Eichstätt
Faszination "Straßenkreuzer"

"Hotrod"-Treffen in Eichstätt lässt die 50-er Jahre wieder auferstehen

01.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

 

Eichstätt (EK) Langsam gleitet ein Chevrolet „Bel Air“, Baujahr 1953, mit Flammenzeichen auf dem schwarz glänzenden Lack in den Hof und gesellt sich zu einem DeSoto „Firedome“, einem Buick „Super“ und einem Cadillac der „Series 75“. Die „Hotrod-Invasion“ in Eichstätt ist in vollem Gange.

Zum fünften Mal haben der Polizist Markus Zintl und der Verein Reapers Car Club am Samstag dieses besondere Spektakel auf der Hofmühlterrasse der Diskothek Dasda auf die Beine gestellt.

Das Wetter war ideal, nicht zu heiß und nicht zu kalt, und die Fahrzeuge strömten aus allen Himmelrichtungen herbei. „Bei 360 habe ich aufgehört zu zählen“, zieht Zintl am Ende des Tages Bilanz. „Rund 4000 Leute werden gekommen sein.“ Die weiteste Anreise hatte eine Gruppe aus Mannheim.

An diesem Samstag fühlen sich die Besucher in die 1950-er und 60-er Jahre zurückversetzt. Das liegt nicht allein an den Fahrzeugen, von denen das Gros aus genau dieser Epoche stammt. Viele Besucher haben sich entsprechend in Schale geworfen und so gehören Elvis-Tolle und breite Koteletten bei den Herren, Petticoats und Tüchlein im Haar bei den Frauen fast schon zum guten Ton. Aber auch ein einfacher T-Shirt-Träger ist wohlgelitten. Die Stimmung ist locker und viele Teilnehmer bieten eine richtige Show: Gromec aus Weißenburg und seine Leute haben ein „Hillbilly Lager“ aufgebaut. Gromec, mit Latzhose und Cowboy-Strohhut, hat weder Wäscheleine noch Koffergrill vergessen.

Derweil breitet Nuge aus Ingolstadt auf einem Verkaufstresen seine „Schätze“ aus. Solche Stände gibt es mehrere. Nuge, dessen Kopf von einer originalen Navy-Mütze gekrönt wird, zeigt auf Bleichsoda und eine Keksdose aus den 1940-er Jahren. Eine Frau deutet auf eine Schachtel mit der Aufschrift „Soap“. Richtige Seife werde da ja wohl nicht mehr drin sein, vermutet sie. Nuge lacht nur, öffnet die Schachtel und hält der Frau ein gelblich glänzendes Stück Seife hin. Er habe sogar noch Zahnpasta aus den 40-er Jahre, die ihren Zweck wohl noch erfüllen dürfte. Aber Seife und Soda sind nur Beiwerk. Im Mittelpunkt stehen die Automobile. Die Faszination für sie beschreibt Daniel Kowark aus Roth so: „Das sind die Formen, wie die Autos gestaltet wurden. Und es gibt kaum Plastik.“ Manch ein Enthusiast ist sich nicht zu schade, flach auf dem Bauch liegend eine Auspuffanlage zu inspizieren. Was bei dem Lincoln mit nur wenig Zentimetern Bodenfreiheit gar nicht so einfach ist. Die Fahrzeuge sind durch die Bank gepflegt, Lack und Chrom auf Hochglanz poliert. Bei etlichen Modellen ist die Bezeichnung „Straßenkreuzer“ uneingeschränkt angemessen: Mancher ist breiter als ein moderner Kleinwagen lang. Das Baujahr ist beschränkt. Nach 1975 hat keines dieser Vehikel die Fertigungshallen verlassen. Darauf legt Zintl Wert: „Das Eichstätter Publikum ist da sensibel und unsere ,Invasion’ kommt bei den Leuten supergut an.“ Besonders ins Auge stechen die eigentlichen „Hotrods“, Autos, die mit starken Motoren und spektakulär aussehenden Auspuffanlagen hochgerüstet worden sind. Die Motoren liegen frei und die Kenner fachsimpeln lange über bestimmte Typen.

Stilecht endet der Abend mit Live-Musik aus den 50-er Jahren. Ab dem späten Abend spielten The Deville Rockers, Sandy Lee & the Wantons und schließlich Basement Boogie Bunch auf.