Lenting
Fachkräftemangel verschärft sich noch

Auch Defizit bei Gewerbegebieten im Landkreis war Thema beim IHK-Regionalausschuss Eichstätt

20.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr
Die Teilnehmer der Sitzung des IHK-Regionalausschusses Eichstätt im Kundenforum der Kessel AG in Lenting. −Foto: Schmidl

Lenting (DK) Aktuelle Entwicklungen am Arbeitsmarkt, der Mangel an Gewerbeflächen im Landkreis Eichstätt und ein Innovation Lab für Jugendliche aus der Region waren Themen der Sitzung des Regionalausschusses Eichstätt der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern am Donnerstagabend bei der Kessel AG in Lenting.

Vor der eigentlichen Sitzung konnten sich die Teilnehmer aber im Kessel-Kundenforum über die Produktpalette des Unternehmens, das sich laut eigenem Slogan als "führend in Entwässerung" sieht, informieren.

Alexander Kessel, Vorstandsmitglied der Kessel AG und Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses, berichtete dann über die Aufgabenverteilung innerhalb der Vorstandschaft des Ausschusses. So hat Kessel selbst die Bereiche Infrastruktur und Hochschule/Forschung übernommen. Thomas Brandl, Geschäftsführer der Eitensheimer Erhard Brandl GmbH & Co. KG, ist Ansprechpartner für die Themen Fachkräfte, Ausbildung/Bildung/Beruf sowie Politik und Frank Fichtner, Geschäftsführer der Gaimersheimer IP Camp GmbH, nimmt sich des Themas Digitalisierung an. Die Repräsentation des IHK-Ausschusses teilen sich der Vorsitzende Kessel und seine beiden Stellvertreter Brandl und Fichtner .

Elke Christian, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt, brachte dann das Thema "Innovation Lab in der Region" zur Sprache und fand dafür unter den Sitzungsteilnehmern großen Zuspruch. So meinte der Eichstätter Landrat Anton Knapp, obere Jahrgangsstufen von Schulen sollten dazu das Gründerzentrum nutzen können. Die Schulen sollten dort "projektmäßig" hingehen und Digitalisierung erleben können. Auch Fichtner hielt diese Herangehensweise für einen "sehr sinnvollen Schritt", um Jugendliche an das Thema Digitalisierung heranzuführen. Es könne ein hoher Anreiz für Jugendliche sein, um sich mit neuen Technologien zu befassen.

Ein ganz anderes Thema schnitt Georg Stark, der Wirtschaftsförderer des Landkreises Eichstätt, an - den Mangel an Gewerbeflächen im Kreis. "Ich könnte eine Million Quadratmeter jederzeit verkaufen - wenn sie denn verfügbar wären", so Stark. Die Schlussfolgerung daraus: "Erweiterungsflächen werden dringend gebraucht." Laut Landrat Knapp ist die Ausweisung von neuen Gewerbegebieten in den vergangenen Jahren aber deutlich schwieriger geworden. Denn zum einen wolle derzeit kaum jemand Flächen verkaufen. Und zum anderen sei das in der jüngsten Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms festgelegte "Anbindegebot" hinderlich, wonach ein neues Gewerbegebiet direkt an die vorhandene Bebauung angebunden werden müsse. Deshalb - und auch wegen Beschwerden von Anwohnern - sei das eine oder andere geplante Gewerbegebiet im Landkreis schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt gewesen.

Im Hauptreferat der Sitzung thematisierte Sebastian John, Referent für Fachkräfte und Zukunft der Arbeit bei der IHK für München und Oberbayern, aktuelle Entwicklungen des Arbeitsmarkts mit einem Schwerpunkt auf Trends und Möglichkeiten zur Fachkräftegewinnung und -sicherung. Angesichts der aktuellen Vollbeschäftigung in Bayern sähen zwei Drittel der bayerischen Firmen den Fachkräftemangel als Risiko, so John. Allein im laufenden Jahr würden im Freistaat Wertschöpfungsverluste in Höhe von knapp 23 Milliarden Euro wegen nicht realisierter Aufträge erwartet. Und für das Jahr 2030 werden Ausfälle in Höhe von über 50 Milliarden Euro prognostiziert.

Der Fachkräftemangel werde dabei zwischen 2018 und 2030 weiter zunehmen, sagte John. So fehlen in diesem Jahr in Bayern 260000, in Oberbayern 103000 und in der Region Ingolstadt 12000 qualifizierte Arbeitskräfte. 2030 werden es im Freistaat dagegen schon 542000, in Oberbayern 195000 und in der Region 21000 sein.

Für die erfolgreiche Anwerbung von neuen Mitarbeitern empfahl der Referent den Unternehmensvertretern, verstärkt auch auf Ältere, Frauen, internationale Fachkräfte und Studenten zu schauen. Bei den für die Mitarbeitergewinnung wichtigen Kanälen stünden Online-Stellenbörsen vor Personalvermittlern ganz oben, an dritter Stelle schon gefolgt von den eigenen Mitarbeitern, berichtete John.

Um die einmal bekommenen Fachkräfte auch halten zu können, empfahl John familienfreundliche Arbeitsbedingungen, ein betriebliches Gesundheitsmanagement, Entwicklungschancen auch für Ältere sowie individuelle Angebote für die Weiterbildung und Qualifikation der einzelnen Mitarbeiter.