Rödenhof
Familienkonflikte

Theatergruppe Mimenfeld zeigt elfte Produktion "Im August in Osage County"

08.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

An der langen Tafel brechen alte Spannungen auf, da nützt es wenig, wenn Wolfgang Köhler verkündet: "Die Wahrheit ist, ich bin satt" - Violet (Andrea Seibold) ist nicht zu bremsen. - Foto: Hammerl

Rödenhof (ahl) Nein, eine Wasserleiche wird das Publikum nicht zu sehen bekommen, auch wenn Walter Ackermanns Frau ihrem Mann einreden wollte, er müsse tropfnass zum Fototermin erscheinen. "Im August in Osage County" heißt die elfte Produktion der Theatergruppe Mimenfeld.

Angebaut hat dafür das ambitionierte Team. Und zwar ganze 36 an die mit 50 Quadratmetern ohnehin schon nicht kleine Bühne im Schlosssaal des Sporthotels Rödenhof. "Mir war es wichtig, das Landhaus rüberzubringen", erklärt Regisseur Andreas Grün den enormen Platzbedarf. Ein Landhaus mit mehreren Stockwerken wie im gleichnamigen Film aus dem Jahr 2013 ließ sich natürlich nicht verwirklichen, also setzt Bühnenbauer Wolfgang Köhler auf Tiefe statt Höhe. Was Grün an dem Familiendrama von Tracy Letts, das als "Bissig, morbide und komisch" beschreiben wird, begeistert, ist "dass es bei aller Tragik auch viel Komik aufweist". Für die Zuschauer wird es eine Herausforderung, wenn mehrere Szenen parallel in verschiedenen Zimmern ablaufen.

Im Landhaus von Violet (Andrea Seibold) und Beverly (Walter Ackermann) trifft die Familie zusammen, nachdem das Familienoberhaupt verschwunden ist. "Mord steht nicht im Raum", verrät der Regisseur, "aber sonst so ziemlich alles". So nimmt das Drama seinen Lauf, alte Reibereien zwischen den drei Töchtern des Hauses, Barbara Fordham (Ariane Huber-Tadayon), Ivy (Patrizia Flierl) und Karen Weston (Ulrike Singer), deren Partnern Bill Fordham (Uwe Pojda) und Steve Heidebrecht (erstmals auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Dennis Halbig), Enkelin Jean Fordham (Sabrina Einmüller), Violets Schwester Mattie Fae Aiken (Diana Strassburg), ihrem Mann Charlie (Wolfgang Köhler) und Sohn Little Charlie (Neu bei Mimenfeld: Marco Patrzek), brechen auf, neue Fehden entstehen. "Das Schöne ist, dass alle normale Menschen sind, Menschen in schwierigen Lebenssituationen, die man verstehen kann", findet Grün, "keiner ist der Gute oder der Böse". Mit den Ausschlag für die Stückwahl gab auch, dass es "viele starke Frauenrollen enthält". Besonders der Konflikt zwischen Violet und Barbara stehe im Fokus. Mattie Fae wiederum ist enttäuscht von ihrem Sohn Charlie, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. In kleineren Rollen sind Ulrike Bock als Indianerin Johnna und Jörg Köpf als Sheriff Deon Gilbeau zu sehen.

Bis zur Premiere am Freitag 15. April, ist noch etwas Zeit, so dass die Proben noch entspannt ablaufen. Ariane Huber-Tadayon sucht noch ein kariertes Hemd. Vergessen? "Nein, ich hab keins - aber ich brauch eins für Colorado". "Oklahoma", verbessert Grün. Ulrike Bock wird aufgezogen, weil sie so gut einschenken kann. "Die ist Indianerin, die kann dienen", muss sie sich anhören oder "Dafür wird sie bezahlt". Voll im Stress ist Manuela Wittek, die sowohl als Souffleuse als auch in der Maske eingesetzt ist. Die größte Herausforderung für sie und ihre Kollegin Tanja Gerzog wird Andrea Seibold sein, denn die spielt die alkohol- und tablettensüchtige Violet. "Und krebskrank ist sie auch noch", ergänzt Wittek. Nur ums Schminken der Wasserleiche kommt sie herum, denn Ackermann ist nur im Prolog zu sehen. "Der macht ungefähr zehn Prozent des Stückes aus und da lebe ich noch", verrät er.

Rund 2,5 Stunden einschließlich Pause dauert das Stück. Premiere ist am Freitag, 15. April, im Sporthotel Rödenhof, weitere Vorstellungen am Samstag, 16. April, Donnerstag, 21. April, Freitag, 22. April, und Samstag, 23. April, jeweils 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr), freie Platzwahl, Eintritt 14 Euro, Kartenvorverkauf im Bücherturm und bei Genius Nachhilfe (werktags von 13.30 bis 18 Uhr).