Wolnzach
Es wird nichts mit der Tiefgarage

Grundwasserpegel fordert Zugeständnis: Nur oberirdische Parkplätze für Mehrfamilienhaus im Zentrum

28.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Über die Hoholt-Pilgrim-Straße soll das auf dem jetzt noch brach liegenden ehemaligen landwirtschaftlichen Grundstück (links) geplante Mehrfamilienhaus erschlossen werden. −Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Kein Kubus, sondern eine in die Umgebung passende Gestaltung und viel Grün. Grundsätzliche Vorgaben gibt es im Isek-Prozess für das Wohnbauprojekt an der Hoholt-Pilgrim-Straße - und doch müssen jetzt Abstriche gemacht werden: Wegen des hohen Grundwasserpegels wird es keine Tiefgarage geben. "Zu gefährlich für die Nachbargrundstücke", erklärte jetzt Bürgermeister Jens Machold (CSU).

Es zieht sich. Vor zwei Jahren hat Johann Irchenhauser mit seiner Arcus Bau das ehemalige Eisl-Anwesen im Dreieck Herrnstraße, Gottesackerweg und Hoholt-Pilgrim-Straße gekauft. Ein "Sahnestück", hieß es damals, mitten im Ortszentrum, nur ein paar Schritte weg von Marien- und Marktplatz und trotzdem ruhig situiert , auch wegen der schmalen, engen und teilweise unübersichtlichen Straßen hier, die ein schnelles Fahren eigentlich gar nicht erlauben. Zentrumsnahe Wohnungen sollen hier entstehen, die Planungen dazu sind besonders umfangreich - und langwierig: Bekanntermaßen läuft in Wolnzach der Isek-Prozess und in Abstimmung mit dem Bauträger wurde eben dieses Projekt wegen seiner zentralen Lage einbezogen, die Interessen des Bauträgers und gestalterische Vorgaben abgestimmt, vieles angedacht - und auch wieder verworfen.

Wie ist der Stand der Dinge? Das war Thema der jüngsten Bauausschusssitzung am Dienstagabend, für die sich auch Johann Irchenhauser als Bauherr extra Zeit genommen hatte. Eines nahm Bürgermeister Jens Machold gleich vorweg: Die Planunterlagen konnten seitens der Verwaltung nicht vor der Sitzung an die Räte ausgegeben werden, weil sie sehr kurzfristig vorlagen und zudem "noch einiges mit Frau Hummel abgeklärt werden musste".

Ein Wunsch von Isek-Fachplanerin Barbara Hummel könne nämlich nicht umgesetzt werden: "Es kann hier keine Tiefgarage geben, ein Bau ist ohne eine Gefährdung der Nachbaranwesen einfach nicht möglich." Die Städteplanerin sei zwar "gar nicht glücklich", weil die für die Wohnanlage vorgeschriebenen Parkflächen nun oberirdisch angelegt werden müssten. Aber: "Es gibt leider keine andere Möglichkeit."

Warum nicht, das erklärte Irchenhauser danach im Detail: Für eine Tiefgarage müsse man an dieser Stelle etwa 3,70 Meter graben - "und bei 2,94 Meter kommt hier schon das Grundwasser." Das eigens erstellte Bodengutachten weise zudem torfige Erdschichten aus, ein Nachrutschen sei beim tiefen Abgraben nicht auszuschließen - eine Gefährdung der Nachbargrundstücke damit auch nicht. Rein technisch sei es zwar durchaus möglich, auch unter diesen Voraussetzungen Tiefgaragen zu bauen, man wolle dieses Risiko für die Nachbarn aber einfach nicht eingehen. Neun Wohnungen sollen auf dem Eisl-Gelände entstehen, Zufahrt und Gebäudeeingang sollen nach Norden, also zur Hoholt-Pilgrim-Straße hin, augserichtet sein. Für die neun Wohnungen werden laut Irchenhauser 14 Stellplätze angelegt, zum Teil in Garagen, die erdgeschossig im Osten in den Baukörper integriert sind und auch auf der Freifläche im Osten und Süden. Die Gefahr von Autos auf der ohnehin schon engen Hoholt-Pilgrim-Straße - sie liegt in direkter Nachbarschaft des Amper-Lichtspielhauses und wird von Kinobesuchern gerne zum Parken genutzt - sprach Werner Hammerschmid (SPD) an: "Es gibt in Wolnzach genügend Punkte, wo die Straßen von Mietern und Besuchern total zugeparkt sind." Die Schleifmühl- oder die Kellerstraße sprach er dabei als Beispiele an. Die fehlende Tiefgarage könne hier sogar ein Vorteil sein, hielt Irchenhauser dem entgegen: Aus seiner Erfahrung mit etlichen anderen Bauprojekten wisse er, dass es gerade die Tiefgaragen seien, die nicht gerne angefahren würden. "Allgemein wird eine Tiefgaragenrampe eher schlecht akzeptiert." In diesem Fall aber sei die Zufahrt zu den Parkplätzen bequem möglich - "und da wäre ja jeder Autofahrer dumm, wenn er diese Möglichkeit nicht nutzen und sein Auto auf der engen Straße stehen lassen würde."

Sie könne und wolle nichts beschließen, weil es im Vorfeld der Sitzung ja "keinerlei Unterlagen dazu" gegeben hatte, monierte Marianne Strobl (SPD). Auch er wolle nichts entscheiden, meinte Josef Schäch (FDP-UW-BGW), der die Parksituation kritisch sieht: "Das mag für die Bewohner reichen, aber für die Besucher nicht." Aber ein Beschluss sei für diese Sitzung ja auch gar nicht vorgesehen gewesen, entgegnete der Bürgermeister; es gehe vielmehr um die Vorstellung nach Abstimmung mit dem Isek-Fachbüro.

"Wir haben viel miteinander geredet", so Irchenhauser abschließend, dementsprechend sei das Mehrfamilienhaus eingebettet "in "für eine innerstädtische Lage wirklich sehr großzügige Gärten". Für die Stellplätze und Zufahrten seien Rasengittersteine und Rasenpflaster vorgesehen, das sei der Isek-Fachfrau Barbara Hummel "sehr wichtig" gewesen. Und was die Auslastung des Hauses betrifft, so zeige seine Erfahrung, dass die vorhandenen Parkplätze auch noch Kapazitäten für Besucher bereithalten könnten: "Die Wohnungen werden heutzutage oft auch nur von einer Person genutzt."

Sämtliche Unterlagen werden nun den Räten zur Einsicht zur Verfügung gestellt, in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen soll dann ein Beschluss dazu gefasst werden. Bis dahin soll es auch noch zusätzliche Informationen geben, für die die Verhandlungen im Moment noch laufen: zum alten Eisl-Wohnhaus an der Ecke Herrnstraße/Gottesackerweg. Der Markt Wolnzach habe für dieses Gebäude "nach wie vor" Interesse und den jetzigen Eigentümer, die Arcus Bau, um ein Angebot sowohl zum Ankauf durch die Gemeinde als auch zu den zu erwartenden Sanierungskosten gebeten. Das warte man im Moment noch ab, so Machold.

Karin Trouboukis