Breitenbrunn
"Es wird schon Zeit, dass die Schule wieder beginnt"

Homeoffice und Homeschooling: Michael Schultes und seine Tochter Paula erzählen von ihrem Alltag während der Pandemie

15.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
Dorftour: Paula und Michael Schultes drehen aktuell gerne eine Runde an der frischen Luft durch Wolfertshofen. −Foto: Sturm

Wolfertshofen - Das neuartige Coronavirus wirbelt das Leben in den Familien gehörig durcheinander. Haushalt, Homeoffice, Kinderbetreuung und Homeschooling fordern Eltern und Kinder gleichermaßen. Für Mütter ist es schwieriger geworden, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, Väter warten sehnsüchtig darauf, wieder einmal zum Frühschoppen gehen zu können, Mädchen und Buben freuen sich gar darauf, wenn sie wieder die Schule besuchen dürfen.

 

In Wolfertshofen in der Gemeinde Breitenbrunn hat unsere Zeitung an einem sonnigen, aber für die Jahreszeit deutlich zu kühlen Donnerstagvormittag, den Feuerwehrkommandanten Michael Schultes getroffen, der gerade mit seiner Tochter Paula, vorbei an frühlingshaft blühenden Vorgärten, einen Rundgang durch das gepflegte Dorf macht, um ein bisschen Sauerstoff zu tanken. "Wenn ich da an Familien denke, die in engen Wohnungen in der Großstadt leben, dann haben wir es schon wirklich schön hier auf dem Land", sagt Michael Schultes. Und sein Töchterchen fügt hinzu: "Ja, hier kann ich zusammen mit meiner Schwester Linda draußen im Garten spielen."

Vor dem Spielen haben Papa Michael und Mama Andrea, die an diesem Tag schon zeitig in die Arbeit unterwegs war, aber Lernen auf den Tagesplan gesetzt. Und so ist Paula vor dem Spaziergang durch das Dorf schon zwei Stunden an ihrem Schreibtisch, den sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, gesessen und hat wie ihre Schwester Hausaufgaben gemacht. Paula geht in die erste Klasse der Grundschule in Breitenbrunn, Linda besucht die fünfte Klasse in der Edith-Stein-Realschule in Parsberg. Die beiden Schülerinnen haben jede Menge Lernmaterial zu Hause, das sie täglich mit ihren Eltern durcharbeiten. "Wir haben Unterlagen von den Schulen bekommen und außerdem kommt der Unterrichtsstoff auch per Internet und E-Mail in die gute Stube", erzählt Michael Schultes und meint: "Im Großen und Ganzen klappt das alles recht gut, aber es wird schon Zeit, dass die Schule wieder beginnt."

Die Realschule in Parsberg beginnt für die zwölfjährige Linda am Dienstag, Paula darf am Montag wieder zur Schule nach Breitenbrunn hinunter. "Ich gehe gerne in die Schule und freue mich schon darauf, meine Schulfreundinnen wieder zu sehen", erzählt die kleine Lady und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: "Schade ist nur, dass die Schule ausgerechnet schon am Montag beginnt, wo ich doch am Sonntag meinen siebten Geburtstag habe." Was sie damit meint, erklärt der Papa genauer: "Im Moment dürfen die Töchter am Abend etwas länger aufbleiben als sonst, aber wenn die Schule wieder beginnt, heißt es wieder zeitiger ins Bett." Nur gut, dass sich Paula zum Geburtstag ein nigelnagelneues Bett gewünscht hat. In dem kann sie dann von der Schule träumen.

Der Spaziergang durch das Dorf führt die Beiden vorbei an der geschichtsträchtigen Filialkirche St. Georg zum im Jahr 2016 eingeweihten, schmucken Dorf- und Feuerwehrhaus. Michael Schultes ist Kommandant der Feuerwehr Erggertshofen, seine Gattin Andrea führt die Vereinskasse. Die Pandemie hat auch das dienstliche und gesellschaftliche Treiben in der Feuerwehr auf Eis gelegt. Der Kappenabend im Fasching ging zwar noch großartig über die Bühne, doch kurz danach war Schluss: Schafkopfturnier, Fischessen am Karfreitag, Kirchweihfeste in Wolfertshofen und Erggertshofen sowie die Jubelfeste des Burschenvereins Thonlohe und des Kriegervereins Kemnathen-Rasch - alles Fehlanzeige. Das Gleiche gilt für den Florianstag in Berg und viele feuerwehrdienstliche Veranstaltungen und Fortbildungsmaßnahmen.

Michael und Andrea Schultes fungieren auch als Vereins- beziehungsweise Dorfwirte. Das Dorfhaus in Wolfertshofen ist der einzige noch verbliebene Treffpunkt für die Vereine der ehemaligen Gemeinde Erggertshofen, nach dem es ansonsten kein Dorfwirtshaus mehr gibt. Hier trifft man sich in Nicht-Coronazeiten zum Frühschoppen, zum Gesellschaftsabend, zum Plaudern oder zu Bastelabenden. Auch da geht momentan nichts und das ärgert Michael Schultes. "Wenn ich sehe, dass in Großstädten Menschen dicht an dicht sowie ohne Mund- und Nasen-Schutz protestieren, dass es langsam wieder losgeht mit dem öffentlichen Leben, dass am Montag die Biergärten wieder öffnen dürfen und eine Woche später Speiselokale, dann frage ich mich schon, warum wir hier nicht wenigstens zum Frühschoppen aufsperren dürfen. Bei uns gäbe es kein Problem mit der Abstandsregelung oder den Hygienevorschriften."

Noch hängt aber an der Tür zum Dorfhaus ein Hinweis der Marktgemeinde Breitenbrunn und darauf steht geschrieben: "Das Dorfhaus wird von Amts wegen bis auf Weiteres gesperrt." Da bleibt Schultes eigentlich nur die Hoffnung auf den Engel Aloisius, der auf einer Wolke an der Decke des Gastraumes sitzt und ab und zu herunter kommt, um göttliche Ratschläge zu überbringen. Vielleicht hat er solche auch parat, was die Öffnung der Wirtshäuser betrifft.

swp