Wiesbaden
FCI gewinnt in Wiesbaden dank Blitztoren von Lezcano mit 2:1

Die Rettung naht

24.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:09 Uhr

−Foto: Uwe Anspach (dpa)

Wiesbaden (DK) Der FC Ingolstadt ist dem Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga einen großen Schritt näher gekommen. Durch das 2:1 (1:0) am Freitagabend bei Drittligist SV Wehen Wiesbaden erspielten sich die Schanzer eine ausgezeichnete Ausgangsposition für das Relegationsrückspiel am kommenden Dienstag.

„Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie waren super, super konzentriert“, sagte Trainer Tomas Oral sichtlich erleichtert nach dem ersten von zwei „Endspielen“ um den Klassenerhalt. Darío Lezcano (1., 47./Foulelfmeter) sorgte mit zwei Blitztoren für den verdienten Auswärtssieg, der durch das späte Gegentor von Daniel-Kofi Kyereh (90.+6) noch einen Schönheitsfehler bekam. „Wir führen zur ,Halbzeit' – nicht mehr und nicht weniger“, meinte Interimssportdirektor Thomas Linke relativ nüchtern und ergänzte mit Blick auf das Rückspiel am kommenden Dienstag (18.15 Uhr/ZDF): „Wir müssen so konzentriert sein, dass wir die entscheidenden Situationen für uns entscheiden, um als Sieger vom Platz zu gehen.“

Eine Doppelseite war den Wiesbadenern in ihrem Stadionheft die Ingolstädter Mannschaft wert. Auf 48 Zeilen informierten die Hessen über die Schanz, blickten auf die chaotische Saison des FCI zurück und druckten ein Mannschaftsfoto ab. Dass dieses Team – unter anderem war Ex-Trainer Stefan Leitl abgebildet – allerdings gar nichts mehr mit der aktuellen Mannschaft zu tun hat, wurde auch in der Brita-Arena deutlich. Und wie!

Lesen Sie hier die Einzelkritik der FCI-Profis beim Hinspiel in der Relegation.

Der FCI, der sich dank einer unglaublichen Aufholjagd noch auf den Regelationsplatz gerettet hatte, brauchte nämlich gerade einmal 31 Sekunden, um in Führung zu gehen. Lezcano (1.) schob aus kurzer Distanz nach Vorarbeit von Thomas Pledl, der Rechtsaußen war für den zuletzt schwachen Konstantin Kerschbaumer in die Startelf gerückt, zum 0:1 ein. Lezcano gelang damit bereits der sechste Treffer seit Orals Amtsübernahme Anfang April.

Mit dem schnellsten Tor im Ingolstädter Profi-Fußball gelang den Gästen genau das, was Philipp Tschauner vor der Partie gefordert hatte. „Wir müssen ihnen schon im Hinspiel den Glauben nehmen und zeigen, dass wir es mehr wollen“, meinte der Torhüter. Doch die offensivstarken Wiesbadener erholten sich von dem frühen Schock schnell und machten das, was sie bereits in der 3. Liga ausgezeichnet hatte: Sie spielten mutig nach vorne und kamen durch Manuel Schäffler (34.) zur besten Chance. Nach einer scharfen Hereingabe tauchte der Ex-Ingolstädter vor Tschauner auf, der aus kurzer Distanz aber den Ausgleich verhinderte.

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Kurz darauf hatte Schiedsrichter Guido Winkmann genug und nahm sich Oral zur Brust. Der emotionale Coach war von Beginn an unter Dauerstorm, beschwerte sich immer wieder beim vierten Offiziellen und bekam vom Unparteiischen nach einem nicht geahndeten Foulspiel an Stefan Kutschke einen Platz auf der Tribüne angedroht. Doch nicht nur an der Seitenlinie ging es hektisch zu, auch auf dem Platz brachten die Ingolstädter keine Ruhe ins Spiel. „Wir haben es mit langen Bällen übertrieben“, meinte Oral. Dennoch bot sich seiner Mannschaft kurz vor dem Pausenpfiff noch die Riesenchance auf den zweiten Treffer. Nach einem Doppelpass mit Sonny Kittel setzte Lezcano (45.) einen Heber jedoch zu hoch an.

Nach Wiederbeginn belohnte sich der Angreifer aber und sorgte für den nächsten Nackenschlag für die Gastgeber. Nach einem Distanzschuss von Almog Cohen, der Kapitän sah eine frühe Gelbe Karte und fehlt den Schanzern damit im Rückspiel, konnte Markus Kolke den Ball nur zur Seite abwehren. Lezcano setzte nach und wurde minimal vom Wiesbadener Torhüter berührt – Strafstoß. Diesen verwandelte der Paraguayer aufreizend lässig zum 0:2. Beim Elfmeterpfiff waren wieder nur 43 Sekunden gespielt.

Die rund 900 mitgereisten Ingolstädter Fans unter den 7698 Zuschauern waren spätestens nach dem zweiten Blitztor oben auf und sahen nun eine abgeklärte Vorstellung ihrer Mannschaft. Anders als im ersten Durchgang ließ der FCI den Ball gut durch die eigenen Reihen laufen, hielt die Hessen vom eigenen Kasten fern und hatte noch die große Chance auf das 0:3. Paulo Otávio (74.) verließen jedoch bei einem 3:0-Konter mit Lezcano und Pledl die Nerven.

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Dennoch sah alles nach dem perfekten Ergebnis für die Schanzer aus, bis dem eingewechselten Daniel-Kofi Kyereh in der sechsten Minute der Nachspielzeit doch noch das 1:2 für die Gastgeber gelang. „Klar wollten wir zu Null spielen. Aber wir haben das Spiel gewonnen. Das ist das Wichtigste“, meinte Kutschke und sprach nach dem erfolgreichen Hinspiel von einer „Teilfreude“. Im Rückspiel am kommenden Dienstag soll aus dieser dann eine totale Freude werden.

Statistik

SV Wehen Wiesbaden: Kolke - Kuhn, Mockenhaupt, Mrowca, Mintzel - Gül (86. Lorch) - Shipnoski, Schönfeld, Titsch-Rivero (62. Kyereh), Dittgen – Schäffler (71. Schmidt).

FC Ingolstadt: Tschauner - Neumann, Paulsen, Mavraj, Otávio - Pledl, Cohen (80. Kotzke), Gaus, Kittel (76. Krauße) - Lezcano (86. Kaya), Kutschke.

Tore: 0:1 Lezcano (1.), 0:2 Lezcano (47./Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Winkmann (Kerken).

Zuschauer: 7.698

Gottfried Sterner, Julian Schultz