"Fachkräfte wie ihr werden händeringend gebraucht"

30 Absolventen der Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe nehmen ihre Zeugnisse entgegen

06.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:56 Uhr

21 Altenpfleger und 9 Altenpflegehelfer haben auf der Wülzburg ihre Zeugnisse in Empfang genommen. - Foto: Leykamm

Weißenburg (lkm) Sie sind die Fachkräfte, die so dringend gebraucht werden: Altenpfleger und Altenpflegehelfer, wie sie an der Berufsfachschule der Rummelsberger Diakonie auf der Weißenburger Wülzburg ausgebildet werden. 30 Absolventen beider Richtungen nahmen dort nun ihre Abschlusszeugnisse in Empfang.

Sie alle können nun in einem „wichtigen und verantwortungsvollen“ Beruf durchstarten, wie im Gottesdienst vor der Verabschiedung Pfarrer Heinz Kessler deutlich machte. Er verglich die scheidenden Schüler mit dem forschen Quartett, das der Bibel zufolge ein Dach teilweise abdeckte, um den kranken Freund auf einer Trage zu Jesus hinunterzulassen, der in dem nun von oben offenen Haus vor einer Menschenmenge predigte. Solchen Teamgeist brauche es auch in der Pflege, um gemeinsam Lösungen zu finden, so Kessler. Vor allem dann, wenn sich ein Einzelner für einen Betreuten länger einsetze, als der Zeitrahmen vorgebe und sich so bei den anderen sowie den Kollegen nicht unbedingt Lob einhandle.

Mit der Ausbildung aber sei nun erst einmal ein „stabiles Fundament“ für den künftigen beruflichen Werdegang gelegt, befand nach dem Segen des Geistlichen der Stellvertreter des Landrats, Robert Westphal. Er wünschte viel „Kraft und Einfühlungsvermögen“. Ebenso machte er deutlich, dass es für genau jene Berufsbilder, in denen sich die Absolventen haben qualifizieren lassen, dringenden gesellschaftlichen Bedarf gibt. Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung wachse und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen.

„Fachkräfte wie ihr werden händeringend gebraucht“, formulierte es Gerhard Durst noch deutlicher. Als Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg wusste er über beängstigende Entwicklungen zu berichten. Der personelle Engpass in Sachen Altenpflege sei „in der Region angekommen“. Es gebe Signale, dass Einrichtungen aus Mangel an Mitarbeitern möglicherweise keine Menschen mehr aufnehmen können. Die Agentur selbst will mit Schulungen zu Betreuungsassistenten gegensteuern.

Beantragt sei auch eine gemeinsame Beschulung von Arbeitskräften in Voll- und Teilzeit. Letztere ermögliche es, Familie und Beruf besser in Einklang zu bringen und böte sich so für den Quereinstieg an, sagte Durst. Letztlich aber sollten die Fachkräfte selbst „gute Botschafter der Altenpflege“ sein, denen er zugleich wünschte, dass sie „die „Wertschätzung erfahren, die sie verdienen.“

Die sollte dann im oberen Bereich anzusiedeln sein. Denn wie Weißenburgs Bürgermeisterin Maria Schneller betonte, habe die Berufswahl der Absolventen „mit dem Sinn des Lebens zu tun“ und gelebter Hilfsbereitschaft zu tun. Der Weg, der nun vor den 30 Verabschiedeten liege, sei auch mal steinig und kurvig.

Dass ältere Menschen immer stärker als „Kostenfaktor wahrgenommen werden, halte ich für eine gefährliche Tendenz“, warnte die Leiterin der Zentralen Diakoniestation Weißenburg, Ursula Amler. Sie mahnte den Respekt vor dem Erfahrungsschatz im Alter an. Dies praktisch umzusetzen ist nicht immer einfach, wohl auch deswegen sei „Pflegen eine Kunst“, wie Diakon Christian Oerthel (Rummelsberger Diakonie) formulierte.

Die Sprecherinnen der Absolventen, Carina John und Ann-Kathrin Ortner blickten recht zufrieden auf ihre Ausbildung hier zurück. Es habe zwar auch mal unterschiedliche Meinungen gegeben, aber die „wurden ausdiskutiert.“ Sie lobten vor allem praktische Ausbildungsinhalte wie den Demenzparcours. Mutmachende Worte der aktuellen Auszubildenden gab Schulsprecher Matthias Hetzel mit auf den Weg. Dies geschah auch mit Musik. Da wurde die Neugier von jenen besungen, die die Schule im kommenden Jahr abschließen und mit Neil Young den Absolventen ein „Herz aus Gold“ bescheinigt.

Schulleiterin Dorothea Eidam rief ihre einstigen Schützlingen zur heiteren Gelassenheit auf: „Lachen ist gesund“. Für Freude sollten nun auch die Absolventen in den Seniorenheimen und bei den Pflegediensten sorgen. Und dabei auch mal sich selbst auf den Arm nehmen. Denn wer solches tut, erspare anderen die Arbeit, so Eidam vor der Übergabe des „schönen Papiers, für das ihr hart geackert habt“. Aus dem Landkreis Roth erhielten Veronika Breindl (Thalmässing) und Andreas Nachtrab (Georgensgmünd) ihre Zeugnisse als Altenpfleger.