Riedenburg
Experte für die Juraregion

Professor Kurt Brenner feiert an Weihnachten seinen 80. Geburtstag

23.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:16 Uhr

Seine Kriegserlebnisse haben ihn zum Pazifisten gemacht: Professor Kurt Brenner - Foto: Rast

Riedenburg (rat) Er hat sich als Kreisheimatpfleger für den Erhalt alter Häuser engagiert und die Gesellschaft Dolina für die Erforschung der Jurahochflächen gegründet. An diesem Mittwoch feiert Professor Kurt Brenner aus Prunn seinen 80. Geburtstag.

Das Altmühltal hat den promovierten Volkswirt Zeit seines Lebens nicht losgelassen. Geboren wurde Brenner am ersten Weihnachtsfeiertag 1933 in Herrieden am Oberlauf der Altmühl. Seine Kindheit verbrachte er in Ansbach. Dort wurde der Bub im Februar 1945 Zeuge zweier verheerender Bombenangriffe der Alliierten. Er überlebte knapp, aber die Schrecken des Krieges hat er nie ganz verwunden. „Seitdem bin ich Pazifist“, betont Brenner. Er erinnert sich noch gut, wie er während des Luftangriffes in einem mit Menschen zugepferchten winzigen Kohlenkeller saß: „Die alten Frauen haben gebetet, die Kinder gewimmert.“ Schließlich sei er hinausgelaufen und habe gesehen, wie die „Fliegenden Festungen“ der US-Luftwaffe die nahe Bahnlinie zerstörten.

Nach der Kapitulation des Nazi-Regimes habe er mit anderen Kindern in den verlassenen Flakstellungen oberhalb von Ansbach gespielt. „Es lag eine Unmenge Munition herum und wir haben mit scharfen Handgranaten geworfen. Zum Glück ist nichts passiert.“ Brenner ist froh, dass seitdem in Europa ein Sinneswandel vollzogen worden ist und die EU-Staaten keine Kriege mehr gegeneinander führen.

Der Sohn eines Mechanikermeisters besuchte das Gymnasium und begann nach dem Abitur im Jahr 1960 in Würzburg mit dem Studium der Volkswirtschaft. „Trotzdem kann ich bis heute nicht mit Geld umgehen“, sagt er voll Selbstironie. Im gleichen Jahr heiratete er Sigrid Spengler, eine Diplom-Übersetzerin. Das Ehepaar hat drei Töchter.

Nach dem Examen arbeitete Brenner bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg und promovierte an der Uni Innsbruck. Er startete eine Beamtenlaufbahn und war als Oberregierungsrat für Raumordnung und Landesplanung zuständig. Zu dieser Zeit lagen Ende der 1960er Jahre auch die Pläne des geplanten Main-Donau-Kanals auf seinem Schreibtisch. Zunächst habe ihn dieses Projekt beeindruckt. Doch als er zehn Jahre später mit eigenen Augen gesehen habe, wie eine „gerade und viel zu breite Wasserstraße“ durch das romantische Altmühltal gegraben wurde, habe sich seine Einstellung gewandelt. Allerdings habe er inzwischen seinen Frieden mit dem Kanal gemacht, räumt Brenner ein. Denn dadurch sei die touristische Erschließung des Altmühltals vorangebracht worden.

Im Jahr 1971 ging Brenner als Professor an die neue FH Regensburg. Er lehrte die Fächer Betriebswirtschaft und Soziale Arbeit. Er begründet seinen Wechsel vom Schreibtisch an den Katheder mit der „größeren Freiheit“, die dieses Amt geboten habe. Im Jahr 1977 entdeckte Sigrid Brenner ein leer stehendes Haus in Prunn, das zum Sitz der Familie wurde.

Kurz danach wurde Brenner das Ehrenamt des Kreisheimatpflegers angetragen. „Doch nach drei Jahren hat man mich hinausgeworfen“, berichtet er. „Verantwortlich dafür war meine Sturheit. Denn ich wollte das frühere Amtsgericht am Riedenburger Marktplatz nicht abreißen lassen.“ Dort steht heute die Raiffeisenbank.

Leider starb Ehefrau Sigrid bereits vor knapp zehn Jahren. Er vermisst sie sehr und hat bereits über einen Satz für seine Grabplatte sinniert. „Gönnen statt Gieren“, könnte darauf stehen. Doch noch widmet sich Brenner mit Tatkraft der Stiftung Dolina und der wissenschaftlichen Auswertung tausender Fundstücke, die er vor allem während des Kanalbaus gesammelt hat. Allein seine steinzeitlichen Artefakte lagert er in rund 500 Obstkisten. „Ich müsste 300 Jahre alt werden, um damit fertig zu werden“, sagt er zu seiner Lebensaufgabe.