Ingolstadt
FCI zieht die Notbremse

Schanzer streichen Florent Hadergjonaj und Marcel Tisserand aus dem Profi-Kader

10.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Marcel Tisserand und Florent Hadergjonaj (von links) sind bis auf Weiteres nicht mehr im Trikot des FC Ingolstadt zu sehen. Beide Profis wurden aus dem Kader verbannt. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Drei Tage vor dem DFB-Pokalspiel beim TSV 1860 München (Sonntag, 15.30 Uhr) setzt der FC Ingolstadt mit einer spektakulären Disziplinarmaßnahme zum Befreiungsschlag an. Ab sofort sind die beiden Spieler Florent Hadergjonaj und Marcel Tisserand aus dem Profi-Kader suspendiert.

In einer Pressemitteilung, die der Verein darüber hinaus nicht kommentieren wollte, gaben die Schanzer gestern Nachmittag bekannt, dass die beiden wechselwilligen Profis bis zum 31. August vom Trainings- und Pflichtspielbetrieb freigestellt sind. Die beiden Defensivspieler haben bis zum Ende der laufenden Transferperiode Zeit, ihre Situation zu überdenken, heißt es darin. Ansonsten werden beide Profis ab 1. September der U 21-Mannschaft der Schanzer angehören.

Der 23-jährige Hadergjonaj, dessen Wechsel zum VfB Stuttgart vor einigen Wochen geplatzt war, hatte wiederholt und auch öffentlich erklärt, dass er den Verein trotz seines bis 2020 laufenden Vertrags verlassen will. Die kolportierte Vier-Millionen-Offerte des schwäbischen Bundesliga-Rückkehrers soll dem FCI jedoch nicht ausgereicht haben, dem Schweizer Nationalverteidiger die Freigabe zu erteilen. Im jüngsten Zweitliga-Spiel gegen den SV Sandhausen spielte Hadergjonaj bei der 0:1-Niederlage der Ingolstädter 90 Minuten durch und zeigte eine ordentliche Leistung. Tags darauf fehlte er jedoch im Training. Der 24-jährige Tisserand, der schon in der Vorbereitung kaum noch zum Zug gekommen war und ebenfalls noch bis 2020 einen Vertrag bei den Schanzern besitzt, gehörte gegen Sandhausen dem Kader nicht an. Er soll sich zudem geweigert haben, im Mannschaftsbus mitzufahren.

Zu Wochenbeginn bat die Mannschaft dann nach Rücksprache mit der sportlichen Leitung die beiden Nationalspieler zur Aussprache. Dabei ging es darum, im Hinblick auf die kommenden Herausforderungen ein klares Bekenntnis zum FCI zu erhalten. "Leider haben sie sich gegen den Verein und unser Team entschieden. Wir sind darüber sehr enttäuscht und haben dies den Verantwortlichen mitgeteilt", wird Kapitän Marvin Matip in der Pressemitteilung zitiert. Für Trainer Maik Walpurgis folgt daraus: "Beide Spieler standen vor der Wahl, unseren Weg mitzugehen oder nicht. Sie haben sich dagegen entschieden und werden künftig nicht mehr berücksichtigt." Der 43-Jährige weiter: "Wir brauchen Teamplayer, Geschlossenheit und ein starkes Miteinander."

Während der Trainer versucht, sein Team zusammenzuschweißen und nach dem Fehlstart in der Liga mit einem Sieg im DFB-Pokal bei den Münchner Löwen am Sonntag die Wende einzuleiten, weist FCI-Geschäftsführer Harald Gärtner nochmals auf die Haltung des Vereins bezüglich der Wechselabsichten seiner Profis hin. "Wir haben für uns die Rahmenbedingungen für mögliche Transfers von Florent und Marcel festgelegt. Wir lassen uns einen Vereinswechsel nicht aufzwingen und werden dem aktuellen Wechselwunsch der beiden nur zu unseren Bedingungen zustimmen. Dass sie unseren Weg trotz ihrer langfristigen Verträge nicht mitgehen wollen, ist sehr enttäuschend. Die Reaktion von Aufsichtsrat, Geschäftsführung, Trainerteam und Mannschaft zeigt jedoch unseren Zusammenhalt", wird Gärtner zitiert.

Der Abschied der beiden suspendierten Profis dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein. Fraglich ist, wen Gärtner als Nachfolger präsentiert. Während für Hadergjonaj der Japaner Takahiro Sekine (Urawa Red Diamonds) als Ersatz bereitsteht, wird nun noch ein Platz in der Innenverteidigung frei. Der gebürtige Ingolstädter Christian Träsch, der vom VfL Wolfsburg in seine Heimat zurückgeholt werden soll, ist für das defensive Mittelfeld eingeplant.

Ein Kommentar von Gottfried Sterner

Der FC Ingolstadt ist tatsächlich noch der Meinung, dass Verträge im Fußballgeschäft etwas zählen. Das ist leider Wunschdenken und naiv. Man mag das bedauern oder verurteilen, aber der Profifußball selbst hat dieses Gebaren mit all seinen Begleiterscheinungen hervorgebracht. Insofern zählt im Endeffekt nur, dass beide Seiten einen vernünftigen Schlussstrich ziehen können, und das am besten rechtzeitig. Im Fall Markus Suttners ist das gelungen – der Spieler wechselte noch vor Saisonbeginn zu seinem Wunschverein, die Schanzer erzielten eine Rekordablöse.

Bei Florent Hadergjonaj und Marcel Tisserand gilt da nichts anderes. Einen Spieler an seine Vertragstreue zu erinnern oder ihn davon zu überzeugen, dass ein Bleiben für ihn besser ist, funktioniert nicht, wenn er und seine Berater nicht mitziehen. Der Rest ist eine Frage des Abwägens. Es geht um Geld, alternative Spielerverpflichtungen, Zielsetzungen – im Prinzip ums normale Tagesgeschäft.

Der FCI hat sich entschieden, Härte zu zeigen. Das ist sein gutes Recht. Ob er sich damit einen Gefallen tut, steht auf einem anderen Blatt. Derzeit gibt es in diesem Spiel nur Verlierer.