Ingolstadt
Favoritenrolle mit Privatsphäre

Als CSU-Kandidat geht Christian Lösel siegessicher die Wahl an – seine Familie hält er im Hintergrund

24.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:02 Uhr

Christian Lösel

Ingolstadt (DK) Er konnte nur verlieren. Und er konnte nur gewinnen. Das ist nun einmal unumstößlich, wenn Christian Lösel ausgerechnet gegen Christian Lösel antritt, wie es am vergangenen Sonntag im Sportcenter des SV Zuchering passierte.

Die beiden Namensvetter, einmal der OB-Kandidat der CSU und einmal der Zucheringer Kegelabteilungsleiter (weder verwandt, noch verschwägert), duellierten sich mit 20 Schub auf die Vollen. Ein Wahlkampfgag, der sich von den üblichen Terminen im Ringen der Parteien abhob. Auch in seinem Kalender, das weiß Christian Lösel, also der OB-Kandidat, der beim Keglerduell erwartungsgemäß verlor. Aber nur gegen Lösel eben.

Der Ausflug vom meist bierernsten Wahlkampf, den er sich „in der Faschingszeit erlauben kann“, wie er findet, zeigt einen anderen Christian Lösel, als den, den die Ingolstädter aus Diskussionsrunden mit seinen Kandidatenkonkurrenten kennengelernt haben. Als er nüchtern mit vielen Zahlen und Fakten hantierte, bestens versorgt mit Fachwissen aus der Verwaltung. Und stets auf der von ihm so geschätzten „Sachebene“ blieb, selbst als es auf den Podien mal emotionaler wurde.

Staatstragend wäre natürlich zu viel gesagt, aber als Musterschüler würde der promovierte Steuerberater wohl durchgehen. Freilich ist der bald 40-Jährige auch zu Hause eine andere Person als im Politikgeschäft. Wenn er daheim die Familie um sich hat. Darüber reden mag er allerdings öffentlich nicht. Zumindest kaum etwas darüber in der Zeitung oder einem anderen Medium lesen. „Meine Privatsphäre ist mir heilig“, sagt er. „Die Familie geht über alles.“

Deshalb will sich der Kandidat auch nicht in seinem Wohnzimmer präsentieren. Er lädt nach Hause ein, ins vor rund zwei Jahren bezogene Haus im Ingolstädter Nordviertel, die Kaffeetafel ist fein gedeckt. Er nimmt sich viel Zeit, einen großen Teil des Nachmittags sogar. Er spricht offen. Aber als es an das Porträtbild geht, da bittet Lösel, wie abgemacht, nach draußen in den Garten. Seine Ehefrau und die beiden kleinen Töchter tauchen zwar im Wahlprospekt der CSU auf, aber ansonsten schirmt er sie ab.

Recht überraschend ist Lösel jetzt drangekommen. Dass er als Nachfolger von Alfred Lehmann bei der CSU aufgebaut wird, war klar. Doch als der scheidende OB seinen (zumindest für die Öffentlichkeit) überraschenden Abgang für heuer ankündigte, wurde es für Lösel ernst. Er tourte über die Dörfer und durch die Stadtviertel, hörte sich viel an. 170 Wahlkampftermine werden es letztlich sein. Und am Ende bekam er dabei die meisten Fragen gestellt – zu seinem Stammbaum. Was ist er denn für einer, wo kommt er her? „Der Familienstand sind bisher das A und O. Das interessierte die Leute am meisten“, sagt Lösel. Sein Engagement als Chef beim ERC und beim Roten Kreuz fiel da fast hinten runter. Auch das vergleichsweise junge Alter – „nie erwähnt!“

Der Wahlsonntag wird für ihn ein bisschen wie das Kegeln: Er kann eigentlich nur gewinnen, weil alle von ihm erwarten, dass er als CSU-Kandidat in einer prosperierenden bayerischen Stadt gewinnt. Und er kann eigentlich auch nur verlieren, weil alle von ihm erwarten, dass er haushoch gewinnt. So ist das mit den Favoriten. Wer sich länger mit ihm darüber unterhält, stößt auf einen siegesgewissen Kandidaten, der das weder überheblich äußert, noch tiefstapelnd. Stichwahl? Ja, wahrscheinlich, sagt er selbst. Das sei bei sieben Gegenkandidaten, die sich die Prozente abjagen, rein mathematisch logisch. Lösel verschränkt gerne die Arme und lehnt sich auf dem Stuhl zurück. Dann spricht er überlegt und stellt abschließend eine Frage: Nur wer kann in einer Stichwahl noch zulegen