Pfaffenhofen
"Es war ein super Erlebnis"

Warum die Pfaffenhofenerin Meike Cabanis entschied, ihren Louan zu Hause auf die Welt zu bringen

04.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Entschied sich bewusst für die Hausgeburt: Meike Cabanis mit ihrem Louan, der am 12. Dezember auf die Welt kam. Bei der Geburt wog er 3450 Gramm und war 53 Zentimeter groß. - Foto: Brenner

Pfaffenhofen (SZ) Als schönes Erlebnis beschreibt die Pfaffenhofenerin Meike Cabanis ihre Hausgeburt. Entgegen dem Trend zu Klinik und Kaiserschnitt brachte die 43-Jährige ihr drittes Kind Louan am 12. Dezember in ihrem Wohnzimmer auf die Welt.

Das erste Mal spürt Meike Cabanis es abends beim Filmschauen. Ein Ziehen, als würde jemand mit dem Blutdruckmessgerät an einem Arm messen - nur eben am Bauch. Kommt jetzt ihr Baby, fragt sie sich. "Ruf lieber die Hebamme an", rät ihr Mann Alexander.

Cabanis will erst mal abwarten. Sie geht Duschen, räumt das Wohnzimmer auf. Als nichts weiter passiert, geht sie schlafen. Am nächsten Morgen kommt Elke Schäl, ihre Hebamme. Der Expertin fällt auf, dass Cabanis Muttermund schon geöffnet ist - sechseinhalb Zentimeter, doch sie hat immer noch keine Wehen. Schäl massiert die Gebärmutter, um die Geburt einzuleiten. Doch der kleine Louan ist jetzt wieder völlig ruhig, weshalb die Hebamme nach einiger Zeit wieder fährt. Cabanis backt Plätzchen, räumt die Küche auf. Da packen sie die Wehen - es dauert keine Minute, bis die Nächste kommt. Hebamme Schäl, die inzwischen bei sich zu Hause angekommen ist, macht sich auf den Weg.

Jetzt geht alles sehr schnell: Während ihr Mann die Geburtsmatratze auf dem Boden des Wohnzimmers vorbereitet, kommen die Presswehen. Als Tochter Xenia das Wohnzimmer betritt, hat ihre Mutter schon den Kopf ihres Bruders ans Tageslicht gepresst. Der Vater empfängt Louan in seinen Armen. "Das war alles so schön", sagt Cabanis. Als Hebamme Schäl ankommt, kann sie sich nur noch um die Nachgeburt kümmern. "Insgesamt dauerte die Geburt 20 Minuten", berichtet die Mutter. 20 Minuten, die sie als "super Erlebnis" beschreibt.

Die nächsten Tage bekommt sie viel Besuch von Freunden und Bekannten, die Louan begrüßen. Und auch Hilfe. "Eine Freundin hat mal durchgesaugt, andere haben für mich gekocht." Diese Selbstverständlichkeit ist einer der Gründe, weshalb sich die Erzieherin für die Hausgeburt entschied, so Cabanis. "Die Geburt ist ein natürlicher Vorgang", sagt sie.

Generell gehört Cabanis zu den Ausnahmen. Hausgeburten gibt es in der Region nur noch sehr selten. Laut Standesamt Pfaffenhofen kamen 2017 insgesamt 810 Babys in der Kreisstadt zur Welt, davon wohnen 617 außerhalb der Stadt. Lediglich sieben Mütter brachten ihr Kind im Bezirk des Standesamtes Pfaffenhofen zu Hause zur Welt.

Cabanis findet, die Hausgeburt werde oft überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen. So ging es ihr selbst bei ihren ersten beiden Kindern, die sie in der Klinik zur Welt brachte, berichtet sie. Später habe sie die Hausgeburt einer Freundin miterlebt. "Das war wie ein schönes Fest." Als ihr Entschluss feststand, reagierte ihr Umfeld aber eher zurückhaltend: "Viele haben mir gesagt ,Du traust dich was' oder waren erstaunt über meine Entscheidung." Natürlich sei eine Hausgeburt nicht für jede geeignet, sagt Cabanis. "Man muss ehrlich zu sich sein, denn es kann immer etwas passieren und man muss dann damit leben, dass man sich gegen das Krankenhaus entschieden hat", sagt sie. "Eine Überlegung wert ist es aber schon."