Ingolstadt
Fachkräftemangel treibt regionale Wirtschaft weiter um

Mitarbeiterbindung an das Unternehmen ein Schwerpunktthema auf der Herbstsitzung der IHK-Gremien

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Fachkräftemangel und die Mitarbeiterbindung waren die herausragenden Themen am Mittwochabend bei der gemeinsamen Herbstsitzung der IHK-Gremien Eichstätt, Ingolstadt-Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen in Gaimersheim.

Bevor es in die Podiumsdiskussion ging, würdigte Eduard Liebscher, Vorsitzender des IHK-Gremiums Eichstätt, die Zusammenarbeit mit Ingolstadt und den angrenzenden Landkreisen. „Der wirtschaftliche Erfolg wäre sonst nicht möglich gewesen“, sagte er. Schon seit Längerem jedoch macht der fehlende Nachwuchs an Fachkräften auch der regionalen Wirtschaft zu schaffen. Ein „großes Thema“, das besonderen Handlungsbedarf hervorrufe und dem man mit Wissen und Erfahrung begegnen müsse, so Liebscher.

Vertieft wurde die unbefriedigende Situation in der anschließenden Diskussion, an der sich Fritz Peters, IHK-Vorsitzender von Ingolstadt-Pfaffenhofen, Eichstätts Landrat Anton Knapp und Robert Obermeier, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der IHK für München und Oberbayern, beteiligten. Die begann mit einer neuen Hiobsbotschaft: Demnach habe die Konjunkturauswertung für Herbst ergeben, dass sich der Mangel an Fachkräften weiter verstärkt habe, berichtete Obermeier. Peters untermauerte die Nachricht mit handfesten Zahlen. Sie besagen, dass es in Bayern aktuell 29 000 unbesetzte Lehrstellen gebe. Ein Umstand, der die Firmen derzeit am meisten behindere. Peters empfahl deshalb, Schwerpunkte im Ausbildungsmarketing zu setzen. Ein Vorschlag, der im weiteren Verlauf der Sitzung in einem Vortrag von Markus Fichtner, Chef des gastgebenden Unternehmens BFFT, noch fokussiert werden sollte.

Wie es denn, angesichts der Situation, um die Chancen junger Asylbewerber stünde, wollte Elke Christian, Moderatorin des Abends und Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt, wissen. Bei den Arbeitgebern sei eine „große Bereitschaft“ zur Einstellung vorhanden, sagte Peters. 40 Prozent der Unternehmen seien bereit, geeignete Flüchtlinge auszubilden. Um dieser Bereitschaft Nachdruck zu verleihen, habe die IHK einen Forderungskatalog an die Politik gestellt, ergänzte Obermeier. Dieser umfasse unter anderem die Beschleunigung bei der Anerkennung von Asylanträgen, die Vermeidung der Abschiebung während der Ausbildung sowie der Einsatz in der Zeitarbeit.

Knapp klärte darüber auf, welche Rolle die Verkehrsinfrastruktur für das zukünftige Wirtschaftswachstum spielt, erinnerte an den langen Weg hin zur kürzlich vollendeten Nordumgehung Gaimersheim und plädierte für ein regionales Verkehrskonzept, das den Individualverkehr mit einschließe. Als Beispiel nannte er den Ausbau der B 13 und den möglichen neuen Autobahnanschluss zwischen Lenting und Ingolstadt Nord. Er könne sich vorstellen, dass von der B 13 ein Bogen zu der Auffahrt gespannt werde.

Im Anschluss hatte der Hausherr das Wort. BFFT-Gründer Fichtner gab einen Überblick über die Firmengeschichte und betonte, dass auch sein Unternehmen den Fachkräftemangel „extrem verspürt“. Um dem entgegenzuwirken, gründete man 2007 eigens eine Firma, die sich um das Anwerben von Mitarbeitern, unter anderem über die sozialen Netzwerke und die digitalen sozialen Medien, kümmert. Bis zu 1500 potenzielle Arbeitnehmer schreibe die Firma im Jahr an, zwischen 700 und 800 Leute bewerben sich daraufhin. „Zehn Prozent werden zum Vorstellungsgespräch eingeladen, bis zu 40 davon stellen wir jeden Monat ein“, sagte Fichtner. Bis 2017 rechnet man bei BFFT mit weltweit 850 Mitarbeitern.