Ingolstadt
Faule Männer und hysterische Frauen

Spritzig-freche Show: Mario Barth begeistert sein Publikum in der Saturn-Arena

25.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:05 Uhr
Paartherapeut der Nation: Mario Barth bietet dem Publikum in Ingolstadt Erstaunliches und Absurdes aus dem erlebnisreichen Beziehungsalltag von Mann und Frau. −Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Das Programm verspricht Geschlechterkampf pur: "Männer sind faul, sagen die Frauen." Und Mario Barth weiß, wovon er seit vielen Jahren spricht. Der TV-bekannte Comedy-Star mit der frechen Berliner Schnauze bot sein ganzes Wissen als Paartherapeut der Nation auf und legte schonungslos Klischees offen, in denen doch ein Fünkchen Wahrheit steckt. "Die Wahrheit über Mann und Frau" heißt auch seine neue RTL-Show und was der selbst ernannte King of Comedy in der voll besetzten Saturn-Arena in Ingolstadt zu berichten hatte, war zum Brüllen komisch.

Vor einem Bühnenbild mit übergroßen Fantasiewesen wie dem "Zieger" - einer Mischung aus Zebra und Tiger - und der Berliner Stadtsilhouette rast und tobt, flaniert und rennt, erzählt und schwadroniert ein hyperaktiver Mario Barth, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Der 46-Jährige spricht atemberaubend schnell und nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine Storys um ihn selbst, seine Freundin und seine Mutter, seinen besten Freund und dessen Freundin Babsi bieten Erstaunliches und Absurdes aus dem erlebnisreichen Beziehungsalltag von Mann und Frau.
Den nötigen Schuss Lokalkolorit steuert Barth gleich am Anfang des Abends bei: "Ingolstadt ist schön, eure Baustellen habt ihr im Griff. Wer hier falsch abbiegt, der ist weg." In Berlin ist die Situation aber weitaus schlimmer - vor allem am nie fertigen Flughafen BER, einem von Männern geplanten und gebauten hilflosen Großprojekt, welches das ganze Dilemma zeigt: Männer arbeiten schon gerne: Wenn ein Freund anruft, kommen sie sofort, gießen ein Fundament und reparieren schnell das Dach oder bauen ein Fenster ein. Zu Hause aber praktizieren sie gerne das "aktive Nichtstun" auf der Couch und vor dem Fernseher, das Frauen fälschlich als "Faulheit" brandmarken.

Dabei gäbe es so viel zu tun. Wenn die Liebste - und hier macht Barth keinen Unterschied, ob Frau oder Freundin - ihren Göttergatten wieder einmal darum bittet, endlich das Bild aufzuhängen, das seit Jahren hinter dem Schrank steht, oder den 200 Kilo schweren ultrahellen Kronleuchter im Badezimmer zu installieren, damit sie ihre ganze Schönheit im Spiegel bewundern kann, dann hören Männer lange nicht hin oder gehen einfach für eine Stunde in den Keller, um sinnlos Holzstücke zu fräsen, nur um mal ein bisschen Ruhe zu haben. Den Kronleuchter bringt er schließlich trotzdem an, bohrt dabei aber leider eine in der Decke verlaufende Wasserleitung an, die das Badezimmer zur Erlebnisdusche macht. Wäre er doch lieber faul geblieben!

Die Marotten der Frauen sind Barths Lieblingsthema: Sie wollen plötzlich eine neue Farbe in der gesamten Wohnung (mint statt beige), sprechen trotz Anwesenheit ihrer Männer gerne mit Dritten über diese ("Kinder, es ist schade, dass der Papa jetzt gehen muss!") und bauen auch mal Unfälle, obwohl sie an der Kreuzung doch "links vor rechts" haben und auch noch laut hupen. Und Frauen sind Handtaschenfans und lassen ihr elf Kilo schweres Gepäckstück auch schon mal auf dem Beifahrersitz stehen, so dass der Gurtwarner ertönt und der arme Mann mehrmals herbeigerufen wird, um das Problem zu lösen. Doch auch die Männer bekommen ihr Fett weg: Sie pullern immer in den Pool, saufen beim Junggesellenabschied bis zum Umfallen und nehmen Politessen nach wie vor sexistisch wahr.

Natürlich sind diese Klischees uralt, und der Comedian beackert hier ein wohlbekanntes Feld. Er hat bereits vor Jahren das Wörterbuch für den ratlosen Mann herausgegeben, und die meisten der haarsträubend geschilderten Situationen lösen im Publikum einen Wiedererkennungseffekt aus. Er hat aber auch praktische Tipps für beziehungsgestresste Männer dabei, etwa wenn er rät, einmal im Jahr mit der Freundin ins Kino zu gehen und sie den Film aussuchen zu lassen. Das gehe dann zwar stets in Richtung Tanzfilm, Pferde oder untergehende Schiffe, doch kann der Mann dann sein überlebenswichtiges Motto leben, welches lautet: "Happy wife - happy life." Auch kleine Komplimente ohne Wahrheitsgehalt ("Oh, oh, warst du beim Friseur?") erleichtern das Zusammenleben der beiden Geschlechter deutlich.

Mario Barth ist in seinem Element, wenn er über sein Lieblingsthema spricht. Und er ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Wenn er die Erlebnisse mit der Geburt der Tochter seines besten Freundes schildert, die Bernadette ("mit stummem E") heißt, aber eigentlich den Namen "Horst" bekommen sollte, wenn er von Silvestererlebnissen erzählt, in denen Männer und Frauen beim Bleigießen eine unterschiedliche Wahrnehmung haben, wenn er schließlich den USA-Urlaub mit seiner hochbegabten, aber pubertierenden Nichte, die sich in den Vollidioten Kevin verliebt, slapstickhaft Revue passieren lässt, dann bleibt kein Auge trocken.

Am Ende der abwechslungsreichen Show hat er noch einen Tipp für den obligatorischen Zehnjährigen aus dem Publikum parat, den er zielsicher identifiziert und der an diesem Abend Geburtstag hat: Riley bekommt ein ganz besonderes Exemplar von Barths "Happy Animals", nämlich den "Honeybär". Dieser als Biene verkleidete Bär soll dem künftigen Mann zeigen, was alle Männer im Saal schon wissen: "Manchmal musst du als Mann eben ein Bienenkostüm anlegen, um an den Honig zu kommen."

Dagmar Kusche