Exzellente Existenzgründer

10.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Erneuerbare Energien effizient nutzen will Ludwig Heinloth (links) von der Hilpoltsteiner Firma Enerpipe. Mit großem Erfolg, wie der Preis aus den Händen von Werner Schmiedeler belegt.

Hilpoltstein/Erlangen (HK) Der Gründerpreis der mittelfränkischen Sparkassen ist heuer gleich an drei Unternehmen aus der Region Hilpoltstein gegangen: Bedacht wurden die Pyraser Landbrauerei, die Firma Steifensand Büromöbel aus Freystadt und das Unternehmen Enerpipe aus Hilpoltstein.

Angesichts einer 140 Jahre währenden Firmengeschichte wäre es sicherlich vermessen, bei der Pyraser Brauerei von einer Existenzgründung zu sprechen, umso mehr, weil die Brauerei im kleinen Thalmässinger Ortsteil stolz auf ihre Geschichte ist. Doch angesichts vieler Unternehmen, die letztlich verkauft werden müssen, weil sich kein Nachfolger gefunden hat, gibt es beim Gründerpreis auch die Kategorie Nachfolger. "Und hier gab es eine eindeutige Siegerin", sagte Laudator Werner Schmiedeler, Obmann des Sparkassen-Bezirksverbandes Mittelfranken, bei der gestrigen Preisverleihung in Erlangen: "Marlies Bernreuther".

Strahlend nahm die 32-Jährige, die seit 1. Januar die Brauerei als alleinige Geschäftsführerin leitet, die Urkunde – die mit 2000 Euro dotiert ist – entgegen: "Die bekommt einen Ehrenplatz", sagte sie. Schon als Kind habe sie ihren Vater gefragt, ob sie einmal die Brauerei bekommen werde, erzählte sie – und ab 1995 zielstrebig ihre Ausbildung darauf ausgerichtet.

Die Pyraser Brauerei beschäftige heute 62 Mitarbeiter, 43 davon in Vollzeit. Den letztjährigen Umsatz von 8,5 Millionen Euro habe man mit dem Ausschank von 123 000 Hektolitern Getränken geschafft, mehr als die Hälfte davon war Bier. "Das legt die Latte für die Nachfolgerin ziemlich hoch", würdigte sie die Verdienste ihres Vaters Georg. Sie wolle daran anknüpfen und sei auf einem guten Weg. "Und mit dem Brauereifest im Juni, den Rock Classics im Juli und dem Kinderfest im August holen wir Tausende von Besuchern auf unseren Brauereigutshof."

Den Babyschuhen gerade erst entwachsen ist das Hilpoltsteiner Unternehmen Enerpipe, ansässig an der Ohmstraße. Genau im richtigen Alter also für den so genannten StartUp-Gründerpreis der Sparkassen. Der ist nämlich für innovative Firmen gedacht, die sich schon ein bis drei Jahre am Markt behauptet haben, wie Schmiedeler erklärte. Ludwig Heinloth, einer der beiden Geschäftsführer, zeigte anhand der kurzen Firmengeschichte, dass sich ein echtes Schmuckstück im Gewerbegebiet am Hilpoltsteiner Kränzleinsberg etabliert hat.

Die Firma, im April 2007 von Heinloth und seinem Mitstreiter Martin Böckler aus Fürth gegründet, befasst sich mit dem möglichst effizienten Transport von Energie, etwa: Wie schaffe ich die Wärme eines Blockheizkraftwerks mit möglichst geringen Verlusten in die beteiligten Häuser? Im "zukunftsträchtigen Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien" habe sich Enerpipe erfolgreich positioniert, lobte Schmiedeler. Und Heinloth unterstrich dies mit Zahlen: Gestartet mit zwei Leuten und einer Halbtagskraft hat man sich mittlerweile auf viereinhalb Stellen vergrößert. Der Umsatz von ursprünglich 250 000 Euro soll heuer erstmals die Drei-Millionen-Euro-Grenze durchbrechen – Kennzahlen, die eine weitere Expansion wahrscheinlich werden lassen.

Die kündigte Heinloth durchaus selbstbewusst auch an: Man wolle eine Produktionshalle bauen, sagte er. Denn derzeit müsse Enerpipe für seine Produktionsanlagen 80 Prozent der Teile zukaufen, erklärte er. Diesen Anteil wolle man mittelfristig auf 50 Prozent reduzieren. Darüber hinaus stehe die Ausweitung der Geschäftstätigkeit auf England, Irland, Frankreich und Osteuropa bevor. In diesen Ländern will die Firma Enerpipe auch ihre mittlerweile fünf Patente im Gebrauchsmuster vertreiben.

Heinloth erklärte auf Nachfrage des Hilpoltsteiner Kurier, dass Enerpipe bislang noch kein geeignetes Grundstück für den Bau der neuen Halle gefunden habe. Jedoch solle die Firma in der Region bleiben. Kommunen, die freie Gewerbeflächen zu vermarkten haben, besitzen also gute Chancen, ein expandierendes Unternehmen ansiedeln zu können, das darüber hinaus noch auf Kooperationspartner aus dem Handwerk setzt, da Enerpipe keine Montage vornimmt. "Das hat Charme", schwärmte Karl Scheuerlein, der Chef der Rother Unternehmerfabrik, "dass die Leute vor Ort etwas davon haben."

Etwas für die eigenen Leute getan hat Lothar Kroczek. Gesellschafter-Geschäftsführer der Firma F.-Martin Steifensand Büromöbel. Dieses ehemals in Wendelstein ansässige Unternehmen hat eine ähnliche Geschichte wie Trend Store in Greding hinter sich: Firmengründer Martin Steifensand verkaufte sein Unternehmen, das zeitweise deutlich über 100 Mitarbeiter hatte, 1992 an einen dänischen Konzern. Unter dessen Führung ging es steil bergab, bis es zum Ende des Jahres 2001 endgültig dicht machen sollte.

Geschäftsführer Kroczek sollte die 90 Mitarbeiter kündigen. "Aber ich habe mich entschieden, das Unternehmen zu übernehmen", erzählte er stolz. "Natürlich nicht in dieser Größe. Nach dem so genannten Management-Buy-out (MBO) ging es am 1. Januar 2002 mit 25 Mitarbeitern weiter. Weil man sich auch räumlich verkleinern musste, suchte sich das Unternehmen in Freystadt ein neues Zuhause – wo nun bereits wieder 46 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen. "Wir sind jetzt erst wieder so richtig durchgestartet", sagte Kroczek in Erlangen. Allein im vergangenen Jahr sei der Umsatz mit den ergonomischen Bürostühlen und Möbeln um zwölf Prozent nach oben geschnellt. Erster Lohn der Mühen: der regionale Gründerpreis in der Kategorie Aufsteiger und die Nominierung für das Äquivalent auf Landesebene.

All diese Beispiele – denn auch CrystAl-N und FMP Technology, zwei Firmengründungen aus der Universität Erlangen, sowie die Suxxeed Sales Evolution Group aus Nürnberg räumten Gründerpreise ab – zeigten die Innovationsfreude in Mittelfranken, sagte Laudator Schmiedeler. Und sie führten vor Augen, dass die Sparkasse mit ihrer Politik der Mittelstandsförderung richtig liege. Er attestierte den Gewinnern: "Von Krise sprechen Sie nicht."