Eichstätt
Exoten aus einer vergangenen Zeit

Das Ensemble Fleury präsentierte beim Musikfest französische Salonmusik auf historischen Instrumenten

08.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Die Goldene Gambe (Mitte), ein Nachbau eines reich verzierten historischen Streichinstruments, war der Blickfang des Konzerts mit dem Ensemble Fleury am Freitagabend im Spiegelsaal der Residenz. - Foto: Gerhard Waitz

Eichstätt (EK) Ins Paris des 18. Jahrhunderts entführte das Ensemble Fleury am Freitagabend das Publikum im Spiegelsaal der Residenz. Im Rahmen der Pro-Musica-Konzerte und des Musikfests Eichstätt spielten die Musiker Salonmusik auf historischen Instrumenten, wie es sie nur selten zu hören gibt.

Blickfang des Abends im bis auf den letzten Platz gefüllten Spiegelsaal waren eine golden verzierte achtsaitige Bassgambe und eine Pardessus, eine violinengroße Kniegeige. Heidi Gröger zeigte auf diesen beiden historischen Instrumenten ihr virtuoses Können zusammen mit Mechthild Karkow an der Geige, Karl Kaiser auf der Traversflöte und Wiebke Weidanz am Cembalo.

Die Musiker umrahmten den französischen Abend mit zwei der Pariser Quartette von Georg Philipp Telemann, die dieser anlässlich einer Reise in die Hauptstadt Frankreichs komponierte. Mit dem D-Dur-Quartett eröffneten die Vier ihr "Pariser Concert". Bei den raschen Sätzen zeigte das Ensemble Fleury flinke Finger und große Spielfreude. Flöte und Violine warfen sich die Melodiebögen gekonnt zu oder spielten die raschen Motive perfekt zusammen, während Cembalo und Bassgambe, die wie ein Cello zwischen den Knien gespielt wird, das harmonische Fundament dafür bildeten. Dazu boten ruhige Linien im Bass und getragenere, verschmelzende Melodien der hohen Instrumente in den langsameren Sätzen einen guten Kontrapunkt.

Besondere Virtuosität in der Violine war in Telemanns e-Moll-Quartett gefragt. Schnelle Bogenstriche und Saitenwechsel meisterte Mechthild Karkow sauber mit Attacke, während sie sich in den getragenen Sätzen zusammen mit Karl Kaiser an der Flöte mit Frage- und Antwortmotiven mit Cembalo und Gambe unterhielt.

Heidi Grögers Finger spannten sich auf der Gambe immer wieder weit über deren breiten Hals, um alle acht Saiten sauber spielen zu können. Üblicherweise sind die Gamben des 18. Jahrhunderts nur mit sechs oder sieben Saiten bespannt. Der Instrumentenbauer Fleury - nach dem sich das Ensemble benannt hat - ergänzte jedoch eine Saite und erweiterte damit die Harmonik der Gambe, wie es beispielsweise für die Stücke von Jean-Philippe Rameau nötig war. Auch davon hatten das Ensemble Fleury Hörproben im Gepäck: sein drittes und fünftes Konzert aus den "Pièces des clavecin en concerts". In wechselnden Besetzungen interpretierten die vier Musiker die häufig virtuosen jeweils drei Sätze der Konzerte. Wiebke Weidanz' sonst zurückhaltend begleitendes Cembalospiel rückte dabei mit flüssig gebrochenen Akkorden häufiger in den Vordergrund.

Karl Kaisers Flötenkünste wurden vor allem bei Jacques Hotteterres vierter Suite aus dem "Premier livre" hörbar. Die zarten Töne seiner Traversflöte hoben sich gut von denen der Gambe und des Cembalos ab. Mit reich mit Trillern verzierten, klagenden, aber auch raschen, fröhlichen Melodien zeigte er die vielen Gesichter der Flöte.

Das kleinste Instrument der Gambenfamilie stand bei Johann Melchior Molters Sonata in G-Dur im Fokus. Heidi Gröger tauschte die Bassgambe gegen die Pardessus. Sie hat etwa die Größe einer Geige und klingt auch in deren Tonhöhe, doch spielt man sie auf dem Schoß - wie eine Gambe. Für Heidi Gröger hieß das eine Umstellung in der Position, der Anzahl und der Stimmung ihrer Saiten. Trotzdem meisterte sie ihren virtuosen Part in den schnellen Sätzen von Molters Sonate gekonnt. Den zweiten langsamen Satz bestritt sie alleine mit der Begleitung des Cembalos, sodass die heute fast vergessene Pardessus in der schreitend punktierten Siciliana das Rampenlicht nur für sich hatte. Restlos begeistert über den Ausflug ins Paris des 18. Jahrhunderts und die Musik auf heute selten gehörten Instrumenten bedankte sich das Eichstätter Publikum mit einem langen Applaus.