Neuburg
"Es wird rustikal bleiben"

Sebastian Bollinger wird neuer Hertlein-Wirt und stellt sein Konzept vor - Neueröffnung im Frühjahr geplant - Früherer Beginn und Essen

30.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:14 Uhr
Der Neue: Sebastian Bollinger übernimmt das Hertlein und will im ersten Quartal 2021 eröffnen. −Foto: S. Hofmann

Neuburg - Sein Name kursierte immer mal wieder unter den Aspiranten, doch jetzt erst ist es offiziell: Sebastian Bollinger wird im kommenden Jahr neuer Wirt des Tanzcafé Hertlein.

Am Freitag stellte sich der 34-jähriger gebürtige Neuburger vor und erläuterte zusammen mit den beiden Eigentümern der Nachtkneipe, was er alles vor hat. "Es wird rustikal bleiben", sagt Bollinger.

Bei einem Vorgänger wie Mike Habermeier, der das Hertlein 24 Jahre und sechs Monate betrieben hat, wird Sebastian Bollinger mit großer Wahrscheinlichkeit eine gewisse Durstrecke überbrücken müssen, bis sich das Publikum an ihn hinter dem Tresen und eine - größtenteils wahrscheinlich - neue Mannschaft in Neuburgs ältester noch existierender Discothek gewöhnt hat. Darum gilt nach wie vor die Prämisse: "Das Hertlein soll das Hertlein bleiben. " Dieses Credo hatten sich Matthias Enghuber und Stefan Lichtenstern, seit 2012 Eigentümer des Gebäudes, zur Grundlage auf der Suche nach einem Nachfolger für Habermeier gemacht. In dessen Beisein hatte Enghuber am Freitag viele lobende Worte: "Es verdient Respekt, wie er dieses Haus so lange durch viele Höhen und Tiefen geführt hat. Das ist eine Lebensleistung". Enghuber sprach aber auch davon, dass das Hertlein in die Zukunft gerettet werden müsse - und mit Sebastian Bollinger habe man genau den richtigen Mann gefunden. "Es war uns wichtig, dass wir, wenn möglich, wieder einen Neuburger als Wirt bekommen. Das sind wir den Stammgästen schuldig. " Auch sei immer klar gewesen, dass die Grundausrichtung anhand von Rock-Musik beibehalten werden müsse.

Bollinger hat bereits bewiesen, dass er weiß, wie man ein Lokal führt. Der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Kinder. Seit nunmehr 13 Jahren ist er selbstständiger Gastronom , die "Sonderbar" in Neuburg führt er seit elf Jahren.

Er sei sich bewusst, dass er das Hertlein in einer schwierigen Zeit übernehme, freue sich aber umso mehr auf diese Herausforderung. "Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten mit vielen Leuten darüber unterhalten, was das Hertlein ist. Das Hertlein ist das Publikum. Das wollen wir hier halten", sagt Bollinger. Deshalb wolle er nicht viel an Optik und Atmosphäre in der Lokalität, die bis 1967 noch eine gutbürgerliche Gaststätte und ein Nachmittags-Tanzlokal gewesen ist, ändern.

Frischen Wind wird es mit Bollingers Einzug dennoch geben. Er plant, gleich nach dem Eingangsbereich und im Nebenraum Sitzgelegenheiten zu installieren. Das hat einen einfachen Hintergrund: "Wir wollen früher starten. " Im Winter hat Bollinger vor, von Mittwoch bis Samstag ab 17 oder 18 Uhr die Pforten zu öffnen, im Sommer soll dann der Sonntag hinzugezogen und am Wochenende bereits ab 14 Uhr geöffnet werden. Außerdem möchte er seinen Gästen im Hertlein zukünftig etwas zu essen anbieten. "Das Ausgehverhalten hat sich geändert. Dem wollen wir Rechnung tragen. " Was genau einmal auf der Speisekarte steht, muss noch erprobt werden, Bollinger peilt aber handfeste deutsche Küche wie Wurstsalat und Obazda an. Zur Zubereitung der Speisen braucht es natürlich eine entsprechend ausgestattete Küche. Ob sich diese hinter dem Thekenbereich realisieren lässt oder vielleicht doch die hintere Bar geopfert werden muss, muss Bollinger nach einem Gespräch mit den Behörden über deren Vorgaben eruieren.

Änderungen soll der Biergarten erfahren, der eine größere Rolle im Gesamtkonzept des neuen Hertlein spielen wird. "Er wird dreiteilig mit einer Lounge, einem klassischen Sitzbereich und einer Art Sonnendeck", sagt Bollinger.

bas