Altmannstein
"Es war ein Jahr der Extreme"

Jahresabschlusssitzung des Altmannsteiner Marktrats mit einem Blick zurück und einem positiven Fazit für die Gemeinde

21.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:28 Uhr
Für die musikalische Umrahmung sorgten die Zwergelgruppe von Walburga Hummerl sowie drei junge Musiker, die für ihre weihnachtlichen Stücke großen Applaus bekamen. −Foto: Ammer

Altmannstein (DK) Bei seiner Jahresabschlusssitzung hat der Altmannsteiner Marktrat einen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr gehalten. "Es war ein Jahr der Extreme - schön und bedrohlich zugleich", sagte Bürgermeister Norbert Hummel (CSU) in seiner Rede. Für die Gemeinde selbst zog er ein positives Fazit.

"Die geruhsame Zeit zwischen den Jahren lädt dazu ein, noch einmal auf das zu Ende gehende Jahr zurückzublicken." Hummel erinnerte an den Orkan Friederike, der im Januar eine Spur der Verwüstung hinterließ, er ging auf schwere Gewitter mit Hagel und Starkregen im Mai ein, die große Schäden anrichteten. Endlose Sonne ließ im Sommer die Felder vertrocknen, führte zu Waldbränden und massiven Ernteausfällen - wobei die Marktgemeinde hier verglichen mit anderen Teilen Deutschlands noch verhältnismäßig gut weggekommen sei. Der Borkenkäfer fraß sich durch die Fichtenbestände und Hummel kam nicht umhin festzustellen: "Vielleicht ist der Klimawandel schneller gekommen als erwartet."

Ein Jahr der Extreme war das Jahr auch in der großen Politik, fuhr Hummel fort. Er rief die mühselige Bildung einer neuen Bundesregierung ins Gedächtnis, den Zwist in der neuen Regierung und die Rücktritte der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD. "Die Grünen erleben in den Landtagswahlen einen nicht für möglich gehaltenen Höhenflug und die Volksparteien einen nicht einmal in den schlimmsten Albträumen befürchteten Absturz."In der Weltpolitik habe es ebenfalls die Extreme gegeben: Die Angst vor einem Atomkonflikt mit Nordkorea - und plötzlich seien Erzfeinde aufeinander zugegangen. Dafür "gerieten alte Freundschaften ins Wanken". Sorgen um das Klima - auch um das politische - und den freien Handel waren allgegenwärtig. "US-Präsident Trump verprellte die Welt."

Doch es gab auch Lichtblicke: Hummel erinnerte an die aus einer Höhle gerettete Jugendgruppe in Thailand, an die Hochzeit im britischen Königshaus, die deutschen Eiskunstläufer bei Olympia. Und 2019? Europawahlen, die Frage nach dem Brexit - "es bleibt auch 2019 spannend".

Detaillierter ging er auf das Jahr in der Gemeinde Altmannstein ein. Es war geprägt vom Wunsch nach Bauplätzen. Die Baugebiete Am Weingarten III in Pondorf und Am Hirtberg in Schafshill werden bis Mai 2019 erschlossen, in Hexenagger und Neuenhinzenhausen sollen im Frühling zwei weitere Bebauungspläne rechtskräftig werden und im Baugebiet am Görzenberg in Sandersdorf wird ebenfalls die Erschließung vorbereitet. Mit In den Gwänden und Froschau Nord wurden heuer zwei kleinere Baugebiete in Berghausen und Steinsdorf ausgewiesen. Kommendes Jahr sollen weitere Baugebiete in Hagenhill, Laimerstadt, Steinsdorf und Altmannstein folgen.

"Unsere größte Baumaßnahme in 2018 war die Sanierung der Wasserversorgung im Bereich Pondorf und Winden", rief Hummel ins Gedächtnis. Die Arbeiten sind hier zu 90 Prozent abgeschlossen, "der Zeit- und Kostenrahmen wurde eingehalten".

Altmannsteins Bürgermeister erinnerte an die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Ignaz-Günther-Schule. "Rechtzeitig zum Geburtstag konnte auch ein Konzertflügel mit Hilfe von Sponsoren an die Schule übergeben werden", freute er sich. Hier steht demnächst die Sanierung der Sporthalle an, auch die Sanierung des Schulgebäudes selbst stehe bevor. "Das Gleiche gilt für unsere Kindergärten, auch hier stehen in den nächsten Wochen und Monaten wichtige Entscheidungen an, wie der steigende Bedarf an KiTa-Plätzen abgedeckt werden kann", so Hummel. Er erinnerte an die Sanierung der Burg, die Nachbarschaftshilfe für Senioren, die auf den Weg gebracht ist, und die Maßnahmen im Rahmen der Städtebauförderung und der Dorferneuerung, die viel "Geduld, Kraft und Einsatz kosteten". Nicht ohne Stolz erwähnte er auch den Fortschritt am Haus der Vereine in Tettenwang. Hummel freute sich über den neuen Unimog, der an den Bauhof ausgeliefert wurde, und den neuen Kleinbus für die Klärwärter. Außerdem hätten die Anliegen der Bürger fast immer zuverlässig und zeitnah bearbeitet werden können - "selbst dann, wenn es hektisch oder ungemütlich wurde".

In seiner Vorschau auf 2019 erwähnte der Bürgermeister außerdem die Weiterentwicklung des Gemeindlichen Entwicklungskonzepts, die Sanierung der Außenanlagen am gemeindlichen Bauhof und die Friedhofssanierungen in Mendorf und Hexenagger. "Was müssen wir tun, damit wir in unserer Gemeinde auch morgen und übermorgen diese besondere Lebensqualität haben?", fragte Hummel in die Runde. Es seien die Lebendigkeit des Gemeinschaftslebens, die sozialen Beziehungen, die Kultur in der Spanne von Tradition und Moderne, die Vielfalt und der Reiz der Kulturlandschaft und das bürgerschaftliche Engagement, durch das die Marktgemeinde sowohl gesellschaftlich als auch sportlich und kulturell viel zu bieten habe. In diesem Sinne dankte Hummel seinen Kollegen im Marktgemeinderat für ihr Bemühen um die gemeinsame Sache zum Wohl der Bürger, den Mitarbeitern in Verwaltung, Bauhof, an den Schulen, Kindergärten und den Amtsboten, den Institutionen und Behörden, Landrat Anton Knapp, und natürlich den Bürgern selbst "für ihr Vertrauen, ihr Verständnis und Entgegenkommen", ganz besonders jenen, die sich um das Gemeinwesen verdient gemacht haben.

Ein Fazit zum zu Ende gehenden Jahr zogen auch die beiden Fraktionssprecher Wolfgang Eberl (SPD/FW) und Hans Kuffer (CSU/PW). "Vergleichsweise besonnen ging es bei uns im Gemeinderat zu", stellte Eberl mit Blick auf die Geschehnisse in der Welt wie dem Brexit, der Wahl von Rechtspopulist Bolsonaro zum neuen Präsidenten Brasiliens und den extremer werdenden politischen Ansichten fest. In der Marktgemeinde seien viele Probleme angepackt worden, viele Anliegen von Bürgern wurden in den Bürgerversammlungen aufgenommen und werden im Marktrat behandelt. "Kommuniziert man das konkrete Ergebnis des Anliegens an den Bürger auch wieder zurück, ist das gelebte Demokratie", so Eberl. Als besonderes Erlebnis erzählte er vom Seminar an der Schule für Dorf- und Landesentwicklung in Thierhaupten. "Über die Fraktionsgrenzen hinweg saßen wir in Arbeitskreisen zusammen und haben intensiv Haupthandlungsfelder für die Zukunft unserer Marktgemeinde herausgearbeitet." Darunter dörfliche Innenentwicklung, soziale Treffpunkte, Wohnen und Mobilität im Alter. Er selbst sei mit Bürgermeister Hummel in einer Gruppe gewesen, die Radwege zwischen den Dörfern festlegen sollte. Hummel habe den Stift genommen - "und er malte und malte. Ihr werdet es nicht glauben, in kürzester Zeit hatten wir ein super Fahrradnetz auf der Landkarte. Lieber Norbert, jetzt müsste es halt auch noch gebaut werden". So stelle er sich die Zusammenarbeit auch in Zukunft vor, so Eberl. "In die Zukunft blickende Konzepte entwerfen - nicht nur auf Anforderungen reagieren. Die Parteigrenzen hinter sich lassen - nicht nur das vertreten, was Einzelne wollen. Die Probleme der Bürger aufgreifen und diese gemeinsam lösen."

Hans Kuffer sprach in seiner Rede von großen Projekten, die in der Großgemeinde auf den Weg gebracht wurden. Beispielhaft nannte er die Sanierung der Wasserleitungen der Pondorfer Gruppe und hob weiter hervor: "Aktuell läuft die Bauleitplanung für 260 Bauplätze." Auch für 2019 stehen schon Termine an - am 20. Januar kommt Bischof Voderholzer nach Steinsdorf, um die Kirche zu segnen, im Juni findet in der Partnergemeinde Hüttenberg der Reiftanz statt. Außerdem verwies Kuffer auf eine wichtige Wahl am 26. Mai: die Europawahl. "Die Europäische Union ist nicht nur eine Zollunion, sondern vielmehr seit mehr als 60 Jahren ein Friedensgarant", rief Kuffer in Erinnerung. "Noch nie in den letzten 1000 Jahren war so lange an einem Stück Frieden in Mitteleuropa wie im Moment. Das ist ein wichtiges Verdienst der EU, denn wer Geschäfte miteinander macht, führt in der Regel keine Kriege gegeneinander." Er dankte den Kollegen des Marktrats fraktionsübergreifend für die gute, und sachliche Zusammenarbeit.

Den besinnlichen Teil der Jahresabschlussfeier gestalteten die Zwergerlgruppe von Walburga Hummel sowie drei junge Musiker mit. Mit weihnachtlichen Liedern wie "In der Weihnachtsbäckerei" brachten die Kinder ihre Zuhörer zum Lächeln und natürlich gab es großen Applaus für die Beiträge. Vize-Bürgermeisterin Hannelore Eichenseher (CSU) spielte Christkind und überreichte den Sängerinnen, Sängern und Musikern kleine Geschenke. Sie und Hummels zweiter Stellvertreter Josef Wagner lasen zudem irische Segenssprüche und einen erheiternden Text vor - einen Zeitungsbericht über die Geburt Jesu in heutiger Zeit. Die minderjährige Maria wurde demnach festgenommen, weil sie ihr Neugeborenes mitten im Winter in einem Stall zur Welt gebracht und nur spärlich bekleidet in eine Krippe gelegt habe - noch dazu umringt von ausländischen Drogen-Dealern, die mit fragwürdigen Substanzen angereist waren. Mit dem Lied "Tauet, Himmel, den Gerechten" beschlossen die Markträte und ihre Partner den besinnlichen Teil des Abends. Das Sitzungsgeld dieser Jahresschlusssitzung geht übrigens zu je zwei Fünfteln an die Kindergärten in Altmannstein und Schamhaupten sowie zu einem Fünftel an den Kindergarten Wolfsbuch.

Isabel Ammer