Ingolstadt
FCI braucht frisches Blut

Ein Kommentar von DK-Sportredakteur Gottfried Sterner

28.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:48 Uhr

−Foto: Armin Weigel (dpa)

Wenn der FC Ingolstadt heute bei der SpVgg Greuther Fürth das Unternehmen Klassenerhalt fortsetzt, steht mehr auf dem Spiel als nur der sportliche Erfolg. Nach dem rasanten Aufschwung in den vergangenen Jahren droht nun ein ebenso dramatischer Absturz - es geht um nicht weniger als die weitere Perspektive des Vereins und um eine wichtige Attraktion für die Stadt.

Sportlich gesehen haben die Schanzer alles Mögliche getan, um die Kurve zu bekommen. Mit Jens Keller ist nun ein erfahrener Trainer an Bord, der Krisenszenarien kennt und sie schon gemeistert hat. Dazu haben die Ingolstädter im Winter wenigstens versucht, den Kader mit Spielertypen zu ergänzen, die dem Druck standhalten können. Ob es am Ende reicht, den Abstieg zu verhindern, wird sich zeigen - auch die Konkurrenten haben sich im Winter verstärkt. Aber immerhin besteht für die Schanzer dank der günstigen Tabellenkonstellation die Chance, die Wende noch zu schaffen.

Unabhängig davon, ob das Unterfangen gelingt, sind jedoch auch in der Führungsetage Veränderungen dringend notwendig. Es kann nicht sein, dass in einem Verein sämtliche Gremien versagen, wenn es darum geht, einen sich abzeichnenden Abwärtstrend zu stoppen. Wenn Trainer und Sportdirektor das schlingernde Schiff nicht mehr auf Kurs halten können, müssen Geschäftsführer und der Aufsichtsrat eingreifen. Letzterer ist zweifellos mit verdienten Persönlichkeiten aus der Politik und Wirtschaft besetzt, doch übte er seine Kontrollfunktion zuletzt nur unzureichend aus. Stattdessen verwaltete er lediglich den Ist-Zustand. Wo sind beim FCI die Kräfte, die Altes hinterfragen und neue Ideen einbringen? Wo die Macher wie einst Peter Jackwerth und Andreas Schleef, als sie den Verein gründeten?

Gewiss, der Verein hat sich insgesamt entwickelt. Aber die Profis sind das Zugpferd, und dieses lahmt gewaltig. Es genügt nicht, einen formschwachen, aber lange verdienten Kapitän wie Marvin Matip als Bauernopfer abzuservieren. Die Schanzer brauchen insgesamt frisches Blut, allen voran einen starken Sportdirektor, der einen Kader formen und die Richtung vorgeben kann und zudem auch in der Öffentlichkeit als Sprachrohr auftritt.

Die Versuche, sich aus den eigenen Reihen zu erneuern, schlugen bisher fehl. Malte Metzelder zog es als Sportdirektor zu Preußen Münster, Stefan Leitl hat es als Chefcoach auf Anhieb noch nicht gepackt. Wenigstens konnten sich die Schanzer mit Berater Thomas Linke einen Experten zurückholen. Ob er sich für einen Posten im ehrenamtlichen Aufsichtsrat gewinnen lässt, um im Hintergrund mit Sachverstand Kontakte zu knüpfen und Fäden zu ziehen? Fest steht, die Schanzer brauchen nicht nur neue Ideen auf dem Platz, sondern auch auf der Führungsetage. Vielleicht ist die Krise sogar eine Chance dafür.

Gottfried Sterner