Neuburg
Feierlicher Einzug

Gymnasiasten weihen selbstgebauten Hühnerstall ein - Ein Gockel und fünf Hennen als neue Nachbarn

17.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:02 Uhr
Katrin Kretzmann
Ein Gockel und fünf Hennen wohnen im Hühnerstall auf dem Seminargarten hinter dem Descartes-Gymnasium. Mit Blasmusik, Sekt und Kuchen wurde der Einzug der Tiere am Freitag gefeiert. Annette Kürzinger (links), Leiterin der Franziskus-Grundschule, und Peter Seyberth, Rektor des Gymnasiums, schnitten das rote Band durch und als Dank für seine Unterstützung beim Bau bekam Caspar Wacker (rechts) von den Schülern eine Fotocollage. −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) Sekt, selbstgebackener Kuchen, Häppchen und Live-Musik - und das alles an einem Freitagmorgen im Seminargarten hinter dem Neuburger Descartes-Gymnasium.

Klingt nach einer Party, bei der die Schüler feiern, dass sie endlich die schriftlichen Abiturprüfungen hinter sich haben. Doch die Feierlichkeiten galten den neuen Nachbarn der Schule - prächtig gefiedert und endlich in ihrem neuen Zuhause eingezogen.

Im "Gallinarium" wohnen seit Freitag sechs Welsumer Hühner und ein Hahn in einem komfortablen Stall, den die Elftklässler im Rahmen eines P-Seminars selbst in den vergangenen Monaten seit Oktober gebaut haben. Dass der Empfang ein festlicher werden soll, sei von Anfang an festgestanden, sagte Biologie-Lehrer und Seminarbetreuer Bernhard Schnepf. So spielte das schuleigene Bläserensemble auf und die Schüler ließen das Projekt von den Anfängen bis zum Einzug der gefiederten Nachbarn noch einmal Revue passieren. Die Idee dafür stammt ursprünglich von einer Referendarin. Lehrer Schnepf, der selbst Hühner hält, war begeistert von der Idee und so wurde das Seminar ins Leben gerufen, mit dem Ziel, den Schülern den Umgang mit Nutztieren und Lebensmitteln bewusster zu machen. Das Areal für den Stall stellte das Studienseminar zur Verfügung und Stiftungsvorstand Alfred Hornung war es dabei ein großes Anliegen, ökologisch und mit regionalen Materialien zu arbeiten. So kam einheimisches Lärchenholz zum Einsatz, Upcycling, also die Umwandlung von Abfallprodukten oder nutzlosen Stoffen in neuwertige Produkte, spielte eine Rolle und heimische Firmen stellten ebenfalls Material zur Verfügung. Die Schüler übernahmen Planung und Organisation in Eigenregie und bekamen zudem tatkräftige Unterstützung von Hornungs Nachbar, dem gelernten Zimmerer Caspar Wacker, der bereits Holzhäuser in den USA gebaut hat und wesentlich zur Errichtung des Stalls beigetragen hat. Als Anerkennung dafür überreichten die Schüler ihm eine selbstgestaltete Fotocollage, die mit verschiedenen Bildern den Bau des Stalls porträtiert. Auch für Alfred Hornung, seinen Kollegen Anton Haberer, Lehrer Schnepf sowie Klaus Jung vom Geflügelzuchtverein Donaumoos, von dem die Hühner stammen, gab es ein kleines Präsent in Form eines Eierlikörkuchens in einem Glas.

Im Wechsel kümmern sich die 16 Seminarteilnehmer gemeinsam mit Schülern der benachbarten Franziskusgrundschule um die Tiere, füttern sie, misten den Stall aus und holen die Eier. Grundschulleiterin Annette Kürzinger , die "selbst mit Hühnern groß geworden ist", zeigte sich begeistert von dem Projekt, das den Schülern "das Lernen am lebenden Objekt ermöglicht und sie für die Nutztierhaltung und den Umgang mit den Tieren sensibilisiert". Rektor Peter Seyberth lobte das "großartige Projekt" seiner Schützlinge. "Und es ist durchaus ein stattliches Gebäude entstanden", sagte er schmunzelnd, als er mit Kürzinger die rote Schleife um den Stall durchschnitt. Baumeister Wacker fand es schön, zu sehen, wie "die jungen Leute, die heute oft nur noch auf ihr Handy konzentriert sind, fleißig Hand anlegten". Geflügelzüchter Jung wünschte den Jugendlichen ein gutes Händchen für die Hühner. "Es gibt einem eine unwahrscheinliche Ruhe, sie jeden Tag zu beobachten, wenn man sich die Zeit dafür nimmt", sagte er. "Das ist doch eine gute Stressbewältigung vor den nächsten Abiprüfungen. " Was mit den Eiern geschieht, wissen die Schüler noch nicht so genau. Rektor Seyberth machte gleich einen Vorschlag: "Wie wäre es mit selbstgemachtem Eierlikör für die Abifeier? "

Katrin Kretzmann