Ingolstadt
Es war einmal an Nikolai

12.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:28 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Schon seit 440 Jahren gibt es den Ingolstädter Christkindlmarkt: 1570 ordnete Herzog Albrecht V. an, alljährlich am Festtag des heiligen Nikolaus einen Markt abzuhalten. Der Tradition verpflichtet, haben die Aussteller wieder begonnen, ihre Buden aufzubauen. Am 25. November muss alles fertig sein.

Auch der heftige Wind am Freitag konnte die fleißigen Handwerker nicht von der Arbeit abhalten: Mit einem Gabelstapler in Großformat wurden die kleinen Holzhütten an den rechten Platz gerückt. Auch die von Konditormeister Wolfgang Erhard, der auf dem Christkindlmarkt pro Saison an die 8000 Lebkuchen verkauft. "Unsere neueste Kreation ist der Himmlische mit Champagnertrüffelfüllung", so Erhard, der auch für Alfons Schuhbeck produziert. Ingolstädter Lebkuchen werden sogar in Hamburg verkauft. Dort sind sie allerdings noch mal teurer als auf dem heimischen Christkindlmarkt, verrät der Bäcker.
 

Beim Hüttenrücken immer zur Stelle ist Robby Eckl. "Natürlich leisten wir Nachbarschaftshilfe – hier herrscht doch Kollegialität", meint der Glühweinwirt, der seine Bude schon aufgestellt hat. Und die vom Junior ebenso. Der wird heuer auf dem Christkindlmarkt erstmals Suppen und Eintöpfe anbieten. "Das schmeckt den Leuten, wenn es schön kalt ist", meint Marktmeister Friedhelm Lahn vom Kulturamt. "Und ist mal was anderes als Bratwürstl und Steaksemmeln."

Stunde um Stunde wird das Hüttendorf vom Theater größer und größer, während Lahn genau aufpasst, dass alles nach Plan läuft.

56 Aussteller kommen heuer auf den Christkindlmarkt: Es gibt Kerzen und Christbaumschmuck, weihnachtliches Porzellan und Ausstechformen für Plätzchen, Holzspielzeug und Glasfiguren, Perlen und Silberschmuck, Wollstrickwaren und Spezialstrümpfe sowie alles für Leib und Seele – also Glühwein und Apfelmost, Maroni und Bratäpfel sowie Waffeln und Crêpes. Die kommen – natürlich – aus Grasse. Die französische Partnerstadt ist ebenso vertreten wie das polnische Oppeln mit seinen landestypischen Schafwollprodukten.

Eröffnet wird der Christkindlmarkt am Donnerstag, 25. November, vom heiligen Nikolaus, dem Christkindl und dem Oberbürgermeister. Gleich danach wird die Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt eingeschaltet. Auf der Bühne wird in der ganzen Adventszeit an jedem Tag musiziert und gesungen, meist ab 18 Uhr.

Höhepunkt des Programms ist ein historischer Tag am Freitag, 3. Dezember, anlässlich des Jubiläums 440 Jahre Christkindlmarkt. Da führen die Kinder vom Hort "Schlaufüchse" ein Singspiel auf, und der Nachtwächter erzählt auf seinem Rundgang Geschichten aus der Vergangenheit: So dauerte der Nikolai-Markt zu Ingolstadt ursprünglich nur zwei Tage und wurde erst später verlängert. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es ab 1947 in der Schrannenstraße weiter, dann zog der Christkindlmarkt in die Ludwigstraße, anschließend auf den Rathausplatz und 1998 endlich auf den Theatervorplatz.

Ist dort Endstation? "Das große Manko ist, dass wir uns auf dem Platz nicht mehr ausdehnen können", sagt Friedhelm Lahn. "Das ist schade, denn es gäbe noch so viele schöne Anbieter." Der Marktmeister macht sich so seine Gedanken. "Mir gefällt der historische Christkindlmarkt in München so gut. Vielleicht wäre das eine Idee fürs Neue Schloss und seinen Innenhof", sinniert Lahn. "Man muss ja immer vorausdenken, denn die Konkurrenz schläft nicht. Inzwischen hat ja jedes Dorf einen Weihnachtsmarkt. Da müssen wir mithalten."