Vohburg
Essen verbindet

Der Asylhelferkreis Vohburg veranstaltet einen Abend mit Afghanen, Syrern und natürlich Deutschen

08.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Exotisch und lecker: Beim afghanischen Abend herrschte großes Gedränge in den Räumen des Asylhelferkreises. Zu essen gab es allerlei Spezialitäten, welche die Asylbewerber zubereitet hatten. - Foto: Lamprecht

Vohburg (DK) "Am Anfang", sagt Kathrin Sixt lächelnd, "hatte ich überhaupt keine Erwartungen. Aber heute kann ich nur sagen: Ich bin begeistert, wie sich das alles hier entwickelt hat." Das alles hier, damit ist der Helferkreis Asyl in Vohburg gemeint, der vor fast genau einem Jahr praktisch aus dem Nichts heraus gegründet wurde. Damals stand die Unterbringung von 150 Flüchtlingen in zwei großen Zelten in Rockolding kurz bevor. Heute ist das Camp längst abgebaut. Die Flüchtlinge leben in einem großen Neubau am Ortsrand und mehreren kleineren Häusern, und auch beim Helferkreis hat sich vieles getan. Aufbruchstimmung herrscht aber immer noch.

Deutlich wird das immer dann, wenn etwas Neues geschieht, etwas, das Helferkreis und Flüchtlinge so noch nicht gemacht haben und einfach einmal ausprobieren wollen. Jüngstes Beispiel: ein afghanischer Abend in den Räumen des ehemaligen Gasthofs Amberger, den der Helferkreis nutzen darf.

Aufgeregt tigert Kathrin Sixt durch den Raum, in dem schon ein junger Flüchtling über einem Blatt mit deutschen Wörtern sitzt und stumm Laute formt. "Ich habe alle eingeladen: Afghanen, Syrer, Pakistanis und natürlich auch Deutsche. Wie viele wir am Ende sein werden? Keine Ahnung", sagt sie und wirft einen Blick auf ihr Handy.

Dann aber dauert es nicht mehr lang. Immer mehr Menschen strömen in den Raum. Reden wild durcheinander, lachen, verteilen sich an den Tischen. Eine junge Frau mit afghanischen Wurzeln, eine Kollegin von Sixt, hat eine afghanische Trommel, eine Dhol, mitgebracht und fängt irgendwann an zu spielen. Es wird geklatscht, getanzt und immer wieder gelacht.

"Gemeinsam lachen funktioniert immer. Das verbindet", sagt später eine der anderen Frauen, die im Helferkreis aktiv ist und selbstverständlich auch an diesem Abend dabei sein will, um mit ihren Schützlingen, die inzwischen oft genug schon fast zur Familie, zumindest aber zum Freundeskreis zählen, zu essen und Spaß zu haben.

Spaßig ist die Arbeit des Helferkreises längst nicht immer. "Bei uns läuft es Gott sei Dank recht gut. Zwischen uns und auch unter den Flüchtlingen gibt es selten mal Probleme", erzählt sie. Schwieriger sei da schon, das wissen auch die anderen Männer und Frauen zu berichten, wenn es um Behörden gehe. Da würden einem oft unnötig Steine in den Weg gelegt, das sei oft genug nicht nachvollziehbar. Ändern könne man das nicht. Nur das Beste daraus machen.

Und genau das versuchen die Mitglieder des Helferkreises auch: Gemeinsam das Beste aus dem machen, was da ist. Konkret heißt das in aller Regel Hilfe zur Selbsthilfe und Hilfe bei der Integration. "Wir machen Deutschkurse, bieten für die Besseren einen Konversationskurs an und auch Mathe wird viel nachgefragt", erzählt Sixt.

Dazu gibt es Alltägliches, das Erklären deutscher Bräuche und Gepflogenheiten - zum Beispiel die Sache mit dem Christbaum und dem Adventkalender, die Frage, wann muss ich zu welchem Arzt und in welchem Geschäft kann ich was kaufen.

Ganz wichtig für gelungene Integration ist, so ist Sixts Überzeugung, auch das Vereinsleben vor Ort und ganz konkret der Sport: "Viele spielen Fußball oder Volleyball. Einige sind in Rockolding und bei den Sauwa Kickern und vier haben inzwischen sogar einen Spielerpass in Irsching."

Einer dieser vier ist Ahmed Yaquoobi. Vor rund einem Jahr ist der 19-jährige Afghane nach Vohburg gekommen, hat inzwischen schon recht gut Deutsch gelernt und ist mächtig stolz darauf, Teil der Mannschaft in Irsching sein zu dürfen. Sein Dank gilt hier, wie so oft, den Mitgliedern des Vereins und des Helferkreises, die es möglich gemacht haben. "Ich bin ihnen wirklich sehr dankbar", sagt er noch ein bisschen schüchtern und wirft einen Blick zu Sixt hinüber, die sich inzwischen zu einer Gruppe Syrer am Nebentisch gesellt hat.

Ebenso wie die Organisatoren freuen sich auch der junge Afghane und seine Freunde, dass an diesem Abend so viele Leute gekommen sind und der Gastraum so voll ist wie lange nicht. Gemeinsam und in Gruppen hatten sie im Vorfeld gekocht und sind jetzt glücklich, dass es allen schmeckt.

Das galt auch für das Begegnungscafé, das der Helferkreis zusammen mit seinen Schützlingen beim Kathreinmarkt in Vohburg organisiert hatte und das auch am kommenden Weihnachtsmarkt-Sonntag wieder geplant ist. "Die Jungs freuen sich, weil sie uns etwas zurückgeben können, und für die Vohburger ist es eine schöne Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen", sagt Sixt und holt sich noch einen Nachschlag Gewürzreis.