Neuburg
"Falscher Zeitpunkt für Personaldebatte"

Von Zustimmung bis Zögern: CSU-Ortsvorsitzende aus der Region stärken Horst Seehofer den Rücken

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

−Foto: Frank

Neuburg (DK) Die Vorsitzenden der CSU-Ortsverbände aus Neuburg und Umgebung stehen überwiegend hinter ihrem Parteichef. Auch als Direktkandidaten für den Landtag wünscht sich die Mehrheit erneut Horst Seehofer. Doch der Ministerpräsident ist auch in seiner Heimat Ingolstadt umworben.

Die große Personaldebatte steht den Verantwortlichen im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen noch bevor. Voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres müssen die CSU-Mitglieder in den 18 Städten und Gemeinden im Landkreis sowie in Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern im Nachbarkreis Pfaffenhofen entscheiden, wen sie als Direktkandidaten in die Landtagswahl schicken. Dass das nach 2013 erneut Horst Seehofer sein soll, steht für einige der CSU-Ortsvorsitzenden bereits fest.

Allen voran im mächtigen Neuburger Ortsverband mit rund 300 Mitgliedern besteht kein Zweifel daran, wie Matthias Enghuber klarstellt. "Ich hoffe, dass er wieder antritt - für den Parteivorsitz und für den Landtag", sagt der Stadt- und Kreisrat, der dabei aber allein als Chef der hiesigen Christsozialen spricht und nicht in seiner Funktion als Vertrauensmann Seehofers im Stimmkreis. Enghuber sieht die Personalunion des Ministerpräsidenten und des hiesigen Abgeordneten als klaren Vorteil - nicht nur für Neuburg und Umgebung, sondern für die gesamte Region. Angesichts der anstehenden Projekte, beispielsweise die zweite Donaubrücke für Neuburg und die Debatte über einen Nationalpark Donau-Auen, hält er eine starke Stimme in München für zwingend erforderlich.

Das sehen auch einige Kollegen Enghubers so. "Wir stehen hinter Horst Seehofer", betont Hermann Hauck, Ortsvorsitzender der Bergheimer CSU, und verweist dabei auf die Position der Bundeswahlkreiskonferenz. Auch aus Oberhausen gibt es eine klare Meinung darüber, wer in Zukunft an der Parteispitze stehen soll. "Horst Seehofer ist der Richtige", findet der dortige Vorsitzende Erhard Jackel. Sein Kollege Michael Braßler aus Ehekirchen hingegen hält einen geordneten Übergang für angebracht. Doch auf wen? "Marcel Huber überzeugt mich, auch Markus Söder finde ich nicht schlecht", sagt er, will damit aber einer Entscheidung seines Ortsverbands nicht vorgreifen. In Burgheim, Rennertshofen und Rohrenfels wollen sich die Verantwortlichen die Debatte unterdessen nicht so einfach machen. "Man muss sich schon Gedanken darüber machen, ob das Wahlergebnis allein am Parteivorsitzenden lag", fordert Alexander Höger, Chef der Burgheimer CSU, eine intensive Analyse. Und auch Lukas Frank, Vorsitzender des kleinen Rohrenfelser Ortsverbands, hält es für falsch, "immer einen Schuldigen zu suchen, ohne die eigentlichen Probleme anzugehen". Aus seiner Sicht leistet die Parteispitze derzeit gute Arbeit, einzig die zunehmend aggressive Stimmung innerhalb der Politik - auch bei anderen Parteien - hält Frank für erschreckend. "Wir müssen etwas Zeit vergehen lassen und dann alles durchsprechen", findet Thomas Hager, der Rennertshofener CSU-Chef. Momentan werde in der Partei "alles heiß gekocht" und "etwas übertrieben".

Der Weicheringer CSU-Vorsitzende und Bürgermeister Thomas Mack wiederum bringt auf den Punkt, was der Großteil seiner Kollegen denkt: "Jetzt ist der falsche Zeitpunkt für eine Personaldebatte." Die laufenden Diskussionen über den Mann an der Spitze hält er in Zeiten der Sondierungsgespräche in Berlin für nicht sinnvoll. "Gerade jetzt müsste die Partei Horst Seehofer stärken", stimmt ihm Matthias Enghuber zu und spricht sich ebenso wie seine Kollegen für eine Entscheidung beim Parteitag, der noch heuer stattfinden soll, aus.

Bis dahin dürfte auch in die Suche nach einem Direktkandidaten Bewegung gekommen sein - allen voran in der Nachbarstadt Ingolstadt, wo die CSU-Spitze derzeit fieberhaft nach einem Nachfolger für Christine Haderthauer sucht. Dass dabei auch der Name Horst Seehofer fällt, halten die hiesigen Ortsvorsitzenden für legitim. "Fakt ist, er ist Ingolstädter, daher ist es anständig von der Ingolstädter CSU, bei ihm anzufragen", erinnert Matthias Enghuber, betont aber: "Er ist auch für Neuburg-Schrobenhausen gewählt." Aus diesem Grund hätten auch die Christsozialen im Landkreis bereits beim Ministerpräsidenten angefragt. Dessen Entscheidung wird - wie berichtet - "zu gegebener Zeit" fallen. Falls sich der Stimmkreis dann eine Absage einhandelt, steht mit Matthias Enghuber schon ein anderer Interessent bereit. "Ich bin zuletzt als Listenkandidat bei der Landtagswahl angetreten", sagt er, "daher wäre es nicht abwegig, wenn ich mich im Fall der Fälle bewerben würde."