Evergreens und Fettnäpfchen zum Rosenmontag

20.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:02 Uhr

Neuburg (r) "Ich fahr‘ mit meiner Klara in die Sahara." Wenn "Heini und Eyms" mit ihrer Combo Evergreens der 20er Jahre schmettern, Margot und Maria Hellwig über Heinz Enghuber jodeln und die "Woazenbuam" nach Peinlichkeiten der Lokalpolitiker fahnden, dann ist Rosenmontag in Neuburg.

Den Burgfunken gebührt die Anerkennung, nach dem Wegfall der traditionsreichen Rosenmontagsbälle närrischen Ersatz organisiert zu haben. Immerhin füllte das musikalische Kabarett nicht nur die halbe Nacht (bis 0.30 Uhr), sondern auch den Kolpingsaal mit 550 Besuchern (Eintritt sechs Euro). Treffsicherer Scherz, vielleicht noch satirisch verpackt, muss meist mühsam erarbeitet werden, und die Akteure gaben sich redliche Mühe. "Heini und Eyms" parodierten Louis Armstrong und beherrschen alle Lieder der Comedian Harmonists ("Ein kleiner grüner Kaktus"). Die Combo brachte den Saal zum Mitsingen und Wippen mit ihren Klassikern wie "In der Bar zum Krokodil" und "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern". Dieter Eymold und Heinrich Baar beherrschen das Genre fast professionell, und dieser Umstand ist entsprechend bekannt in Neuburg. Das gilt auch für Norbert Hornauer, den Chef-Kabarettisten des Landratsamtes. Seine israelisch-arabischen Dialoge und Polt-Gemeinderatssitzungen ("Der Weber Max killt Sechsämtertropfen") kennen die Kreisräte aufs Wort aus diversen Weihnachtssitzungen. "Hornauer, übernehmen Sie", heißt es dort nach dem besinnlichen Teil.

Thomas Köstler, Aktivposten der Burgfunken, steuerte das Gros der nicht enden wollenden Darbietungen bei. Er bot Biographisches aus seiner Jugend im Fichtelgebirge, baute mit Arbeitern aus Sachsen die Schallschutzmauer am Eternitweg, befremdete mit einem Theo-Berger-Song und holte mit seinem Filius als Margot und Maria Hellwig CSU-Bürgermeister Heinz Enghuber zum Tanz: "Heinzi, deine Welt ist die CSU, komm lass uns glücklich sein."

Etliche Nummern kamen ziemlich zähflüssig daher. Nach dem Motto "In der Kürze liegt die Würze" hätte sicher auch die Hälfte des fünfstündigen Programms samt ausgedehnter Pausen gereicht. Die "Woazenbuam" fanden das gesuchte Lokalkolorit und steuerten am laufenden Band ihre Anregungen bei. Sie riefen die Sautrog-WM in Neuburg aus (mit Team Seebauer und Lindenthal), erkannten Architektenmurks bei den Stadtwerken, erwiesen sich als Insider von Biohistoricum, Kulturamt und Stadtmarketing, fragten nach der Bettenstadt Neuburg mit der Rekorddichte an Matratzengeschäften, machten sich über Heinz Schneiders entschwundenen Biergarten lustig und wunderten sich, dass "die Stadträte auf der Straße plötzlich wieder grüßen". Antwort: Weil ja bald wieder Wahl ist.