Es wird immer öfter hart hingelangt

23.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Sicherheitslage in der Stadt ist gewährleistet, aber die Brutalität bei Gewaltdelikten hat merklich zugenommen. Das ist die Quintessenz aus dem Vortrag von Polizeichef Ignaz Brunner, der gestern im Stadtrat über das Thema Alkoholkonsum und Gewaltbereitschaft im Stadtgebiet sprach.

Auch wenn es mitunter den Anschein hat, dass gewalttätige Übergriffe immer mehr zur Tagesordnung oder vielmehr zum Nachtleben gehören, konnte der Inspektionsleiter beruhigen: Die Zahlen seien seit Jahren relativ konstant, berichtete er. 1148 Delikte waren es 2008. Gestiegen sei allerdings die Bereitschaft, härter hinzulangen. "Heute ist es üblich, auch Wehrlose noch zu schlagen oder als Gruppe auf Einzelne loszugehen", sagte Brunner. Wenn dann die Polizei komme, werde das "als Störung empfunden, weil die Show abgebrochen wird". Die Folgen seien oft sogar Übergriffe gegen seine Kollegen.

Das Gros der Körperverletzungen fällt in die Zeit zwischen Mitternacht und 5 Uhr früh. Besonders die gefährlichen Körperverletzungen – also solche, bei denen Waffen oder Gegenstände im Spiel sind – würden in diesem Zeitraum auffallend häufig registriert. Polizei, Staatsanwaltschaft und die örtlichen Gerichte würden jedoch eine harte Gangart gegen die Aggressoren einschlagen. Nur so sei diesem Phänomen zu begegnen.

Durchgreifen heißt die Parole auch beim Thema Alkoholkonsum unter jungen Leuten. "Wir nehmen Kinder ab 0,1 Promille und Jugendliche ab 0,3 Promille Alkohol in Sicherheitsgewahrsam und lassen sie von ihren Eltern abholen." Deren Reaktion sei aber nicht immer wie erwartet, etwa wie kürzlich im Fall einer 13-Jährigen. Das Kind war mit 1,5 Promille erwischt worden. Da könne man nichts machen, ihre Tochter brauche das ab und zu, habe die Mutter erklärt. "Wir melden so was ans Ordnungsamt und ans Jugendamt und wollen das künftig auch der Führerscheinstelle mitteilen", setzt Brunner auf den Druck von außen. Im Blick habe man auch Erwachsene, die für Jugendliche Schnaps kaufen. Wer dabei erwischt werde, erhalte eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Unterm Strich sieht Brunner die Sicherheit in der Stadt nicht schlechter bestellt als anderswo. Während in Ingolstadt auf 100 000 Einwohner genau 8030 Straftaten kämen (Stand 2008), seien es in Regensburg 9415 und in Augsburg 9042. Man könne sich in der Stadt ohne Angst bewegen und dürfe sich nur nicht auf Provokationen einlassen. Das Gefährlichste sei noch die Fahrt in die Stadt. "Da könnten Sie in einen Unfall verwickelt werden."

Der städtische Ordnungsreferent Helmut Chase berichtete dem Gremium von diversen Aktionen der Verwaltung, um Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten. Dazu gehörten Gespräche mit Wirten und Tankstellenbetreibern, um den Verkauf von Alkohol an Jugendliche einzudämmen ebenso wie regelmäßige Kontrollen durch Mitarbeiter des Ordnungsamts. So habe man erreicht, dass so genannte Saufpartys mittlerweile nicht mehr stattfinden. Die Bemühungen sollen weiter ausgedehnt werden, versicherte Chase.

Der Stadtrat war sich einig, dass neben Behörden vor allem auch Eltern und Schulen gefordert sind. Prävention sollte schon im Kindesalter beginnen. Auch über die Sperrzeit könnte Einfluss auf diverse Auswüchse genommen werden.