Eichstätt
Fairer Handel als christliche Aufgabe

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller zu Gast beim Kolping-Diözesanverband

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr |
Diskussion über Entwicklungshilfe bei Kolping in Eichstä tt (von links): Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, Minister Gerd Müller, Diö zesanvorsitzende  Eva Ehard und Generalsekretär Markus Demele. − Foto: Lund

Eichstätt (EK) Während in New York US-Präsident Donald Trump vor der UN-Vollversammlung sprach, prangerte Gerd Müller (CSU), Bundesmister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, in Eichstätt die Ausbeutung von Mensch und Natur in der ganzen Welt an.

Müller fordert weltweite Mindeststandards im sozialen und ökologischen Bereich. Darüber hinaus punktete der Minister mit seiner Botschaft: „mehr Rüstung, mehr Militär schafft nicht mehr Frieden“, und bekam spontan Applaus dafür. Der Minister war der Einladung des Kolpingverbandes gefolgt und wurde nach seinem Termin bei der Katholischen Universität (wir berichteten) von Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl (CSU), der Kolping-Diözesanvorsitzenden Eva Ehard, sowie Markus Demele, dem Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerks, begrüßt. Zu den interessierten Zuhörern gehörten Generalvikar Isidor Vollnhals, Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Bezirksrat Reinhard Eichiner, stellvertretende Landrätin Rita Böhm, (alle CSU) Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger (FW), Mitglieder des Kolpingverbandes sowie weitere Vertreter aus Kirche, Behörden und Gesellschaft.

„Adolf Kolping war ein Großer“, lautete Müllers erste Botschaft an die etwa 60 Zuhörer. Denn Kolping habe auf „Hilfe zur Selbsthilfe“ bei Menschen gesetzt, die im Elend lebten. Dass auch heute noch viele Menschen im Elend leben, vor Hunger sterben, sei ein Verbrechen, sagte der Minister. Er sah darin eine der Ursachen für die Flüchtlingsbewegungen in der Welt. Um dem entgegenzuwirken, setzte Kolping damals – und seine Mitglieder heute mit beruflicher Bildung im Handwerk an. Müller lobte das Engagement der zahlreichen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer.

„Menschen ohne Arbeit und ohne Essen machen sich auf den Weg“, sagte der Minister und berichtete von seinen Erfahrungen in den afrikanischen Ländern. Er warnte vor einem dramatischen Bevölkerungswachstum, bei dem jedes Jahr allein in Afrika 20 Millionen junge Menschen neu auf den Arbeitsmarkt strömten, ohne dass Arbeitsplätze vorhanden seien. Dies berge ein enormes Konflikt- und Fluchtpotenzial. Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderung seien Bildung, berufliche Bildung, Chancengleichheit für junge Mädchen, auch um die Geburtenrate zu senken, sowie die Lösung von Ernährungs- und Energieproblemen. Eine Welt ohne Hunger sei möglich, doch bedarf es weiterer Anstrengungen, die auch mit Geld verbunden seien, so der Christsoziale. Er mahnte eine faire Entlohnung für Produkte aus den Entwicklungsländern an. Darüber hinaus brauche sein Ministerium im kommenden Jahr zusätzlich eine Milliarde Euro für die Umsetzung seines „Marshallplans mit Afrika“, sofern er wieder im Kabinett sein werde, stellte der Bundesminister klar. Dies sei weit weniger, als die etwa 30 Milliarden Euro, die Deutschland in Bund, Länder und Kommunen 2016 für die Flüchtlinge ausgegeben hätten, fügte er mit ernstem Ton hinzu. Bei seinem „Marshallplan“ setze er darüber hinaus auf eine soziale Marktwirtschaft mit christlich, sozialen Werten. Müller sieht es als „unsere christliche Aufgabe“, die Schöpfung zu bewahren. Daher forderte er die Einführung von weltweiten Mindeststandards im sozialen und ökologischen Bereich. Im Gedankenaustausch mit den Kolpingmitgliedern sagte er auch der Korruption den Kampf an und prangerte das „Steuerdumping“ europäischer und außereuropäischer Länder an. Er wolle sich auch in der neuen Legislaturperiode für eine gerechte, Globalisierung einsetzen und die Ursachen für Flüchtlingsströme vor Ort bekämpfen. Dabei sei er auf zuverlässige Partner wie das Kolpingwerk angewiesen. Diese Einrichtung sowie die Kirchen leisteten Herausragendes, insbesondere in Ländern, in denen staatliche Strukturen fehlten. „Sie sind unser Premiumpartner, auf den wir auch weiterhin aufbauen werden“, schloss der Minister seinen einstündigen Auftritt.

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