Tipps der Polizei
Fake-Seiten und Abofallen: "Standhaft bleiben und kein Geld überweisen"

Professionell gemachte Fake-Seiten locken in Abofallen - Polizeisprecher rät dazu, auf Mails der Betrüger nicht zu reagieren

17.08.2021 | Stand 21.08.2021, 3:33 Uhr
  −Foto: Boris Roessler/dpa

Ingolstadt/Geisenfeld - Fast schon wöchentlich erreichen die Redaktion Pressemitteilungen verschiedener Polizeistationen, in denen von Betrug im Internet die Rede ist.

Zuletzt am Dienstag, weil sich eine 22-Jährige nach einem Klick zu viel im Internet einschüchtern ließ und eine Geldsumme überwies (siehe unten stehenden Bericht). Michael Graf, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, warum solche Fälle immer wieder vorkommen.

Herr Graf, was mache ich, wenn ich Mails mit Forderungen bekomme, etwas zu bezahlen, das ich wissentlich gar nicht gekauft oder bestellt habe?

Michael Graf: Standhaft bleiben, den Druck aushalten und nichts überweisen. Auch nicht einknicken, wenn in den Mahn-Mails ein Link zu einem Youtube-Video führt, das echt wirkt und empfiehlt, die geforderte Summe zu bezahlen. Alles ein Fake.

Eine 22-Jährige ist im vorliegenden Fall reingefallen. Sollten Menschen in diesem Alter nicht wissen, dass genau solche Gefahren im Internet lauern?

Graf: Diese Seiten sind professionell gemacht. Junge Menschen, die gerne streamen, klicken da weiter. Solche Abofallen sind ein Phänomen. Da werden ganz exklusive Angebote versprochen. Oft auch kostenlos. Bricht der Film ab, denkt man auch nicht gleich an eine Fake-Seite oder Abofalle.

Also tappt man doch schneller in die Falle als man denkt?

Graf: Die professionellen Seiten werben oft mit Worten wie ,Flix', ,Play' oder ,Stream', auf ihnen finden sich Fotos der Schauspieler. Und sie werben sehr oft mit populären Serien, auf die die junge Generation wartet. Da fällt dann auch eine 22-Jährige rein, die mit den neuen Medien gut vertraut ist.

Kommt man sich als Polizei nicht wie ein Rufer in der Wüste vor, wenn jede Woche solche Meldungen auftauchen?

Graf: Diese Masche ist nicht alltäglich, solche Betrügereien kommen nicht so oft vor. Öfters passieren Betrügereien mit Schockanrufen und dem Enkeltrick. Die Betrüger werden immer perfider, und hier müssen wir einen größeren Aufwand betrieben.

Ist das nach England überwiesene Geld jetzt verloren?

Graf: Im Regelfall ist das Geld weg und lässt sich auch nicht mehr zurückholen. Nach der Überweisung wird es schnell und auf verschiedenen Wegen um die Welt transferiert. Natürlich sind 400 Euro viel Geld. Aber der Schaden ist nicht so groß wie nach Schockanrufen, wenn die Betrogenen oft viel Bargeld oder auch Schmuck an Fremde übergeben.

Was mache ich, wenn ich gezahlt habe und merke, es könnte Betrug sein?

Graf: Sofort zur Polizei gehen, Anzeige erstatten. Dazu alle Mails mitbringen. Wenn man aber erst Tage danach zur Polizei geht, ist praktisch nichts mehr zu retten. Dann ist eine Kontrolle des Geldflusses nicht mehr möglich.

Das Gespräch führte Oliver Konze

22-Jährige fällt auf Betrüger herein

Geisenfeld - Eine 22-Jährige aus Geisenfeld befand sich am 23. Juli im Internet auf einer vermeintlichen Streamingplattform. Um Zugriff auf die Mediathek zu erhalten, musste sie ihre Mail-Adresse eingeben. Wenige Tage später erhielt die Geisenfelderin laut Polizei eine Rechnung in Höhe von 388 Euro für ein abgeschlossenes Jahresabo. Auf diese Rechnung reagierte sie zunächst nicht. Nach mehreren Mahnungen mit der Androhung, dass ein Gerichtsvollzieher hinzugezogen wird, falls sie den geforderten Betrag samt Mahngebühren nicht überweist, überwies sie aufgrund der aggressiven Forderungen 395,88 Euro auf ein Konto in England.

Die Geisenfelder Polizei betont: "Die 22-Jährige ist auf eine bekannte betrügerische Internetplattform hereingefallen, deren Geschäftsmodell darin besteht, mit vermeintlich abgeschlossenen Abonnements hohe Geldbeträge zu erlangen. "

DK