Ingolstadt
FCI feiert unglaublichen Last-Minute-Sieg

Schanzer wandeln gegen Köln in der Nachspielzeit ein 0:1 in ein 2:1 um

06.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:53 Uhr
Sein erstes Pflichtspieltor erzielte Fabijan Buntic, der Torwart des FC Ingolstadt. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt - Unglaublich! Dramatisch! Kurios! Der FC Ingolstadt hat auf den allerletzten Drücker seine schwarze Serie gegen Viktoria Köln beendet. Die Schanzer drehten in der Nachspielzeit einen 0:1-Rückstand in ein 2:1 (0:1) und feierten damit im vierten Duell mit den Rheinländern den ersten Erfolg.

 

Torwart Fabijan Buntic (!) und Caniggia Elva sorgten am Samstag in den letzten Sekunden für den äußerst glücklichen Heimsieg des Aufstiegsanwärters. Der FCI holte sich damit in der 3. Liga den zweiten Tabellenplatz zurück, den Hansa Rostock am Freitagabend ebenfalls höchst turbulent durch ein 3:2 (0:2) gegen den SC Verl erobert hatte. "Wir haben bis zum Schluss an unsere Chance geglaubt und sind natürlich überglücklich über den Sieg", versuchte Trainer Tomas Oral die packende Schlussphase einzuordnen. "Buntic wollte mit nach vorne und ich habe ihn dann natürlich gelassen. Der Ball ist ihm dann glücklicherweise auf den Schlappen gefallen. Dann noch das 2:1 zu machen - so etwas schweißt noch mehr zusammen", ergänzte der 47-Jährige.

Doch der Reihe nach! Nach rund zweimonatiger Zwangspause meldete sich bei den Schanzern Maximilian Beister zurück. Der Offensivallrounder hatte sieben Partien entweder aus sportlichen Gründen oder aufgrund einer Nasennebenhöhlenentzündung verpasst und ersetzte Merlin Röhl. Oral überraschte aber nicht nur mit der Nominierung des Routiniers, sondern auch mit seiner taktischen Ausrichtung. Im Ballbesitz agierten die Gastgeber in einem 3-5-2-System, gegen den Ball attackierten die Schanzer in einer 5-3-2-Grundausrichtung. Nach dem mühsamen Derbysieg bei der SpVgg Unterhaching (1:0) kehrte zudem Thomas Keller in die Startelf zurück.

 

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Dass es der neuen Formation zwangsläufig noch an Abstimmung fehlte, legten die Kölner um Neu-Trainer Olaf Janßen schon nach zwölf Minuten offen. Der erstliga-erfahrene Marcel Risse wurde im Mittelfeld nicht angegriffen, bediente Timmy Thiele mit einem ganz starken Pass in die Schnittstelle und der Stoßstürmer nutzte die erste Möglichkeit an Torwart Fabijan Buntic vorbei zum 0:1. "Da haben wir uns schlecht verhalten", kommentierte Oral die Entstehung der frühen Gegentreffers. Bitter aus Sicht des FCI, die nach einem knackigen Zweikampf von Beister gegen Risse nach nur 29 Sekunden und einem Abschluss von Dennis Eckert-Ayensa (4.) infolge einer Ecke eigentlich gut in die Partie gefunden hatten.

Obwohl der FCI wegen vieler Ungenauigkeiten nicht in den Rhythmus kam und sich immer wieder auf Diskussionen mit dem unsicheren Schiedsrichter Florian Lechner einließ, boten sich zwei Chancen auf den Ausgleich. Eckert-Ayensa (21.) schlug nach einer scharfen Hereingabe von Filip Bilbija aus kurzer Distanz jedoch über den Ball und muss damit weiter auf seinen ersten Treffer auf den Kasten vor der Nordtribüne des Audi-Sportparks warten. Marc Stendera (26.) scheiterte mit einem Freistoß aus halblinker Position an Torwart Sebastian Mielitz.

Dass es zur Halbzeitpause nur 0:1 stand, war für die Ingolstädter dennoch schmeichelhaft. Die Rheinländer, die in der Vorwoche spielfrei gewesen waren, traten trotz ihrer Sieglos-Serie von sieben Partien nämlich erstaunlich selbstbewusst auf und brachten die Defensive der Schanzer ein ums andere Mal in Bedrängnis. Thiele (27.) setzte einen Heber allerdings knapp vorbei, René Klingenburg (29.) köpfte aus kurzer Distanz an den linken Pfosten und scheiterte erneut per Kopf an Buntic (33.).

Die Unzufriedenheit von Oral über die uninspirierte Vorstellung seiner Mannschaft war dem 47-Jährigen bereits im ersten Durchgang anzusehen - und vor allem anzuhören. Mit Wiederbeginn drückte sich diese auf dem Platz auch im Personal und der Rückkehr zum 4-4-2 aus. Mit Fatih Kaya und Elva kamen zwei frische Offensivkräfte und ersetzten Eckert-Ayensa und Beister. Der FCI hatte dennoch weiter große Probleme, gegen die leidenschaftliche und gierige Viktoria ins letzte Drittel und zu Möglichkeiten zu kommen.

Für die größte Aufregung nach Wiederbeginn sorgte bezeichnenderweise eine Gelbe Karte gegen Kölns Michael Schultz (63.) nach einem Foul an Tobias Schröck. Der Grund für die Verwirrung: Alle im Stadion gingen davon aus, dass der Innenverteidiger bereits im ersten Durchgang von Schiedsrichter Lechner wegen Meckerns verwarnt worden war. Die Gelbe Karte galt aber wohl mit Jeremias Lorch einem anderen Kölner, die die Partie kurz darauf hätten entscheiden können. Nach einem der seltenen Offensivbemühungen der Gäste landete der Ball über Thiele bei Mike Wunderlich. Der Kölner Kapitän traf von der Strafraumgrenze völlig allein gelassen aber nur die Latte (69.). "Den macht er normal mit geschlossenen Augen", haderte Janßen.

Im Gegenzug wurde der FCI, bei dem nun Dominik Franke für Keller und Rico Preißinger für Caiuby ebenfalls ihr Comeback feierten, erstmals zwingend. Kaya (72.) kam nach einem Steilpass aber nicht an Mielitz vorbei, Elva (72.) fehlten im Anschluss bei einem Kopfball nur Zentimeter. Die Schanzer wachten nun (endlich) auf und belagerten den Strafraum der Viktoria. Selbst Innenverteidiger Björn Paulsen schaltete sich in den Angriff mit ein. Dessen Flachschuss aus 20 Metern lenkte Mielitz aber ganz stark mit den Fingerspitzen um den Pfosten (77.).

Weil die Ingolstädter in der umkämpften Schlussphase aber zu keiner weiteren Chance mehr kamen, schien die vierte torlose Niederlage im vierten Spiel gegen Angstgegner Köln festzustehen. Doch dann kam Buntic - und wie! Der Schlussmann stürmte bei einer Ecke in der Nachspielzeit nach vorne und hämmerte den Ball mit seinem ersten Pflichtspieltreffer zum 1:1 in die Maschen. Doch es wurde sogar noch turbulenter: Denn nur Sekunden später netzte Elva per Flachschuss zum Siegtreffer ein - und sorgte für Jubelstürme, wie man sie so im Audi-Sportpark zuletzt wahrscheinlich beim Bundesliga-Aufstieg der Schanzer erlebt hatte.

"Das hat mal wieder gezeigt, dass der Fußball pervers ist", spielte Oral auf Nachfrage unserer Zeitung auf das Relegations-Drama in der Vorsaison gegen den 1. FC Nürnberg an. "Deshalb lieben wir den Sport. Wir wissen aber auch, wie sich die Kölner nun fühlen", ergänzte der Ingolstädter Chefcoach.

FC Ingolstadt: Buntic - Paulsen, Schröck, Keller (73. Franke) - Stendera - Heinloth, Caiuby (73. Preißinger), Bilbija (81. Niskanen), Beister (46. Elva) - Kutschke, Eckert-Ayensa (46. Kaya). - Viktoria Köln: Mielitz - Koronkiewicz, Schultz, Stellwagen, Rossmann - Klingenburg, Lorch (50. Fritz) - Risse, Wunderlich, Cueto - Thiele (83. Bunjaku). - Tore: 0:1 Thiele (12.), 1:1 Buntic (90.+3), 2:1 Elva (90.+4). - Schiedsrichter: Lechner (Hornstorf).

Julian Schultz