Neuburg-Schrobenhausen
Exklusiver Zutritt zu elf Baudenkmälern

Häuserfahrt durch den Landkreis stößt auf großes Interesse

26.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Eine Küche mit Flair: Sie bietet jeden Komfort und ist mit modernen Geräten ausgestattet. - Fotos: Hammerl

Neuburg-Schrobenhausen (DK) Die Chance gibt es nur alle 25 Jahre. Ausgebucht war die Häuserfahrt, die Bauberater Thomas Lauer vom Landesverband für Denkmalpflege gemeinsam mit Kreisheimatpfleger Manfred Veit und Michael Wimmer, dem technischen Leiter des Kreisbauamtes, angeboten hatte.

Nur zwei Fahrten pro Jahr gibt es in ganz Bayern. Die Tour am Samstag durch den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen war Lauers 57. und zugleich letzte vor dem Ruhestand. Drei Jahre Vorlauf hatte es gebraucht, seit Veit bei Lauer vorgefühlt hatte. Mehr als 60 Landkreisbewohner ergriffen die Gelegenheit, unter fachkundiger Führung elf Anwesen in sieben Kommunen zu besichtigen. Acht moderne Gebäude und drei Denkmäler hatten die Organisatoren aus ursprünglich mehr als zwei Dutzend Objekten für die neunstündige Tour, die am Landratsamt startete und dann von Bertoldsheim über Gempfing, Rohrenfels, Stengelheim, Ludwigsmoos, Steingriff, Mühlried, Schrobenhausens Stadtteil Auf der Platte, Schenkenau und Pobenhausen führte.

Ziel der Häuserfahrten ist es, Bauinteressierten oder Sanierern positive Beispiele gelungener Baukultur zu zeigen. Ein langgestreckter Baukörper, meist eingeschossig oder mit ausgebautem Dachgeschoss, Satteldächer ohne oder mit geringem Dachüberstand, das sind Eckpunkte der im Landkreis einst üblichen Baukultur, erklärte Wimmer. Viel zu wenig sei darüber bekannt, findet Veit. "Dass wir eine eigene Baukultur haben, ist nicht im Bewusstsein", bedauert er, es gebe auch kaum Literatur darüber, wenig sei erforscht. Schlicht-schön ließe sich der Stil am ehesten beschreiben. Den schreibt das schlichte moderne Haus in Bertoldsheim, das am Anfang der Busfahrt stand, eindrucksvoll fort. Es füge sich, obwohl in unmittelbarer Nähe zur Kirche gelegen, verträglich ins Ortsbild ein, erläuterte der Architekt, "moderne Architektur passt ins Ortsbild, wenn sie unaufdringlich ist". Die Photovoltaikanlage, die den Strombedarf deckt, fällt kaum auf, geheizt wird über eine Wärmepumpe, die mit dem selbst erzeugten Strom betrieben wird.

Eigentümer Dietmar Stöckl stand im Wohnzimmer und beantwortete geduldig die Fragen der 60 Teilnehmer, die in jedes Zimmer schauen durften. Er hat das Haus gerne geöffnet, "schließlich sind wir stolz darauf". Gemeinderat Michael Müller erinnert sich an eine gewisse Skepsis, als das Bauvorhaben damals im Gemeinderat vorgelegt wurde. "Wenn man es jetzt vom Architekt erklärt bekommt, dann ist es etwas anderes", meinte er. Die Fahrt bestätigte ihm und Ehefrau Nathalie, "dass uns alte, geschichtsträchtige Gebäude, deren Gestaltung und das Wohnklima, das sie bieten, am besten gefallen". Die erste Kostprobe gaben Sabine und Michael Filbig, die den ehemaligen Bertoldsheimer Pfarrhof aus dem 17. Jahrhundert sanieren, die Räume mit wunderschönen Stuckdecken im Erdgeschoss öffneten und Fragen wie die nach Heizkosten geduldig beantworteten. Ebenfalls aus dem Barock stammt der Pobenhausener Pfarrhof, der ganz am Ende auf dem Programm stand. Mit einem eigenen Kindertrakt beeindruckte das topmoderne Haus der Familie Geier in Ludwigsmoos die Besucher, der Pfarrhof in der Schenkenau konnte nur von außen besichtigt werden.

Anregungen und Ideen für einen späteren eigenen Bau wollten sich Ursula und Petra Seitle aus Karlshuld holen. Die beiden jungen Frauen waren ganz besonders beeindruckt von den aus ehemaligen Viehställen entstandenen Büroräumen der Gempfinger Architekten. "Der Gedanke, Vorhandenes soweit möglich zu erhalten oder zu integrieren, ist hinsichtlich des aktuellen Flächenverbrauches sehr wertvoll", fand Ursula Seitle.

"Es war ein schöner, wenn auch anstrengender Tag", bilanzierte Veit. Er hofft, dass die Fahrt, an der auch Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler teilnahm, nicht nur Bauwilligen viele neue Anregungen zu Gestaltung, Materialwahl, Energiemanagement und sozialen Aspekten im Wohnungsbau gebracht habe, sondern auch die Baukultur davon profitiere.