Eichstätt
Exoten mit Weltklasse

Das Ensemble Phantasm zog das Publikum mit Gamben-Musik aus England in seinen Bann

13.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:13 Uhr
Demokratisch sei die Consort-Musik, findet der Leiter des Ensembles Phantasm, Laurence Dreyfus (links). Denn alle fünf Stimmen sind gleichberechtigt und verschmelzen zu einem Klangnetz: Wie das klingt, zeigte das Quintett dem Musikfest-Publikum im Eichstätter Holzersaal. −Foto: Foto: Klenk

Eichstätt (DK) Abseits vom Mainstream-Konzertbetrieb bewegt sich das Musikfest Eichstätt mit allem, was es tut.

Mit dem Konzert am Samstagabend aber hat sich das Festival für Alte Musik ein wirklich exotisches Phänomen ins Programm geholt: Das Ensemble Phantasm, das ausschließlich auf Instrumenten aus der Familie der Gamben spielt.

In der Gegenwart nicht mehr gängig sind zum einen die Streichinstrumente selbst, die im Verlauf der Musikgeschichte den Geigen, Bratschen und Celli weichen mussten. Zum anderen entspricht die Musik, die das international besetzte Ensemble in den Holzersaal der Sommerresidenz mitbringt, nicht mehr den aktuellen Hörgewohnheiten. Der Leiter und Diskant-Gambist Laurence Dreyfus erklärt es so: Im Grunde war ein Gamben-Consort im 17. Jahrhundert genauso verbreitet wie später das Streichquartett. Die Stücke für diese beiden Ensemble-Formen aber unterscheiden sich grundlegend. Quartette sind hierarchisch, die erste Stimme führt. In der Consort-Musik dagegen gibt es keine zweite Geige. "Alle Stimmen sind gleichberechtigt", sagt Dreyfus. "Demokratisch" nennt er das. Melodie-Motive laufen durch alle Stimmen, mal hört man Markku Luolajan-Mikkola an der Bassgambe heraus, mal Jonathan Manson oder Emily Ashton an der Altgambe, mal Emilia Benjamin an der Diskantgambe. Im teils fünf-, teils sechsstimmigen Ensemble spielt auch Heidi Gröger mit, die künstlerische Leiterin des Musikfestes. Und in Momenten, in denen der Blick vielleicht abschweift in den sattgrünen Hofgarten, der sich hinter den Fenstern des Saales erstreckt, verbindet sich auf einmal alles zu einem pulsierenden Klangnetz, das man als heutiger Hörer als rätselhaft, aber auch als hypnotisch empfindet.

Dass Phantasm als Weltklasse in seiner Nische gehandelt wird, kann man anhand einiger Details nachvollziehen: wie die Musiker intensiv und in der absolut gleichen Artikulation den Schlusston eines Stückes streichen. Wie sie die Werke der beiden englischen Komponisten John Jenkins und William Lawes tanzen, schreiten, mäandern lassen. Und wie perfekt sich ihre Gamben, die wie viele historische Instrumente sehr empfindlich und leicht verstimmt sind, zu einem Ganzen mischen. All das schätzt auch Leiter Laurence Dreyfus an dieser Art der Musik. "Es ist eine ideale Welt von Zusammenarbeit, wenn es klappt. " In Eichstätt jedenfalls hat es funktioniert.

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Katrin Poese