Eichstätt
Fast 100 Kilo Altgeld

Caritas überreichte Münzen an einen Fachmann, der auch für die Taler im Trevi-Brunnen zuständig ist

03.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:49 Uhr
Einen Sack Münzen überreicht der Öffentlichkeitsreferent Karl Ferstl (rechts) an den Münzhändler Marinus Lass zum Sortieren und Umtauschen. −Foto: Schödl

Eichstätt - Schweizer Franken liegen neben kanadischen Cents, saudiarabische Fils neben zyprischer Lira und österreichische Groschen neben alten DDR-Pfennigen.

Der Berg funkelt kupfergelb mit silbernen und honiggelben Punkten. Oft blickt einem das Konterfei der Queen oder eines Staatsmanns entgegen. Doch am häufigsten sieht man alte Bekannte: Pfennige, Zehnerle, auch mal ein Fünf-Mark-Stück.

Es war wieder so weit im Caritasverband für die Diözese Eichstätt: Rund 93 Kilo gespendetes Altgeld wurden an den Münzhändler Marinus Lass zur Verwertung abgegeben. Der Erlös von rund 1650 Euro kommt dem Verband zugute.

Das Gefühl, wie Dagobert Duck in dem Talersee baden zu wollen, kommt allerdings nur kurz auf - denn viele der Münzen sind beinahe wertlos. Seit der Euro-Umstellung 2002 werden D-Mark-Stücke nur noch von der Deutschen Bundesbank eingewechselt.

Bei vielen sozialen Einrichtungen wie dem Diözesan-Caritasverband werden alte Münzen abgegeben oder gesammelt, um sie gemeinnützigen Projekten zugutekommen zu lassen. Für die Verbände wäre es aber unmöglich, sich selbst um die Verwertung zu kümmern. Das liegt daran, dass die Vielfalt der Münzen zu groß, deren Wert zu unterschiedlich und die einzelne Menge zu klein sind.

Mit diesem Problem begann auch die Geschichte von Marinus Lass' Firma coins. de. "Ich war Sammler und interessiert an ausländischen Münzen", erzählt Lass. "Also schrieb ich 30 Einrichtungen an, von denen ich glaubte, dass sie ausländische Währung übrig hätten. " Zunächst kam keine Antwort, doch dann erhielt Lass einen denkwürdigen Anruf vom Caritasverband Köln: "Herr Lass, wir haben ein Problem - nämlich 1,5 Tonnen Altgeld. " Kaum war der Devisenberg in brauchbare Währung umgemünzt, folgte der zweite Anruf, diesmal vom Caritasverband Münster: "Wir haben Altgeld. " Als erneut alles umgewechselt war, erfolgte der dritte Anruf, diesmal vom Caritasverband Aachen. "Ich wurde praktisch weitergereicht", erzählt Lass schmunzelnd. Mit dieser ersten Herausforderung im Jahr 1998 sammelte der Laie Erfahrungen. 2004 wagte der Mann aus der Computerbranche zusammen mit seiner Frau den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute sortiert und verwertet er mit 14 Mitarbeitern jährlich rund 200 Tonnen alter Währung. "In Kontinentaleuropa bin ich der Einzige, der so etwas gewerblich betreibt", sagt Lass. Er kümmert sich um die Sammelboxen an den Flughäfen von Frankfurt bis Helsinki oder die Münzen aus dem Trevi-Brunnen in Rom.

Die Geldstücke sind nicht zuletzt wegen ihres immensen Gewichts eine logistische Herausforderung. "Rein rechnerisch kommen bei uns täglich 600 Kilogramm Münzen rein - diese müssen aber auch täglich wieder raus", erklärt der Geschäftsinhaber. Eine Maschine übernimmt die Vorsortierung, danach ist es Handarbeit. Währungen, die noch existieren, werden in die jeweiligen Länder zurückgebracht und dort umgetauscht. Auch gibt es Devisen, die zwar nicht mehr im Umlauf sind, aber dennoch an speziellen Stellen eingetauscht werden können. Zu guter Letzt gibt es diejenigen, die aus dem Zahlungsverkehr genommen wurden. Manche von ihnen haben noch einen gewissen Sammlerwert und gehen an Münzhändler. "Der Umgang mit solch großen Mengen an Münzen ist nicht unproblematisch", erklärt Lass. Der gewerbliche Handel mit Zahlungsmitteln sei in Deutschland streng reglementiert. Über seine angemeldete Firma könne er jedoch die Spendengelder gesetzeskonform in Euro umtauschen.

Der Tausch kann erst beginnen, wenn eine rentable Menge vorliegt. "In einer verplombten Box verschiffen wir die Münzen beispielsweise nach Thailand", erklärt Lass. Im Ursprungsland würden sie dann eingetauscht. "Das klappt ganz gut. " Trotzdem bestünde immer die Gefahr, dass etwas wegkomme. "Bei Restdevisen sind Werttransporte unrentabel", sagt er. Inzwischen weiß Lass, welche Länder wirklich riskant sind. "Südafrika ist immer gefährlich, aber eine Bewachung rechnet sich nicht. " Dem Münzsammler ist es wichtig, die Währungen einer sachgerechten Verwertung zuzuführen. "Entweder landen sie wieder im Zahlungsverkehr oder in der Metallverarbeitung. " Nur manche Kuriositäten, wie blecherne Wallfahrtsanhänger oder Apothekentaler, kann am Ende niemand mehr gebrauchen.

Alte Währungen oder Restdevisen aus vergangenen Urlauben können beim Diözesan-Caritasverband in Eichstätt und bei allen anderen Caritas-Einrichtungen - Seniorenheimen, Kreisstellen, Sozialstationen und Beratungsstellen in der Diözese Eichstätt - abgegeben werden. Der Erlös aus dem Umtausch unterstützt die Caritasarbeit in der Diözese.

HK