Kelheim
Extraschutz für Liegenschaft in Abensberg

Ausschuss spricht sich nur bei dem Komplex in der Münchener Straße für eine Komplettversicherung aus

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Am Ende stimmten sie zusammen: Der scheidende Landrat Hubert Faltermeier (links) und ÖDP-Kreisrat Peter-Michael Schmalz geraten oft verbal aneinander. In Faltermeiers letzter Kreisausschusssitzung hoben sie gemeinsam die Hand für eine Komplettversicherung aller Kreisgebäude. - Fotos: Janda/Rast

Kelheim (DK) Jeder Privatmann kramt von Zeit zu Zeit seine Aktenordner hervor und prüft, ob er ausreichend versichert ist. Beim Landkreis Kelheim lief das jetzt ganz ähnlich, die Initiative dazu ging vor einigen Monaten vom Kreisausschuss aus. Nun lag dem Gremium die komplette Liste mit allen Verträgen vor, welche die Kommunalpolitiker akribisch durchforsteten. Das Ergebnis: eine Elementarversicherung für die Einrichtungen sämtlicher Liegenschaften sowie eine zusätzliche Komplettversicherung für den kreiseigenen Gebäudekomplex in der Münchner Straße in Abensberg. Obendrein gab es am Ende im Gremium ein beinahe schon historisches Abstimmungsergebnis.

In neun Punkten hatte die Kämmerei sämtliche Versicherungen des Landkreises von Unfall über Haftpflicht, Elektronik, Telefon, Brand, Sturm, Hagel, Leitungswasser, Einbruch bis hin zu den Dienstfahrzeugen und schwerem Gerät des Kreisbauhofs samt den jeweiligen Prämien minutiös aufgelistet. Diese Liste nickten die Kreisräte erst einmal ab.

Diskussionsbedarf gab es hingegen bei der Elementarversicherung für die Liegenschaften, also Dienstgebäude, Schulen, Kreisbauhof oder das Schülerwohnheim in Mainburg. Die Frage: Wie stark sind diese Häuser von Hochwasser, Überschwemmung, Sturzflut oder Rückstau bedroht? Die Verwaltung wusste nur von zwei Schäden in der Realschule in Abensberg in den vergangenen zehn Jahren. Also alles so belassen wie bisher, das Risiko eingehen und keine Elementarversicherung abschließen?

Zu dieser Meinung tendierte Andreas Kreitmeier (CSU). Er bemühte die Wahrscheinlichkeitsrechnung und hielt das Risiko eines größeren Schadensereignisses für vergleichsweise gering. "Aber wenn doch einmal etwas passiert, dann geht es gleich in die Hunderttausende und sogar in die Millionen", hielt ein vorsichtiger Landrat Hubert Faltermeier (FW) dem entgegen. Allein schon wegen des Klimawandels sah Peter-Michael Schmalz (ÖDP) Handlungsbedarf. Außerdem sollte die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen, wenn die bayerische Staatsregierung schon von den Bürgern verlange, sich privat gegen Naturkatastrophen zu versichern.

Auf der anderen Seite stehen allerdings die Kosten. Rund 100 000 Euro pro Jahr sind für ein "Rundum-sorglos-Paket" zu berappen. Das erschien Karl Zettl (FW) entschieden zu viel. "Wo sind denn hier die konkreten Risiken", fragte er mit einem Blick auf die Liste mit den einzelnen Immobilien im Besitz des Landkreises. Richard Zieglmeier (Grüne) schlug daher vor, sich jeden Einzelfall anzusehen und vor Ort zum Beispiel bei den Hausmeistern nachzufragen. Als sich CSU-Fraktionssprecher Wolfgang Gural die Aufstellung noch einmal genauer vornahm, entdeckte er die Möglichkeit, für knapp 27 000 Euro pro Jahr nur die Einrichtung aller Liegenschaften zu versichern.

Am Ende kam es zu einem historischen Abstimmungsergebnis in der letzten von Landrat Hubert Faltermeier geleiteten Kreisausschusssitzung. Der Kreischef votierte zusammen mit seinem "Intimfeind" Peter-Michael Schmalz für eine Komplettversicherung aller Gebäude. Alle anderen Kreisräte waren dagegen.

In einem zweiten Beschluss kam das Gremium einstimmig überein, den aus ihrer Sicht durch Hochwasser besonders gefährdeten Komplex an der Münchner Straße in Abensberg komplett zu versichern. Die Prämie beläuft sich in diesem Fall auf etwa 25 000 Euro pro Jahr.