Thalmässing
Familie mit Reh sucht Hof

Ehepaar Rau möchte einen Bauernhof übernehmen – Wegzug von Feinschluck steht an

04.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

Reh Franz ist ein Genießer. Es soll auf jeden Fall mit umziehen - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Statt „Bauer sucht Frau“ „Familie sucht Hof“: Eineinhalb Jahren hat Familie Rau in Feinschluck einen Bauernhof bewirtschaftet, den sie übernehmen wollte. Jetzt muss sie wieder auf die Suche gehen.

Für Juliane (32) und Thomas (45) sowie Ann-Sophie (11) und Cedrik (7) schien ein Traum in Erfüllung gegangen zu sein. In Feinschluck, einem Weiler mit nur zwei Anwesen, hatte die junge Familie auf einem Bauernhof eine neue Heimat gefunden. Die gelernte Hotelfachfrau, die zuletzt fünf Jahre als Reitlehrerin gearbeitet hatte, und der selbstständige Forstwirt wollten sich auf diesem Anwesen eine neue Zukunft aufbauen, die Landwirtschaft weiterbetreiben, aber auch auf Ferienwohnungen und Reitunterricht setzen.

Als die Familie vor eineinhalb Jahren nach Feinschluck gezogen war, hat sie das Anwesen zunächst gepachtet. Nach fünf Jahren, so die Option, sollte das Ehepaar den Hof von den Besitzern, einem Ehepaar, das inzwischen in Rente ist, auf dem Weg der außerfamiliären Hofübergabe übernehmen. Dieser Traum ist jetzt zerplatzt: Einer der Erben ist mit den Bedingungen nicht einverstanden und verlangt mehr Geld, als die Familie stemmen kann.

„Wir haben hier unser ganzes Geld aus dem Verkauf unseres Hauses investiert“, erklärt Juliane Rau und blickt auf das liebevoll ausgebaute Dachgeschoss des Einfamilienhauses, in dem sie mit den Eigentümern bisher noch wohnt. Familie Rau hat auch schon einen Pferdestall für die zwei Ponys gebaut, die mit nach Feinschluck gezogen sind. Mit den Eigentümern des Hofes komme man gut aus, was sich schon daran zeige, „dass wir uns während der Umbauphase ein Dreivierteljahr Bad und Küche geteilt haben“. Gemeinsam haben Juliane und Thomas Rau mit dem Besitzer den Mutterkuhbestand und die Rinder für den Fleischverkauf betreut. „Mein Mann und ich sind zwar keine Landwirte, aber wir sind lernfähig“, sagt Juliane Rau, die vor dem Umzug nach Feinschluck schon drei Jahre auf einem Hof gearbeitet hat. „Das ist unser Traum“, sagt die junge Frau und blickt wehmütig auf die Wiesen und Felder, die den Hof umgeben. „Ich könnte nicht das ganze Jahr in einer Mietwohnung leben.“

Nicht nur die Familie, auch die Tiere genießen die Freiheit, die sie hier haben. Allen voran Reh Franz, das die Raus vor eineinhalb Jahren aufgenommen und großgezogen haben. Das Tier stromert durch den Hof und die angrenzenden Wiesen und fühlt sich auch im Kuhstall sichtlich wohl. Auch Ziegen bevölkern den Hof ebenso wie die Hühner, mit denen Sohn Cedrik gerne kuschelt.

Für ihn, der gern Fußball spielt und Mitglied der Bambini-Feuerwehr ist, wird ein Wegzug besonders schlimm. „Für die Kinder ist es nicht einfach, dass sie nicht wissen, wo wir hinkommen“, sagt Juliane Rau, die bei den Landfrauen aktiv war und zusammen mit ihrem Mann auch den Thalmässinger Faschingswächtern mitmacht. „Wir sind hier gut aufgenommen worden“, blickt die junge Frau zurück. Im vergangenen August hatte die Familie die Kinder im Zuge des Ferienprogramms zu einem Hoftag eingeladen und war auf große Resonanz gestoßen. „Wir haben viel vor und freuen uns darauf“, hatte das Ehepaar im vergangenen Jahr in einem Brief an die Kunden der Direktvermarktung geschrieben. „Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen“, sagt Juliane Rau traurig.

Für diesen Anfang sucht die Familie nun nach einem Hof, den sie aber nicht pachten, sondern zumindest langfristig übernehmen möchte. „Vielleicht fühlt sich ja ein Landwirt angesprochen, der keine Kinder hat und noch nie darüber nachgedacht hat, wie es mit seinem Hof weitergeht“, hofft die junge Frau. Sie wünscht sich ein neues Zuhause für sich und ihren Mann, die zwei Kinder und die zwei Ponys und natürlich für Reh Franz, gerne hier in der Umgebung, wenn es sein muss, aber auch irgendwo anders in Deutschland.