf eine enttäuschende EM im November folgte im Frühjahr dieses Jahres die Hiobsbotschaft. Seidl war an Corona erkrankt. Jetzt, Wochen später, ist klar, dass sich die anschließenden Qualen gelohnt haben. "Es hat so Bock gemacht, nach der Corona-Erkrankung und den intensiven Trainingslagern zu kämpfen. Auch die Bundestrainer waren überrascht. Keiner hätte gedacht, dass ich so schnell so fit zurückkehre. "

Bereits direkt im Anschluss an sein WM-Aus begannen die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Tokio. Gegneranalyse stand auf dem Programm, die Elite der WM wird in wenigen Wochen mit dem Pförringer in Japan um Edelmetall kämpfen. "Eine Medaille ist mein absoluter Traum. Der erste Schritt ist getan, aber mit der Quali darf man sich nicht zufriedengeben", sagt Seidl, der vor fünf Jahren in Rio de Janeiro noch in Runde eins gescheitert war. "Bei Olympia ist Dabeisein nicht alles, das habe ich schon einmal erlebt. Dabei zu sein und keine Medaille gewonnen zu haben, war für mich das schlimmste Gefühl der Welt. Damit habe ich lange zu kämpfen gehabt. " Die Vorfreude ist aber dennoch gewaltig. "Auf die Einkleidung am 28. Juni freue ich mich zehnmal mehr als damals als Kind auf Weihnachten. "

Zwei Vorbereitungscamps in der Slowakei und in Kienbaum stehen für Seidl nun noch an, ehe er voraussichtlich am 15. Juli zu den Olympischen Spielen nach Japan fliegen wird. Zunächst wurde im Hause Seidl nach der Rückkehr aus Budapest aber die Qualifikation gefeiert - ein bisschen zumindest: "Meine Freundin hat mich in Anlehnung an das Gastgeberland Japan zum Sushi-Essen eingeladen. Mehr gefeiert wird erst bei einer Medaille. "

DK

Benedikt Schimmer