Augsburg
Exhibitionist muss im Gefängnis bleiben

Amtsgericht Augsburg verurteilt 27-jährigen Flüchtling zu einem Jahr und drei Monaten Haft

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Augsburg/Aichach (SZ) Kaum war der Flüchtling aus Eritrea in Deutschland, fing er an, in Aichach Frauen sexuell zu belästigen. Damit ist jetzt Schluss. Wegen exhibitionistischer Handlungen in acht Fällen verurteilte ihn das Amtsgericht Augsburg am Montag zu einem Jahr und drei Monaten Haft.

Richter Günther Baumann blieb damit fünf Monate unter dem Antrag von Staatsanwältin Birgit Milzarek. Weil sich der kleine, schmächtige Mann in der Beweisaufnahme im Februar (wir berichteten) damit zu rechtfertigen versuchte, "irgendwie krank" zu sein, gab das Gericht ein Gutachten in Auftrag, das die Umstände der Taten klären sollte.

Claus Kistner sah nun keine Gründe, die auf eine verminderte Schuldfähigkeit hindeuten würden. Seiner Ansicht nach habe der 27-Jährige die Taten begangen, um damit seine Minderwertigkeitsprobleme auszugleichen. In Deutschland sei alles viel aufregender und freizügiger, dadurch habe sich der Angeklagte verleiten lassen. "In Deutschland küssen sich Männer und Frauen auf offener Straße", das habe ihn animiert, übersetzte ein Dolmetscher. Er habe "gar nicht so richtig gewusst", dass sein Handeln strafbar ist.

Das allerdings kaufte ihm das Gericht nicht ab, auch wenn der hagere Mann in Jogginghosen und Turnschuhen einen reuigen Eindruck auf der Anklagebank machte. Im Gegensatz zu früheren Aussagen hat er gestern bestritten, dass er bereits in seiner Heimat Frauen unsittlich belästigte. Von einem unbändigen Sexualtrieb gesteuert, ließ der Angeklagte vor Frauen die Hosen runter, zeigte gerne "sein bestes Stück" und fing an zu onanieren.

Am Griesbacherl, am Plattenberg, in den Aichacher Grünanlagen, überall lauerte er den Frauen auf. Ob blond, ob brünett, ob alt oder jung, der Typ habe keine Rolle gespielt. "Frau ist Frau." Im Juli 2016 kam der 27-Jährige nach Deutschland, weil eine Darmerkrankung in seiner Heimat nicht operiert werden konnte. Im September begann die Serie von Straftaten, im Dezember wurde er von der Aichacher Polizei verhaftet.

Seiher sitzt er in U-Haft. Eine DNA-Spur, die von seinem Sperma stammt, hat ihn überführt. Besonders zur Last legten ihm Gericht und Staatsanwaltschaft, dass unter den Opfern viele Jugendliche sind und sogar ein zwölfjähriges Mädchen. Das wurde als sexueller Missbrauch bestraft.

Die belästigten Frauen blieben zwar körperlich unversehrt ("Ich wollte niemanden verletzten"), aber empfanden Abscheu und Ekel. Staatsanwältin Birgit Milzarek sah "keinen Raum mehr für eine Geldstrafe", sie wollte den Angeklagten hinter Gitter sehen. "Sie haben keine günstige Sozialprognose." Rechtsanwalt Moritz Bode kämpfte dagegen für eine Bewährungsstrafe seines Mandanten. Das Geständnis sei nicht aus taktischen Gründen erfolgt, der 27-Jährige habe damit den Frauen eine Aussage erspart und vor vielen Peinlichkeiten vor Gericht bewahrt. Bode wies darauf hin, dass sein Mandant aus einem Kulturkreis komme, in dem Frauen früher reif werden. "Seine Mutter war bei seiner Geburt 17 Jahre alt", betonte Bode.

Da es im Gefängnis kaum Mithäftlinge gebe, die seine Muttersprache sprechen, sei er besonders isoliert. Er sei auf sich allein gestellt, seine Haftempfindlichkeit sei größer als von anderen. "Er weiß, was passiert, wenn er seinen Penis wieder rausholt", erklärte Bode. Mit seinen letzten Worten beteuerte auch der Angeklagte, "es wird nicht mehr vorkommen".

Es half alles nichts. Richter Günther Baumann nahm ihm besonders übel, dass er nicht schon in der U-Haft mit einer Therapie begonnen hat. Wegen der vielen Straftaten innerhalb kurzer Zeit ist das Gericht überzeugt: "Ohne Therapie bleiben Sie nicht straffrei."