Eichstätt
Fächerübergreifende Vernetzung

Tagung an der Universität zum 70. Geburtstag von Professor Gerhard Zimmer

03.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:49 Uhr
Gerhard Zimmer beim Sichten antiker Formmantelfragmente für den Bronzeguß 2017 in Gerasa in Jordanien. Der Philologe und Archäologe feierte seinen 70. Geburtstag anlässlich dessen eine Tagung an der Universität stattfand. −Foto: Burkhard

Eichstätt (EK) Mit einer Tagung unter dem Titel "Von Athen bis an die Altmühl" haben Kolleginnen und Kollegen sowie Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ihren Lehrer Professor Gerhard Zimmer anlässlich seines 70. Geburtstags geehrt.

Zimmer war vom 31. Juli 1999 bis September 2015 Professor für Klassische Archäologie an der Katholischen Universität Eichstätt.

Neben seinen Kollegen aus der Alten Geschichte, der Klassischen Archäologie, der Klassischen Philologie und der Kunstgeschichte hielten auch Archäologen, die bei ihm promoviert wurden, Vorträge. Die Einleitung hielt Juniorprofessorin Nadin Burkhardt, die ihm auf die Professur folgte.

Burkhardt zufolge ging Gerhard Zimmer aus seiner Heimat Dillingen nach München und studierte dort Klassische Philologie, Germanistik und Klassische Archäologie. Neben der Promotion legte er auch die Lehramtsprüfung in Latein und Altgriechisch ab; nicht nur der erweiterten Berufsoptionen wegen, sondern weil für ihn die antike Kultur immer ein Ganzes aus Kunstwerk, Schrift, Sprache und Bild bildet. Er wurde mit seinem Werk "Römische Berufsdarstellungen" bei Hennig Wrede und Paul Zanker promoviert, für das er das hoch anerkannte Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts erhielt.

Sein ganzes Wissenschaftsleben aber fesselte ihn die Erforschung des antiken Bronzegusses. Mitte der 80er-Jahre verließ er Bayern. Zimmer wurde Mitarbeiter an der Antikensammlung Berlin, wurde Kustos und schließlich stellvertretender Direktor. Zum einen widmete er sich der antiken Produktion, diesmal den griechischen Werkstattbildern, zum anderen den mythischen Darstellungen auf etruskischen Bronzespiegeln. Hier begann seine Zusammenarbeit mit dem Gießereiinstitut in Aachen, das bis heute sein fester Partner in der experimentellen Archäologie ist.

Nach 1989 musste das Direktorengespann den Umzug der Antikensammlung auf die Museumsinsel nach Berlin Mitte organisieren. Die Antikensammlung blühte auf und wurde gestützt durch den Verein der Freunde der Antike auf der Museumsinsel Berlin e. V. , in dem Gerhard Zimmer lange Jahre Schriftführer war.

Noch im Westen der Stadt habilitierte sich Gerhard Zimmer 1988 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über Griechische Bronzegusswerkstätten. Er trug nicht nur die bis dahin bekannten Befunde und Funde zusammen, sondern beschäftigte sich intensiv mit Werkstattabläufen und Produktionsprozessen. Parallel entstanden Aufsätze zur Bronzewerkstatt des Phidias in Olympia. Dies war seine erste Ausgrabung in Griechenland.

Gerhard Zimmer sei es immer gelungen, Geisteswissenschaftler, Techniker, Ingenieure, Restauratoren in ein gemeinsames Vorhaben einzuspannen, so Burkhard. Er habe sich immer sehr in der Lehre engagiert. Als er 1999 an die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt berufen wurde, habe er weit über das übliche Maß hinaus Lehrveranstaltungen angeboten.

Seine ehemaligen Studierenden seien voll des Lobes und erinnern sich begeistert an die Diskussionen und vor allem an die Exkursionen. Zum Beispiel nach Pompeji, nach Rom oder nach Athen. Seine Studierenden hätten ihn als lebensfrohen Lehrer in Erinnerung. Als Doktorvater unterstützte er seine Schützlinge nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch und als guter Zuhörer.

Besonders in der Erinnerung seien die Ausstellungen, die jeweils im Foyer der Hofgartenbibliothek gezeigt wurden. 2003 regte ihn eine Konferenz zum Koloß von Rhodos, organisiert von Wolfram Hoepfner, zu einer eigenen Behandlung des Themas an. Im Mittelpunkt einer anderen Ausstellung, "Der Knabe und die Gans", 2008, stand ein aufwendiger Bronzenachguss einer berühmten griechischen Skulptur: der "Ganswürger", ein wie ein professioneller Athlet mit einer Gans ringender Knabe.

Zimmer lebt im Altmühltal. Diese Präsenz, so Burkhard, "war und ist es denn auch, die eine tragfähige fachübergreifende Vernetzung in der Universität ermöglichte". Er habe sich gemeinsam mit seinen Kollegen aus den Altertums- und Kunstwissenschaften besonders der Verknüpfung der Fächer gewidmet, mit der Kunstgeschichte zu den Bildwissenschaften und mit der Alten Geschichte und der Klassischen Archäologie zu den Altertumswissenschaften. Diese Zusammenarbeit komme nicht nur den Studierenden, sondern auch den Professoren und Mitarbeitern in Forschung und Lehre zugute. Und auch über die Universität hinaus habe Zimmer sich um eine bayernweite Vernetzung bemüht; er habe mit der Archäologie in Regensburg und Augsburg ein gemeinsames Doktoranden- und Magistrandenkolloquium eingerichtet. 2007 habe er mit den Kollegen der Alten Geschichte, der Klassischen Philologie und den Theologen den Masterstudiengang "Kulturtransformationen Antike: Juden, Griechen, Römer, Christen" entwickelt.